- Perniola
-
Mario Perniola (* 20. Mai 1941 in Asti, Italien) ist ein italienischer Philosoph. Er arbeitet insbesondere zu Kunsttheorie und Ästhetik. Seine Schriften befassen sich mit Avantgarde, der Situationischen Internationale, der Postmoderne und der kritischen Theorie. Er ist Herausgeber der kulturwissenschaftlichen Zeitschrift Agalma.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Mario Perniola studierte bei Luigi Pareyson und ist damit von der berühmten Turiner Schule geprägt, die auch andere wichtige zeitgenössische Denker wie Umberto Eco und Gianni Vattimo hervorgebracht hat. Seine frühen Arbeiten befassten sich mit Metaliteratur - was auch seinen Kontakt mit zum Beispiel Eugenio Morale begründet hat. Zwischen 1966 und 1969 stand er in engem Kontakt mit der Situationistischen Internationale (gegründet von Guy Debord). Von 1976 bis 1983 lehrte er an der Universität von Salerno, seither hat er eine Professur an der Universität „Tor Vergata“ in Rom inne. Er war Gastprofessor an vielen Universitäten und Forschungszentren in Frankreich, Dänemark, Brasilien, Canada, Japan und den USA. Er hat mehrere einflussreiche Bücher verfasst - das Bekannteste ist Der Sex-Appeal des Anorganischen (auf Deutsch übersetzt 1999). Viele seiner Schriften wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es ist der Herausgeber mehrere Zeitschriften: Agaragar (1971-3), Clinamen (1988-92), Estetica News (1988-95) und Ágalma. Rivista di studi culturali e di estetica (seit 2000).
Theorie
Sein philosophisches Werk beschäftigt sich in erster Linie mit vier Gruppen von Fragen: Der Körper und seine Wahrnehmungen; Rituale jenseits von Bedeutungszuweisungen; différance als Denktradition jenseits der Dialektik; und Kunst als historische Kategorie. Die erste Gruppe ist eng auf zeitgenössische Zugangsweisen bezogen, die sich mit Verdinglichung (Marxismus), sexuellem Fetischismus und den von Dingen ausgehenden Gefühlen beschäftigen; die zweite ist mit den neuersten anthropologischen und historischen Untersuchungen zum Ritual verknüpft, im Speziellen im alten Rom und im Katholizismus; die dritte zählt zu einer Denktradition, die von Friedrich Nietzsche, Georges Bataille und Martin Heidegger zu Jacques Derrida und dem Dekonstruktivismus reicht; und die vierte widmet sich den historischen und sozialen Bedingungen der Hervorbringung und Wertschätzung künstlerischer und ästhetischer Erfahrung und verbindet traditionelle philosophische Positionen mit zeitgenössischen Denktraditionen, wie sie etwa von der britischen Kultur- und Medienwissenschaft begründet worden sind.
Werke
- Enigmas. The Egyptian Moment in Society and Art. Verso, London und New York 1995, ISBN 1-85984-061-2.
- L'estetica del Novecento. Il Mulino, Bologna 1997, ISBN 88-15-06028-6.
- Ekel. Die neuen aesthetischen Tendenzen. Turia & Kant, Wien 1999, ISBN 3-85132-271-1.
- Der Sex-Appeal des Anorganischen. Turia & Kant, Wien 1999, ISBN 3-85132-195-2.
- Ritual Thinking. Sexuality, Death, World. Humanity Books, Amherst (USA) 2000, ISBN 1-57392-869-0.
- Die Kunst und ihr Schatten. Diaphanes, Zürich/Berlin 2003, ISBN 3-935300-15-8.
- Wider die Kommunikation. Merve Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-88396-213-9.
- Vom Fühlen. Merve Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-88396-243-6.
Literatur
- Elisabeth von Samsonow: Entladung von Neuronenpopulationen?. In: Der Sex-Appeal des Anorganischen. Turia & Kant, Wien 1999, ISBN 3-85132-195-2.
- Von fühlenden Dingen. In: Neue Zurcher Zeitung. Nr. 151, 3./4. Juli 1999.
- Walter Moser: Barock. In: Karlheinz Barck (Hrsg.): Aesthetische Grundbegriffe. Band 1, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart-Weimer 2000, S. 583.
- Bettina Kölher: Quadrat, Kreis und Bio-Pod. In: Trans-Human. Zürich, Nr. 6, Mai 2000.
- Robert Burch: The Simulacrum of Death: Perniola beyond Heidegger and Metaphysics?. In: James Swearingen und Johanne Cutting-Gray (Hrsg.): Feeling the Difference, Extreme Beauty. Esthetics, Politics, Death. Continuum, New York und London 2002.
- Nils Röller: Simulation. In: Joachin Ritter und Karlfried Gründer: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band IX, Schwabe & CO AG, Basel 1971-2004.
- Stella Sandford: The Sex Appeal of the Inorganic. Philosophies of Desire in the Modern World. In: Radical Philosophy. London 2004, Nr. 127.
- Joseph Früchtl: Und dann heißt es wieder. Ich hab’s doch gar nicht so gemeint. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 31. März 2006.
- Ursula März: Die Kunst der gekonnten Beleidigung. In: Die Zeit. 27. April 2006.
- Hans-Josef Ortheil: Keine Kommunikation. In: Die Welt. 16. Mai 2006.
Weblinks
- Literatur von und über Mario Perniola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Persönliche Website
- Mario Perniola: Vom Zustand Europas. Die Verachtung der Qualität und die kommenden Konflikte. In: Lettre International (Auszug)
- Deine Rede sei „nein, nein“ (Renzension zu Wider die Kommunikation)
- Mathias Fuchs: Spie(ge)l
- Rezension zu Philosophie und Kunst
- Besprechung von The Sex Appeal of the Inorganic im Shaviro Blog
Personendaten NAME Perniola, Mario KURZBESCHREIBUNG italienischer Philosoph GEBURTSDATUM 20. Mai 1941 GEBURTSORT Asti
Wikimedia Foundation.