Paul Massing

Paul Massing

Paul Wilhelm Massing (* 30. August 1902 in Grumbach; † 30. April 1979 in Tübingen), auch Paul Massing, war ein deutsch/US-amerikanischer Sozialwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Katasterkontrolleurs besuchte das Gymnasium in Bad Kreuznach, anschließend studierte ab 1923 Ökonomie und Soziologie an der Frankfurter Handelshochschule und schloss dort 1926 als Diplom-Kaufmann ab. 1927 studierte er ein Semester lang an der Sorbonne in Paris. 1928 kehrte er nach Frankfurt zurück und promovierte bei Wilhelm Gerloff über Die landwirtschaftlichen Bedingungen Frankreichs im 19. Jahrhundert und das Agrarprogramm der Französischen Sozialisten.

Danach arbeitete er bis 1931 in Moskau am dortigen Internationalen Agrarinstitut. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1931 war er bis 1933 aktives Mitglied der KPD in Berlin und Mitarbeiter des ZKs der Partei. Nach dem Ermächtigungsgesetz wurde er von den Nationalsozialisten inhaftiert und kam fünf Monate lang in eine Einzelzelle in das Konzentrationslager Oranienburg. Darüber schrieb er nach seiner Entlassung 1935 unter dem Pseudonym Karl Billinger den autobiografischen Roman „Schutzhäftling 880“, den er allen ehemaligen Mithäftlingen widmete. Nachdem er zunächst über Paris in die USA ausgereist war, kehrte er zeitweise illegal nach Deutschland zurück und war in Widerstandsstrukturen der KPD aktiv, von welcher er sich im Verlauf der Moskauer Prozesse löste. 1939 emigrierte er in die USA, wo er eine Zeit lang mit seiner Frau eine Farm in Quakerstown, Pennsylvania betrieb. Später heiratete Paul Massing die Sozial- und Kommunikationsforscherin Herta Herzog.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs schrieb Massing über Adolf Hitler das Buch Hitler is no Fool („Hitler ist kein Idiot“), um auf die gefährlichen Vernichtungspläne des Diktators aufmerksam zu machen. 1942 lehrte er am Sozialforschungsinstitut der Columbia University in New York City, ab 1948 lehrte er politische Soziologie an der Rutgers University in New Jersey. Dort erschien 1949 auch sein wohl bedeutsamstes Werk: Rehearsal for Destruction: A Study Of Political Anti-Semitism in Imperial Germany. Es erschien 1959, von Felix Weil ins Deutsche übersetzt und bearbeitet, mit dem Untertitel „Vorgeschichte des politischen Antisemitismus" und einem Vorwort von Max Horkheimer und Theodor Adorno.

1977 kehrte Massing mit seiner Frau Herta Herzog-Massing nach Grumbach/Glan zurück, 1978 siedelte er, schwer erkrankt, in ein Altenheim in Tübingen über, wo er im Folgejahr starb.

Literatur

  • Hermann Weber/Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin: Karl Dietz Verlag 2004, S. 488 ISBN 3-320-02044-7

Siehe auch

Weblinks


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