- Papyrus Egerton 2
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Der Papyrus Egerton 2 (= P.London.Christ.1) ist ein antikes Codex-Papyrusfragment eines unbekannten Evangeliums, das in Ägypten gefunden und 1935 erstmals von H.I. Bell und T.C. Skeat editiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Das Fragment enthält Bruchstücke von vier Textperikopen
- ein Streitgespräch mit Gesetzeskundigen und Obersten des jüdischen Volkes über einen Gesetzesbruch Jesu. Es endet mit dem erfolglosen Versuch, ihn zu steinigen.
- die Heilung eines Aussätzigen.
- die Steuerfrage (vgl. Mk 12,13-17 EU).
- ein Wunder Jesu am Jordan, das sonst nirgends überliefert ist. Hier ist das Fragment jedoch stark zerstört, so dass der Text kaum rekonstruierbar ist.
Parallelen mit johanneischer Überlieferung finden sich im ersten Fragment. Das zweite und dritte Fragment weist Parallelen mit synoptischer Überlieferung auf.
Herkunft
Sprachlich ähnelt besonders die erste Episode stark analogen Texten des Johannesevangeliums, enthält aber auch synoptische Elemente. Einige Wendungen verraten, dass der Autor nicht aus Palästina stammte. Er reihte die Perikopen anhand von Stichworten lose aneinander. Man vermutet ihn im damaligen Syrien, Kleinasien oder Ägypten.
Datiert wurde der Text zunächst auf 150 n. Chr. Heute datiert man es jedoch meist auf etwa 200. Es ist damit auf jeden Fall eine der ältesten bekannten urchristlichen Handschriften.
Wertung
- Joachim Jeremias (Neutestamentliche Apokryphen S. 82-85) glaubte, der Autor habe alle vier Evangelien gekannt und frei aus dem Gedächtnis zitiert. Es könne sich um einen Auszug aus einem mit einer Passionserzählung abgeschlossenen Gesamtwerk handeln.
- John Dominic Crossan (Four other Gospels, S. 65-87) dagegen vertritt, zumindest die Steuerfrage sei älter als die Parallele Mk 12,13-17. Das Fragment sei daher unabhängig von der synoptischen Tradition entstanden und zeige, dass es zeitgleich dazu andere mündliche und schriftliche Überlieferung von Jesus gab.
- C.H. Dodd (New Gospel) hält die erste Perikope für literarisch vom Johannesevangelium abhängig, während die übrigen Zeilen unabhängig vom NT mündlich tradiert worden seien.
Siehe auch
Literatur
- H.I. Bell/ T.C. Skeat: Fragments of an Unknown Gospel, London 1935
- Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen., Band I: Evangelien., 6. Aufl. Tübingen 1990 (S. 82-85) (enthält deutsche Übersetzung)
Kategorien:- Neues Testament (Textgeschichte)
- Evangelium
- Handschrift der British Library London
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