- Paul Walden
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Paul Walden (* 14. Julijul./ 26. Juli 1863greg. auf dem Gut Rosenbeck, lettisch: Rozula, nahe Wenden (Cēsis) im russischen Gouvernement Livland; † 22. Januar 1957 in Gammertingen) war ein deutsch-baltischer Chemiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Walden studierte nach dem Abitur Chemie am Rigaer Polytechnikum, setzte seine Studien in Physik und Chemie in Leipzig und München fort. Im Jahr 1891 wurde er in Leipzig bei Wilhelm Ostwald zum Dr. phil. promoviert, in Odessa legte er 1893 das Examen zum Magister Chem. ab und wurde im gleichen Jahr ordentlicher Professor am Polytechnikum Riga, 1902 - 1906 Direktor des Instituts. 1899 promovierte er auch an der Universität von Petersburg und bekam 1908 den Lehrstuhl von Mendelejew in Petersburg. 1910 wurde er Nachfolger von Friedrich Konrad Beilstein an der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Der Zar pflegte gute Kontakte zu Walden und ernannte ihn zum Kaiserlich russischer Wirklicher Staatsrat mit dem Titel Exzellenz. Im Jahr 1912 übertrug man Walden in New York den Internationalen Kongress für Angewandte Chemie in Russland. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und aufgrund der Folgen der Russischen Revolution flüchtete Walden nach Deutschland.
Er erhielt eine Professur für anorganische Chemie an der Universität Rostock. Im Zweiten Weltkrieg verlor Walden nach Bombenangriffen im Jahr 1942 sein Haus, die Bibliothek und Hab und Gut. Der Achtzigjährige zog nach Frankfurt am Main um und wurde auch dort ausgebombt. Nach Kriegsende nahm er eine Gastprofessor für Geschichte der Chemie in Tübingen an, um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen.
Wissenschaftliche Leistungen
Walden arbeitete auf einem breiten Forschungsgebiet der organischen, anorganischen und physikalischen Chemie. Er befasste sich unter anderem mit der Stereochemie und der Elektrochemie in nichtwässrigen Lösungsmitteln.
Walden konnte synthetisch nachweisen, dass sich am chiralen Kohlenstoffatom durch Austausch der Substituenten die Drehrichtung in polarisiertem Licht ändert. Aus Brombernsteinsäure konnte er sowohl L-Äpfelsäure als auch R-Äpfelsäure herstellen. Bei dieser Substitution nimmt der eingeführte Substituent einen anderen Platz am chiralen Kohlenstoff ein als die Abgangssubstituent. Walden konnte 1897 zeigen, dass bei der Umsetzung kein racemisches Stoffgemisch aus einer Mischung von L-Äpfelsäure und R-Äpfelsäure entsteht, sondern die Chiralität des Kohlenstoffatoms umgekehrt wird.
Emil Fischer bezeichnete 1906 diese Reaktion mit Änderung der Kohlenstoffchiralität als Waldensche Umkehr.
Von 1899 bis 1901 untersuchte Walden die Leitfähigkeit von Thionylchlorid, Sulfurylchlorid, Dimethylsulfat und Phosphortrichlorid und nutzte diese, um die ionische Struktur von Triphenylmethylchlorid bzw. das Triphenymethylradikal, Iod und andere Stoffe zu untersuchen. Die dissoziierende Kraft wurde auf die Dielektrizitätskonstante des Lösungsmittel zurückgeführt.
Walden konnte feststellen, dass das Produkt aus Äquivalentleitfähigkeit und Viskosität häufig eine Konstante ergibt. Dieses Gesetzmäßigkeit ist als Waldensche Regel oder Waldensche Viskositätsregel bekannt.
Walden schrieb das Buch Geschichte der organischen Chemie seit 1880 , es war die geschichtliche Fortsetzung des Werkes von Carl Graebe.
Literatur
- Paul Walden: Aus den Erinnerungen eines alten chemischen Zeitgenossen, Naturwissenschaften, Heft 4, 1950, S.73 - 81
- Georg Lockemann: Paul von Walden, dem Nestor der Chemie, zum 90. Geburtstage am 26. Juli 1953, Naturwissenschaften, Heft 14, S. 373-374
Weblinks
- Literatur von und über Paul Walden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografische Notiz der Universität Rostock
- Biografie in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (russisch)
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