Peace Brigades International

Peace Brigades International

Peace Brigades International (dt. Internationale Friedensbrigaden; kurz pbi) ist eine internationale Friedens- und Menschenrechtsorganisation, die friedensstiftende, friedenserhaltende und friedensschaffende Initiativen auf der Grundlage aktiver Gewaltfreiheit und humanitärer Einsatzbereitschaft ergreifen will. pbi ist den Grundsätzen der Gewaltfreiheit, Unabhängigkeit, der Unparteilichkeit und Nichteinmischung verpflichtet. Sie wird nur auf Anfrage tätig.


Inhaltsverzeichnis

Gründungsgeschichte

Vorläufer

Als Reaktion auf die gewalttätigen Unruhen in Bombay Ende 1921, propagierte Mahatma Gandhi die Idee von der Gründung eines Freiwilligen-Korps, dessen Aufgabe es sein sollte, sich bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen die Konfliktparteien zu stellen. Die Umsetzung der Idee erfolgte aber erst im Jahre 1957 mit der Gründung der Shanti Sena (Friedensarmee) durch Gandhis spirituellen Nachfolger Vinoba Bhave. Die Mitglieder dieser Armee waren durch ihre Arbeit mit führenden Persönlichkeiten vor Ort in einer Vermittlerrolle, leisteten Aufbau- und Versöhnungsarbeit in zerstörten Stadtteilen und wurden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems eingesetzt (siehe auch: Religionen in Indien).[1]

1962 wurde in Beirut erstmals eine Internationale Friedenstruppe für gewaltfreie Aktionen (World Peace Brigades for Non-violent Action) ins Leben gerufen. Diese unternahm einige Aktionen, so z. B. die Vorbereitung eines großen Friedensmarsches zur Unterstützung der Unabhängigkeitsbewegung in Nord-Rhodesien (heutiges Sambia) oder ihre maßgebliche Beteiligung an der Aushandlung eines Friedensabkommens zwischen der Zentralregierung und Aufständischen im indischen Nagaland. Jedoch fehlte es ihr an Ressourcen, um langfristig arbeiten zu können, so dass das Projekt zunächst aufgeben werden musste.

Gründung von pbi

Auf der kanadischen Insel Grindstone kam es schließlich am 4. September 1981 durch Friedensaktivisten aus vier verschiedenen Kontinenten und unter dem Eindruck der Niederschlagung der Solidarność-Bewegung in Polen (siehe: Geschichte Polens), dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan und der drohenden Invasion der USA in Nicaragua (siehe: Contra-Krieg) zur Gründung der Peace Brigades International. Ziel war es, eine solide, langfristige und internationale Struktur für die Einmischung als Drittpartei in Konflikten aufzubauen.

Die Arbeit von pbi

pbi entsendet internationale Beobachter als Augenzeugen in Krisen- und Konfliktgebiete. pbi-Freiwilligen-Teams beschützen durch ihren persönlichen Einsatz Menschenrechtsverteidiger und verletzliche Gruppen (Vertriebene, Flüchtlinge, zivile Friedensdörfer), die von politisch motivierter Gewalt, Entführung und Ermordung bedroht sind (oder sich zumindest subjektiv bedroht fühlen), in dem sie diese begleiten. Das von pbi entwickelte Konzept einer schützenden Begleitung der lokalen Zivilbevölkerung leistet dabei einen unmittelbaren Beitrag zur Gewaltprävention und trägt langfristig zur Stärkung ziviler Konfliktlösungsmöglichkeiten bei. Dabei ist das Ziel von pbi nicht, die Gewalt insgesamt zu beseitigen, sondern sie zu monopolisieren; in den Statuten bekennt sich die Gruppe zum Gewaltmonopol des Staates als gemeinsamem Wert.

Aktuelle Projekte

Aktuell ist pbi mit Projekten in den folgenden Staaten/Regionen engagiert:

Darüber hinaus werden Trainings in Friedenserziehung, zu Schutz und Sicherheitsfragen (Nepal, Große Seenplatte/Zentralafrika) und im Umgang mit Traumatisierungserfahrungen (Kolumbien) durchgeführt. Dialoginitiativen und eine generelle Informationsarbeit gegenüber den Konfliktparteien können eine Rolle spielen, so z.B. im interreligiösen Dialog im SIPAZ-Projekt in Chiapas. Dadurch leistet pbi einen aktiven Beitrag zur Deeskalation und zur Prävention gewaltförmiger Konflikte.

Frühere Projekte

Friedensfachkräfte von pbi waren in:

Darüber hinaus gab es Kurzeinsätze in Nord-Nicaragua und Zentralafrika (2004-2005). Friedensfachkräfte nahmen ausserdem beim World Uranium Hearing in Salzburg im Einsatz. pbi war zudem eine der Mitgliedsorganisationen des Balkan Peace Team (1994-2001; siehe auch: Jugoslawienkriege).

Struktur

pbi ist als internationale nichtstaatliche Organisation bei den Vereinten Nationen akkreditiert und hat den Beobachterstatus inne. Bis jetzt gehören ihr 15 voll anerkannte Ländergruppen und zwei assoziierte Ländergruppen aus Europa und Nordamerika, sowie Australien und Neuseeland an. Sitz des Internationalen Sekretariates ist London. In Brüssels unterhält pbi ein Europa-Büro.

In den 17 Ländergruppen wird finanzielle und organisatorische Unterstützung für die Projekte in den Konfliktgebieten geleistet. Sie betreuen auch das Unterstützungsnetz von pbi (emergency response and alert network). Hier werden Bürger und prominente Persönlichkeiten zum Schutz der MenschenrechtsverteidigerInnen zur Mitarbeit gewonnen, die sich in Bedrohungssituationen für die MenschenrechtsverteidigerInnen einsetzen. Die Ländergruppen informieren zudem die Öffentlichkeit über die Arbeit von pbi und fördern die Menschenrechtsbildung über Friedenserziehung, z.B. über Schulprojekte, im eigenen Land.

Die Geschäftsstelle der deutschen Landesgruppe, die Mitglied in der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden ist, befindet sich in Hamburg. Sie wird in ihrer Arbeit von sog. Regionalgruppen in weiteren Städten sowie überregionalen Arbeitsgemeinschaften unterstützt. Regionalgruppen bestehen unter anderem in Köln-Bonn, Berlin, Hamburg, Leipzig, Rhein-Main, und Stuttgart.

Auszeichnungen

pbi hat in den vielen Jahren der Menschenrechtsarbeit von vielen Seiten Anerkennung erfahren. Dies wird unter anderem anhand der ihr verliehenen Auszeichnungen deutlich:

  • 2001 Nominierung für Friedensnobelpreis
  • Martin Ennals Award 2001
  • Medalla Conmemorativa de la Paz 1999
  • Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 1999
  • Aachener Friedenspreis 1999
  • Sievershausener Friedenspreis 1998
  • Pfeffer Friedenspreis 1996
  • Friedrich Sigmund Schultze Förderpreis 1995
  • Memorial por la Paz y la Solidaridad entre los Pueblos 1995
  • Memorial Per La Pau Josep Vidal I Llecha 1989

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Dietmar Rothermund: Mahatma Gandhi, der Revolutionär der Gewaltlosigkeit, Piper-Verlag, Zürich, 1989
  • Dieter Conrad: Gandhi und der Begriff des Politischen, Fink-Verlag, München, 2006

Einzelnachweise

  1. Gandhis Gewaltfreiheit: Utopie oder Realität? In: peacebrigades.ch Nr. 67 – 03/06, S.10
  2. Schliessung des Indonesiens-Projekts

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