Pechkranz

Pechkranz

Ein Pechkranz war ein Brandsatz, der im mittelalterlichen und neuzeitlichen Kriegswesen eingesetzt wurde. Bei Belagerungen setzte man mit diesen ebenso billigen wie effektiven Kampfmitteln Dächer, Vorratslager, Pulverkammern und andere leicht entzündliche Objekte in Flammen.

Aufbau

Größere Pechkränze bestanden meist aus einem hölzernen Kern um den mehrere Schichten mit Pech getränkter Schnüre gewickelt wurden. Die Durchmesser erhaltener Objekte variieren zwischen 40 und 50 Zentimetern. Das Durchschnittsgewicht betrug ca. 2,5 Kilogramm. Kleinere Brandsätze bestanden nur aus verflochtenen Schnüren und wogen etwa 500 Gramm.

Originale Exemplare haben sich in einigen Waffenkammern und Zeughäusern Europas erhalten, werden aber nur selten in der Fachliteratur behandelt. Zwei Originalstücke (16./17. Jahrhundert) aus den Beständen der Veste Coburg sind in Alfred Geibigs Werk über die Waffenbestände der dortigen Kunstsammlungen dokumentiert und abgebildet (siehe Lit.). Die Verwendung von Pechkränzen durch die Verteidiger der fränkisch-thüringischen Großburg ist für die Jahre 1634 und 1635 überliefert, als die Veste durch kaiserliche Truppen belagert wurde.

Zweckbestimmung

Neben ihrer eigentlichen Funktion als Brandsätze verwendete man Pechkränze auch, um Verwirrung in den Reihen des Gegners zu stiften. Ins Innere einer belagerten Burg oder Festung geschleuderte Pechkränze zwangen den Gegner zu Löscharbeiten und konnten Panik unter den Eingeschlossenen auslösen. Pechkränze konnten leicht in die Schartenöffnungen von Wehrtürmen und Bastionen geworfen werden. Die starke Rauchentwicklung zwang die Verteidiger rasch zur Aufgabe. Jedoch verwendeten auch die Angegriffenen solche Brandsätze zur Verteidigung. Man konnte so Belagerungsmaschinen außer Gefecht setzen oder die Reihen der Angreifer sprengen.

Literatur

Alfred Geibig: Gefährlich und schön - Eine Auswahl historischer Waffen aus den Beständen der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Coburg, 1996. ISBN 3-87472-073-10 (formal falsche ISBN)


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