Paul Lipke

Paul Lipke
Paul Lipke um 1900

Paul Lipke (* 30. Juni 1870 in Erfurt; † 8. März 1955 in Osterburg) war ein deutscher Schachspieler. Nach 1898 begann er sich ins Berufsleben zurückzuziehen und beendete damit frühzeitig seine Meisterkarriere.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Lipke war Schüler am Domgymnasium Magdeburg. Nachdem er das Abiturexamen 1892 in Halle absolviert hatte, studierte er an der Universität Halle Jura und wurde 1897 Rechtsreferendar.[1]

Danach arbeitete er als Rechtsanwalt in Halle und Stendal. Später verlegte er seine anwaltliche Praxis. Seit Anfang Juli 1909 lebte er in Osterburg, das rund zwanzig Kilometer nördlich von Stendal liegt.[2]

Schachlaufbahn

Lipke erlernte das Schachspiel mit ungefähr 14 Jahren. Während seiner Schulzeit wurde er Mitglied im Magdeburger Schachclub. Bereits 1889 teilte er beim Breslauer Hauptturnier, das Emanuel Lasker gewann, den 5./6. Platz mit Ignaz von Popiel. Lipkes erster großer schachlicher Erfolg war der Gewinn des Hauptturniers in Dresden im Jahr 1892, der nach den Regeln des Deutschen Schachbundes (DSB) zum Meistertitel und zur Teilnahme an den international besetzten DSB-Kongressen berechtigte.

Es folgten vordere Platzierungen in den Turnieren von Halle im selben Jahr (zweiter Preis) und Kiel 1893 (dritter Preis). Lipkes größter Erfolg war der zweite Platz im internationalen Kongress zu Leipzig 1894, hinter Siegbert Tarrasch und noch vor Spielern wie Richard Teichmann und Joseph Henry Blackburne. In Eisenach kam es 1896 zu einem Wettkampf gegen Johann Berger, der nach sieben Partien (1:1, =5) unentschieden endete.[3] Beim stark besetzten „Kaiser-Jubiläums-Schachturnier“ in Wien 1898 teilte Lipke zusammen mit Géza Maróczy bei 19 Teilnehmern den achten Platz (es siegte Tarrasch nach Stichkampf gegen Pillsbury, dahinter folgten Janowski und Steinitz).

Lipke galt auch als starker Blindspieler und spielte bis zu zehn Partien gleichzeitig ohne Ansicht des Brettes (Blindsimultan). Er war 1898 neben Berger Redakteur der Deutschen Schachzeitung und dabei für die Redaktion des Partienteils zuständig. Lipke war außerdem Herausgeber der ab 1909 in Coburg erschienenen Deutschen Schachblätter.

Nachdem er sich früh vom ernsten Turnierschach abgewandt hatte, blieb Lipke in Schachvereinen aktiv, darunter (ab 1905) bei der Stendaler Schachgesellschaft. Im Jahr 1927 war er Mitgründer des Osterburger Schachvereins, der bis zum Zweiten Weltkrieg bestand. Auch danach beteiligte sich Lipke noch im hohen Alter am Schachleben seiner Heimatstadt.[4]

Nach Berechnung seiner historischen Elo-Zahl zählte Lipke im Jahr 1894 mit einem Wert von 2725 zu den fünf besten Spielern der Welt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Schachzeitung, Nr. 1/1900, S. 33f. Die Januar-Ausgabe enthielt auch das verwendete Porträt Lipkes.
  2. Stendaler Schachchronik, Eintrag unter 1955; Deutsche Schachzeitung, Nr. 7/1909, S. 219
  3. Deutsche Schachzeitung, 1896, S. 248; P. Feenstra Kuiper: Hundert Jahre Schachzweikämpfe. Die bedeutendsten Schachzweikämpfe 1851-1950, Amsterdam 1967, S. 86
  4. Werner Moritz und Horst Gerber: Sportliches und kulturelles Leben, in: Heimatverein Osterburg (Altmark) e.V. (Hg.): Osterburg im 20. Jahrhundert. Beiträge zur Stadtgeschichte, Halle 2006, S. 142ff. ISBN 9783898123105

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paul Lipke — (30 June 1870 ndash; 8 March 1955), was a German chess master.Lipke was born in Erfurt. [ [http://www.berlinonline.de/berliner zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/1103/none/0092/index.html Paul Lipke : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv ] ] In… …   Wikipedia

  • Lipke — ist der Familienname folgender Personen: Gert Albert Lipke (* 1947), deutscher Jurist, Präsident des Landesarbeitsgericht Niedersachsen Gustav Lipke (1820–1889), deutscher Rechtsanwalt, Politiker (LV) und MdR Jan Lipke (* 1983), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lip — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der bedeutendsten Schachturniere (bis 1900) — Jahr Ort Sieger 2. Platz 3. Platz 1575 Madrid Giovanni Leonardo da Cutri (Königreich Neapel) Paolo Boi (Sizilien) Ruy López de Segura (Spanien) 1821 Saint Cloud Louis Charles Mahé de La Bourdonnais ( …   Deutsch Wikipedia

  • Persönlichkeiten der Stadt Erfurt — Dieser Artikel listet Persönlichkeiten auf, die in Erfurt geboren wurden oder dort besonders gewirkt haben. Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 2 Söhne und Töchter der Stadt 3 Weitere Persönlichkeiten mit Bezug zu Erfurt // …   Deutsch Wikipedia

  • List of chess players — This list of chess players depicts men and women who are primarily known as chess players and have an article on the English Wikipedia. Contents A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Wikipedia

  • Index of chess articles — Contents 1 Books 2 General articles 2.1 0–9 2.2 A …   Wikipedia

  • Liste deutscher Schachspieler — Deutsche Schachspieler alphabetisch Aufgelistet sind neben den historischen Meistern Meisterspieler, die einmal Deutscher Meister waren, einen IM oder GM Titel (beiderlei Geschlechts) tragen, eine Elo über 2400 erreicht haben oder herausragende… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Schachblätter — Titelblatt der Nr.4 des ersten Jahrgangs Die Deutschen Schachblätter waren eine ein bis zweimal monatlich erscheinende Schachzeitschrift, die mit einer kriegsbedingten Unterbrechung von 1909 bis 1943 als Organ des Deutschen Schachbundes… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Erfurt — Dieser Artikel listet Persönlichkeiten auf, die in Erfurt geboren wurden oder dort besonders gewirkt haben. Inhaltsverzeichnis 1 Ehrenbürger 2 Söhne und Töchter der Stadt 2.1 Bis 1799 2.2 180 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”