Paul-Bert-Effekt

Paul-Bert-Effekt

Der Paul-Bert-Effekt oder auch Neurotoxischer Effekt ist eine reversible Vergiftung des Zentralnervensystems beim Atmen von Atemgasgemischen mit hohem Sauerstoffpartialdruck, beispielsweise beim Tauchen unter Verwendung von reinem Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherter Luft (Nitrox). Er ist eine Teilform der Sauerstofftoxikose. Benannt wurde der Effekt nach dem französischen Arzt Paul Bert. Das Auftreten des Effekts hängt sowohl vom Partialdruck des Sauerstoffs, als auch von der Einwirkzeit ab. Eine Schädigung der Lunge durch die längere Einwirkung eines erhöhten Sauerstoff-Partialdrucks wird als Lorrain-Smith-Effekt (Pulmonaler Effekt) bezeichnet.[1]

Auftreten und Auswirkungen

Bei Verwendung normaler Luft mit einem Anteil von 21 % Sauerstoff wird die für das Auftreten der Vergiftung notwendige Kombination aus Sauerstoffpartialdruck und Einwirkzeit nicht erreicht; dies kann nur bei Verwendung von reinem Sauerstoff, Nitrox oder anderen sauerstoffangereicherten Atemgasen auftreten.[1]

Bei Sauerstoff-Teildrücken oberhalb 1,6 bar kommt es innerhalb relativ kurzer Zeit zu einer Vergiftung des zentralen Nervensystems, was zu Krampfanfällen führt, die man am besten mit denen der Epilepsie vergleichen kann. Dies kann unter Wasser zum Verlust des Mundstücks des Lungenautomaten führen und damit zum Ertrinken. Das Risiko für ein Auftreten ist individuell verschieden. Ungünstige Umstände wie starke körperliche Belastung, Kälte, Hypoglykämie und Hyperkapnie begünstigen das Eintreten von toxischen Effekten.[1] Über Wasser – etwa in einer Druckkammer – klingen die Symptome nach Drucknormalisierung ohne Nachwirkungen ab.

Die Anfälle beginnen zumeist mit Zuckungen im Bereich des Mundes und der Augenlider, zuvor können schnellerer Puls, Übelkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, innere Unruhe, Ohrgeräusche und Röhrensehen als erste Signale auftreten. Sie können aber auch ganz schlagartig in Erscheinung treten. Atemprobleme, die sich in einer schnellen, flachen Atmung äußern, verbunden mit Erstickungsgefühlen und Beklemmungen bilden dann die Überleitung bis es sehr schnell zu toxischen Krämpfen des ganzen Körpers und zum Bewusstseinsverlust kommt.

Zur Vermeidung einer ZNS-Vergiftung sollten Sporttaucher immer die maximale Tauchtiefe für ein bestimmtes Sauerstoffgemisch beachten.

Literatur und Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c Claus-Martin Muth, Peter Rademacher: Kompendium der Tauchmedizin. 2. Auflage, Deutscher Ärzteverlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7691-1239-9, S. 14–15.

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