Peraudi

Peraudi

Raimund(us) Peraudi (franz. Raymond Péraud; * 28. Mai 1435 in Surgères; † 5. September 1505 in Viterbo) war Kardinal und Bischof von Gurk und von Saintes.

Leben

Raimund Peraudi wurde in Südfrankreich als Sohn armer Eltern geboren. In seiner Jugend war er Schullehrer in seinem Heimatort und in La Rochelle. Er trat in den Augustinerorden ein und wurde Prior, verließ das Kloster dann aber wieder. Ab 1470 begann er mit seinen höheren Studien an der Universität Paris. 1476 wurde er Magister der Theologie. Im selben Jahr wurde er Domdekan des Domkapitels seiner Heimatdiözese Saintes und begann seine Tätigkeit als Ablasskommissar und theologischer Schriftsteller.

1486 wurde er zum Ablasskommissar für Frankreich und später päpstlicher Legat und Ablassprediger für den Kreuzzug gegen die Türken in Deutschland und Nordeuropa bestellt. Zusätzlich wurde er mit der Administration seiner Heimatdiözese Saintes betraut.

Die Wertschätzung, die der weit herumgekommene Weltpriester bei Kaiser Friedrich III. und dessen Sohn Maximilian I. erfreute, dürfte ausschlaggebend für dessen Ernennung im Jahr 1491 zum Bischof von Gurk und österreichischen Kanzler gewesen sein. Er war der erste Ausländer auf dem Gurker Bischofsstuhl. Am 21. Februar 1491 nahm er von seiner Kathedrale in Gurk Besitz.

In der Folgezeit ist er unermüdlich in diplomatischen Diensten für Papst und Kaiser tätig gewesen. Er vermittelte schon 1488 den Waffenstillstand zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus, 1489 und 1492 den Frieden zwischen Maximilian I. und Karl VIII. sowie 1503 gemeinsam mit dem Schleswiger Herzog Friedrich und dem Hamburger Albert Krantz den Vertrag zwischen den mit Sten Sture d. Ä. verbündeten sechs wendischen Städten unter Führung Lübecks und Johann I. von Dänemark.

Dadurch blieb er seiner Diözese oft längere Zeit fern und bekam in der Person von Nikolaus Kaps einen Weihbischof zur Seite gestellt.

Zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Bischof wurde Peraudi durch Papst Alexander VI. in das Kardinalskollegium mit der Titelkirche S. Maria Nuova in Cosmedin aufgenommen. Kaiser Friedrich III. bemühte sich schon seit einiger Zeit um die Kardinalserhebung Peraudis.

1495 wäre Peraudi bereit gewesen, als Bischof von Gurk zu resignieren, um das Amt durch Kaiser Maximilian I. neu besetzen zu lassen. Um den Wunschkandidaten des Kaisers, den Schwaben Burkhard, zu verhindern, nahm Peraudi von seiner Resignation wieder abstand. Im Jahr 1501 gelang es dem Kaiser Matthäus Lang von Wellenburg als Koadjutor mit Nachfolgerecht einzusetzen.

1503 wurde Peraudi zusätzlich Bischof der Diözese Saintes.

Am 5. September 1506 starb Kardinal Peraudi auf einer Legationsreise in Viterbo und wurde dort in der dem Augustinerorden gehörigen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit beigesetzt.

Literatur

  • Andrea Boockmann: Das zerstörte Gemälde der 'Gregorsmesse' von Bernt Notke in der Marienkirche und der Aufenthalt des Kardinals Raimundus Peraudi in Lübeck 1503. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (ZVLGA) 81, 2001, S. 105-122
  • Jakob Obersteiner: Die Bischöfe von Gurk 1072–1822. Klagenfurt 1969.
  • Nikolaus Paulus: Raimund Peraudi als Ablasskommissar. In: Historisches Jahrbuch 21 (1900), München 1900, S. 645-682.
  • Andreas Röpcke: Geld und Gewissen. Raimund Peraudi und die Ablaßverkündung in Norddeutschland am Ausgang des Mittelalters. In: Bremisches Jahrbuch 71 (1992), S. 43-80
  • Thomas Vogtherr: Kardinal Raimund Peraudi als Ablaßprediger in Braunschweig (1488 und 1503). In: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte 77 (1996), S. 151-180.
  • Wiechmann-Kadov: Die Procession zu Lübeck im Jahre 1503. Und die Ablassbriefe des Cardinal-Legaten Raimund. In: Serapeum, Band 19 (1858), Heft 6 (Digitalisat)

Weblinks



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