Pechkohle

Pechkohle

Die Pechkohle (engl.: pitch coal, franz.: houille de poix) wurde hauptsächlich im südbayerischen Kohlenbergbau, in Peißenberg, Hohenpeißenberg, Penzberg, Peiting, Hausham, Miesbach, Au, Marienstein usw. abgebaut. Dort in Südbayern kommt sie als Glanzkohle vor und wurde wegen ihres glänzenden schwarzen Aussehens Pechkohle genannt.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Die Pechkohlenvorkommen in Südbayern werden durch die rechten Donaunebenflüsse Lech im Westen und Inn im Osten begrenzt.[1] Die Lagerstätten befinden sich alle in sogenannten Mulden, praktisch alle diese Mulden erstrecken sich in Ost-West-Richtung. Im Westen liegen die „Peißenberger Mulde“, die „Rottenbucher Mulde“ und die „Murnauer Mulde“ in etwa parallel. Weiter östlich liegen die „Penzberger Mulde“, die kleine „Langsee-Mulde“ und die große „Nonnenwald-Mulde“. Die Penzberger Mulde und die Nonnenwald-Mulde liegen parallel. Noch weiter im Osten liegen die „Miesbacher-Auer Mulde“ und die „Mariensteiner-Haushamer Mulde“, diese beiden Mulden verlaufen ebenfalls fast parallel. Die Flöze haben teilweise eine Mächtigkeit von über einem Meter. Die vielen geringmächtigen Flöze, von oft nur etwa 0,5 Metern Mächtigkeit, waren schwieriger abzubauen als dickere Flöze wie sie in vielen anderen Kohlerevieren vorkommen. Die abbauwürdigen Flöze sind relativ stark verunreinigt und enthalten 50 bis 90 Prozent verwertbare Kohle.

Eigenschaften

Diese Kohlenart ist eine stark inkohlte Hartbraunkohle und hat ein Lagerstättenalter von 35 bis 40 Millionen Jahren. Der Heizwert liegt zwischen 21.000 kJ/kg bis 23.500 kJ/kg (etwa 5.000 bis 5.600 kcal/kg), der Kohlenstoffgehalt bei ca. 60%. Steinkohle hat im Vergleich dazu einen Heizwert von etwa 31.000 kJ/kg (etwa 7.500 kcal/kg) und Weichbraunkohle zwischen 6.490 und 13.000 kJ/kg (1.550 und 3.100 kcal/kg).[2] Diese Kohle enthält etwa 80 % Brennbares, der Aschegehalt liegt bei etwa 10% und der Wassergehalt bei etwa 8 bis 10 %.[3] Sie hat einen hohen Anteil von flüchtigen Bestandteilen von 35 bis 42 % und brennt langflammig. Der Schwefelgehalt ist ebenfalls hoch. Die Kohle eignet sich nicht zur Verkokung und die Brikettierung ist nur durch Zugabe von Bindemitteln möglich.

Durchschnittszusammensetzung Peißenberger Kohle[4]
Inhaltsstoff Gehalt in %
Kohlenstoff 57,1
Wasserstoff 4,4
Sauerstoff u. Stickstoff 14,0
Schwefel 5,3
Asche 8,0

Geschichte (Südbayern)

Entstehungsgeschichte

Im Tertiär, vor 40 Millionen Jahren, gab es dort ein Nordmeer und ein Südmeer. Das Gebiet der heutigen Alpen, zwischen diesen Meeren war Festland. Das Klima war tropisch. In Sümpfen gab es günstige Wachstumsbedingung für Pflanzen und es entstanden Moore mit Torf. Diese Moore waren phasenweise immer wieder unter dem Meeresspiegel, wodurch unterschiedliche Schichten entstanden. Durch die sogenannte Inkohlung mit Luftabschluss und darübergelagerten Schichten, die für den nötigen Druck sorgten, entstand in Verlauf von vielen Millionen Jahren diese Kohle. Zunächst entstand Weichbraunkohle, dann die heutige Hartbraunkohle. Durch die Bildung der Alpen, vor etwa 25 bis 30 Millionen Jahren, hob sich das Gebiet und durch Erosion bzw. Verwitterung kamen die kohleführenden Schichten allmählich wieder an die Oberfläche und wurden dort im 16. Jahrhundert entdeckt.

