Parabraunerde

Parabraunerde
Bodenprofil einer mitteleuropäischen Parabraunerde aus Löss mit der typischen Horizontfolge Ah-Al-Bt-(Bt/C-)C (Zeichnung Gerd Hintermaier-Erhard, 2002)
Parabraunerde (Ah-AlBv-BtBv-C) auf Mergeln der Niederterrasse bei Rastatt

Als Parabraunerde (oder „Lessivé“) bezeichnet man einen Boden, bei dem Tonpartikel vom Oberboden in den Unterboden verlagert worden sind. Die Parabraunerde ist ein weit verbreiteter Bodentyp im gemäßigt-humiden Klima aus primär kalkhaltigem Lockergestein.

Typprägender Prozess ist die Tonverlagerung. Die Bestandteile der Tonfraktion (< 2 µm), vor allem Tonminerale und Eisenoxide werden entlang von Makroporen mit dem Sickerwasser in den Unterboden verlagert. Voraussetzung für die Verlagerung der Tonfraktion ist die Dispergierung der Tonminerale. Da das Auftreten von mehrwertigen Kationen (Ca, Mg, Al) in der Bodenlösung zu einer Flockung der Tonminerale führt, ist die Tonverlagerung in der Regel nur in mäßig versauerten Böden nach vorangegangener Entkalkung und vor Einsetzung der Silikatverwitterung im pH-Bereich zwischen (pH 7-5,5) möglich. Die Tonanreicherung erfolgt im noch carbonathaltigen Unterboden. Ausnahmen sind Böden mit hoher Natriumsättigung, wie die salzwasserbeeinflussten Marschenböden und Salzanreicherungsböden in ariden Klimazonen, bei denen auch bei höheren pH-Werten eine Tonverlagerung stattfinden kann.

Inhaltsverzeichnis

Bodengüte und Nutzung

Die Eigenschaften und die daraus folgenden Nutzungsmöglichkeiten der Parabraunerde sind je nach Ausgangsgestein und Verwitterungsgrad sehr unterschiedlich. Sie ist ein sandig bis lehmiger, mäßig nährstoffreicher, tiefgründiger und sehr gut durchwurzelbarer Bodentyp. Das Ausgangssubstrat der Bodenbildung besteht oftmals aus primär kalkhaltigem Lockergestein, z. B. Löss. Die Versorgung mit pflanzenverfügbarem Wasser und der Gehalt an Nährstoffen in Löss-Parabraunerden ist meist vergleichsweise gut, sie werden überwiegend ackerbaulich genutzt. Aus sandigem Substrat bilden sich Bänderparabraunerden, in denen die Tonpartikel in meist mehreren, mehrere Zentimeter mächtigen Bändern im Unterboden akkumulieren; sie wurden früher als Bänderbraunerden bezeichnet.

Parabraunerden unter Wald sind meist stark versauert. Auf sandigem Substrat ist die Bodengüte niedriger, da es wegen einer geringeren Wasserspeicherkapazität häufiger zum Austrocknen des Bodens kommt. Außerdem muss der Boden bei landwirtschaftlicher Nutzung aufgrund ihres geringen Nährstoffgehalts gedüngt werden, um gute Erträge zu erzielen. Auf Löss, Sandlöss und Geschiebemergel dagegen besitzt Parabraunerde eine sehr hohe Bodengüte.

Bodenhorizonte

  • Ah - humoser Oberboden
  • Al - an Ton verarmt, dadurch aufgehellt (lessiviert)→ Bleichhorizont
  • Bt - mit Ton angereichert (dicht, im Extremfall zur Staunässe neigend)
  • (Bv)- bei fortgeschrittener Versauerung möglich: Verbraunungs-/Verlehmungshorizont (Silikatverwitterung)
  • C - Ausgangsgestein

Merkmale: Der gesamte A-Horizont ist schluffig, nach unten hin schwächer humos. Im Bt-Horizont ist der Boden tonangereichert und im Bv-Horizont schließlich lehmig. Der C-Horizont ist kalkhaltig und besteht aus quarz- und silikatreichen Sedimenten wie Löss, Geschiebemergel oder Glazialschotter.

Sonderform

  • Fahlerde, versauerte Parabraunerde mit säuregebleichtem Ae-Horizont

Systematik

In der Bundesrepublik Deutschland gehören Parabraunerden zusammen mit den Fahlerden zur Klasse der Lessivés (L) innerhalb der Abteilung Terrestrische Böden (Landböden).

In der Internationalen Bodensystematik (WRB) werden sie in Abhängigkeit ihrer Basensättigung zu den Luvisols, oder Alisols eingeordnet.

Im US-amerikanischen Bodenklassifikationssystem ST werden sie zu den Alfisols gezählt, z.B. Udalf.


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