Atossa

Atossa

Atossa, (persisch: هوتس Hūtos, altpersisch Hutausā/Hutauthā; * 550 v. Chr.; † 475 v. Chr.) war die älteste Tochter von Kyros II. und der Kassandane; ihr Name bedeutet: Gutes schenkend.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie war zunächst mit ihrem Halbbruder Kambyses II. verheiratet. Geschwisterehen, bereits im Reich Elam üblich, von den Persern übernommen, sollten die Abstammung rein halten und wurden deswegen von den Griechen verspottet. Sie galt als die gebildetste Frau am Hofe – sie konnte schreiben – und stand der Palastverwaltung vor. Nach Kambyses’ II. Tod wurde sie vom Mager Gaumata geehelicht, um nach dessen Tod von Dareios I. ebenso zur Hauptgemahlin und Vorsteherin des Harems ernannt zu werden.

Xerxes I., der erstgeborene Sohn des Dareios I. und der Atossa, wurde von dieser als Großkönig protegiert, obwohl Dareios ältere Söhne aus früherer Ehe mit der Tochter des Gobryas (Artobazanes, Ariabignes und ?) hatte. Xerxes I. wandte sich verstärkt den Magiern zu. Dies hatte zur Folge, dass Tempel in Griechenland und Babylon zerstört wurden.

Für den Wandel in der Religionspolitik von Dareios zu Xerxes wird auch der Einfluss der Atossa verantwortlich gemacht. Herodot (VII,3) behauptet über sie: „Atossa setzte alles durch, was sie wollte.“ Herodot erzählt auch, es sei dem griechischen Arzt Demokedes gelungen, Atossa von einer Brusterkrankung (vermutlich Mastitis) zu heilen.[1] Allerdings ist Herodots Darstellung stark umstritten. Der Oxforder Altertumswissenschaftler Malcolm Davies vertritt die Hypothese, der Name Atossa und die über sie überlieferten Nachrichten seien von Herodot erfunden und die tatsächliche Mutter des Xerxes sei unbekannt. Davies weist darauf hin, dass Ktesias von Knidos nichts von Atossa weiß und dass ihr Name auf der Behistun-Inschrift fehlt.[2]

Der griechische Tragiker Aischylos verarbeitete die Gestalt der Atossa literarisch in seinem Drama Die Perser. Er nennt ihren Namen im Text nicht, sondern bezeichnet sie nur als "die Königin". Die einzige Erwähnung ihres Namens vor Vers 159 kann aus einem Scholion stammen, das nicht zum ursprünglichen Text gehörte, sondern später in ihn eingefügt wurde.[3]

Söhne der Atossa mit Dareios I.

Literatur

  • Amélie Kuhrt, Heleen Sancisi-Weerdenburg: Atossa. In: Der Neue Pauly. Band 2, Stuttgart 1997, Sp. 220
  • Rüdiger Schmitt: Atossa. In: Encyclopaedia Iranica Band 3, London 1989, S. 13f.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zur mutmaßlichen Art der Erkrankung Atossas siehe Philip Huyse: Die persische Medizin auf der Grundlage von Herodots Historien. In: Ancient Society 21, 1990, S. 141–148, hier: 143 und Anm. 9.
  2. Malcolm Davies: From rags to riches: Democedes of Croton and the credibility of Herodotus. In: Bulletin of the Institute of Classical Studies 53-2, 2010, S. 19–44, hier: 42–44.
  3. Henry D. Broadhead (Hrsg.): The Persae of Aeschylus, Cambridge 1960, S. XXVI und Anm. 1; zur Rolle Atossas im Stück S. XXVI-XXVIII. Vgl. Alexander F. Garvie (Hrsg.): Aeschylus: Persae, Oxford 2009, S. 106.

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