Geschichte des Abbaus

Der Bergrat Mathias von Flurl erfasste die damals bekannten Vorkommen in seinem Buch von 1792 mit dem Titel Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz. Der dauerhafte, systematische Abbau mit hohen Fördermengen erfolgte etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung. Die Pechkohle wurde, bis auf bedeutungslose Ausnahmen, Untertage, bis in Tiefen von über 1000 Meter abgebaut. In Südbayern hatte der Bergbau nicht die Dominanz wie in anderen Kohlebergbaugebieten, weil die Region gleichzeitig landwirtschaftlich geprägt blieb.[5] Da die Kohle wegen ihrer nicht vorhandenen Backfähigkeit nicht verkokt werden konnte, bildete sich keine angegliederte Montanindustrie. Während in Peißenberg sich die Belegschaft im Wesentlichen aus der ländlichen Bevölkerung vor Ort bildete, stammten in Penzberg und Hausham viel mehr Bergleute aus anderen Regionen.[5][6] 1951 wurde in Peißenberg ein neues mechanisches Abbauverfahren für geringmächtige Flöze, der sogenannte Rammbetrieb entwickelt. Der Abbau wurde zwischen 1962 in Marienstein bis 1971 in Peißenberg aufgegeben. Die Lagerstätten waren nicht erschöpft. Als gegen Ende der Absatz der Pechkohle allmählich zurückging, wurde teilweise noch versucht, diesem Rückgang durch Kohleverstromung mithilfe neuer Kohlekraftwerke entgegenzuwirken.

Markt

Die oberbayerische Pechkohle hatte nicht die überregionale Bedeutung wie etwa die deutsche Steinkohle, sie wurde hauptsächlich nur in Südbayern verkauft. Es lohnte sich nicht diese Kohle mit vergleichsweise geringem Brennwert, die mit relativ hohem Aufwand gewonnen wurde über lange Strecken zu transportieren. Absatzgebiete der Gruben Hausham, Penzberg und Marienstein war das östliche Oberbayern, Niederbayern, Ingolstadt und die Kohle aus der Peißenberger Mulde (Peißenberg, Hohenpeißenberg, Peiting) wurde im westlichen Oberbayern und in Bayerisch-Schwaben verkauft.[7] München wurde von beiden Richtungen beliefert. Diese Gebietsgrenzen wurden vor dem 2. Weltkrieg das rechtsrheinische Kohlensyndikat festgelegt und wurden etwa bis 1958 eingehalten.[7] Der ausschlaggebende Grund für die Schließung der Bergwerke war, dass diese Kohle im Gegensatz zu Heizöl nicht mehr konkurrenzfähig war.[8]

Literatur

  • Buchtitel: Die oberbayerische Pechkohle (Geologica Bavarica 73), München 1975, Herausgeber und Verlag: Bayer. Geologisches Landesamt mit Beiträgen von Karl Balthasar, Peter Geissler, Gerhard Jungk, Heinrich Heissbauer, Manfred Müller, Lilly Pinsl, Marlies Teichmüller, Rolf Teichmüller

Einzelnachweise

  1. Vom Tiefstollen zum Cölestinschacht (Wanderführer), Redaktion: Josef Heinlein, Ludwig Stippel; Herausgeber: Verein der Bergbaumuseumsfreunde Peißenberg e. V., 2. Auflage von 2000, Seite 19
  2. Max Biller, Ludwig Stippel: Bergbau und Bergbau-Museum am Hohen Peißenberg, 3. erweiterte Auflage von 2006, Seite 10
  3. Dr. Peter Geissler: Die Entstehung der oberbayerischen Kohle. In: Peißenberger Bergbau Museum, Heft 1, 1981, Seite 10
  4. Paul Zerle: 135 Jahre Kohlenbergwerk Peissenberg 1837 - 1972, Seite 44
  5. a b Klaus Tenfelde: Bergbaukultur in Oberland. In: Schönere Heimat, Heft 4/1988, 77. Jahrgang, Seite 521
  6. Dr. Ernst Ursel: Der Kohlenbergbau im Pfaffenwinkel, Herausgeber: Bergbaumuseumsfreunde Peißenberg e. V., Seite 12
  7. a b Karl Buchner: Der Absatz der Oberbayerischen Kohle des Kohlenbergwerkes Peißenberg in den letzten 20 Jahren vor der Schließung 1971, selbsterstelltes Manuskript, Hohenpeißenberg 2002, Seite 6
  8. Karl Buchner: Der Absatz der Oberbayerischen Kohle des Kohlenbergwerkes Peißenberg in den letzten 20 Jahren vor der Schließung 1971, selbsterstelltes Manuskript, Hohenpeißenberg 2002, Seite 9

Siehe auch

Weblinks


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