Passivradar

Passivradar

Unter Passivradar versteht man eine Ortungstechnik, die im Gegensatz zum herkömmlichen Radar keine elektromagnetische Energie aktiv aussendet, um deren Reflexionen zu analysieren. Stattdessen werden Reflexionen und der Doppler-Effekt von Ausstrahlungen bekannter Rundfunk-, Mobilfunk-, oder ähnlicher konstant strahlender Sender ausgewertet.

Dabei sind dem rechnergestützten Auswertesystem die näher gelegenen Sender, deren genaue Frequenzen, Modulationsarten und die geographische Lage bekannt. Bewegt sich ein reflexionsfähiges Objekt, z. B. ein Flugkörper, im Strahlungsfeld des Senders, so können aus den Frequenz-, Amplituden-, Phasen- und Laufzeitänderungen am Standort des Passivradars Rückschlüsse auf die Flugbahn und die Art und Größe des Objekts gemacht werden. Das Verfahren benötigt wegen der komplizierten und aufwändigen Berechnungen bei der Signalauswertung eine sehr hohe Rechenleistung. Bekannte Systeme sind beispielsweise Celldar (cellphone radar) (Nutzung von Mobilfunk-Signalen) oder das System Silent Sentry (Nutzung von Rundfunk-Signalen). Das Letztere ist beispielsweise in der Lage, den gesamten Luftverkehr über einem Ballungsraum zu überwachen. Beim System Vera-E liegt die Reichweite beispielsweise bei ca. 450 km. Ebenso bietet die ukrainische Firma Topaz auf dem Exportmarkt das Hochleistungs-Überwachungssystem Koltschuga an.

Ein Passivradar kann nur schwer geortet werden, da es keine Strahlung abgibt. Diese Tatsache gilt als ein entscheidender militärischer Vorteil. Ein weiterer diskutierter Vorzug ist die Möglichkeit, Stealthflugzeuge (Tarnkappenbomber B 2 und die F-117 Nighthawk der United States Air Force) aufzuspüren, was mit bisheriger, aktiver Radartechnik nur sehr begrenzt möglich ist.

Nicht nur metallische Objekte, sondern auch Lebewesen beeinflussen die Ausstrahlung von elektromagnetischen Wellen. Eine Verfolgung von Tieren und Menschen ist also prinzipiell möglich. Bei der Celldar-Technik vermutet man eine Ortungsgenauigkeit, die mit Hilfe von Laufzeitmessungen an einem mitgeführten Mobiltelefon sogar den Standort einzelner Personen "auf militärisch nutzbare Entfernungen" bestimmen kann.

Eine Anwendung ist die Warnung vor feindlichem, aktiv suchendem Radar. Ein Gerät für diese Anwendung war der Radardetektor FuG 350 „Naxos“. Mit ihm wurden deutsche U-Boote im zweiten Weltkrieg vor dem Angriff englischer Bomber gewarnt, die mit H2S Radar nach ihrem Ziel suchten.

Eine weitere Anwendung ist die Verfolgung von feindlichem, aktiv suchendem Radar. Deutsche Nachtjäger konnten mit FuG 227 „Flensburg“ englische Bomber aufspüren, wenn diese ihr Rückwärts Warnradar in Betrieb hatten.

Auch Luft-Boden Raketen, wie z.B. AGM-88 HARM, besitzen nur einen passiven Detektor, mit dem sie ihr Ziel anvisieren.

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