Pfarrkirche St. Nikolaus (Bad Reichenhall)

Pfarrkirche St. Nikolaus (Bad Reichenhall)
Pfarrkirche mit dem Kirchplatz

Die Pfarrkirche St. Nikolaus ist eine schlichte und helle romanische Basilika in Bad Reichenhall. Sie gehört zum Dekanat Berchtesgaden, das im Berchtesgadener Land liegt. Die dreischiffige Kirche wurde etwa in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. 1861–1864 wurde sie nach Westen hin erweitert.[1]

In den Jahren von 1986 bis 1989 wurde die Kirche unter der Leitung des ehemaligen Stadtpfarrers Helmut Eisele renoviert und zugleich die neue Kirchenorgel mit über 2.000 Pfeifen errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Turm

Der Turm ist im späteren 19. Jahrhundert (im Rahmen der Kirchenerweiterung 1863/64) im neuromanischen (lombardischen) Stil mit einer Höhe von etwa 40 m erbaut worden. Der alte romanisch-gotische Turm wurde 1861 abgerissen. Als Aufsatz trug er ursprünglich wahrscheinlich ein romanisches Satteldach und von ca. 1515 bis etwa 1808 einen schlanken Spitzhelm, der anschließend durch eine gedrungene Kuppel ersetzt wurde. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der alte Turm in die Stadtbefestigung mit einbezogen war. (siehe Kupferstich von Merian) Im Turminneren hängen im obersten Stockwerk sieben Glocken. Die größte unter ihnen ist die Marienglocke. Sie wiegt knapp vier Tonnen und ist gleichzeitig die größte Kirchenglocke des Landkreises Berchtesgadener Land und des Dekanates Berchtesgaden.

Portal

Das Hauptportal selbst ist dreifach gestuft (seitlich je drei Säulen mit Kapitellen, durch Rundbogenstäbe verbunden). Im Tympanon ist ein Mosaik mit dem apokalyptischen Lamm (Buch mit sieben Siegeln), seitlich A und O (Christus als Anfang und Ende der Zeiten).

Südliche Seitenapsis

Die südliche Seitenapsis ist noch ganz im Original vom romanischen Bau (Ende des 12. Jahrhunderts) erhalten geblieben: reich gestalter Fries mit ungegliederten Bögen, die im Wechsel auf Blätterkelchkapitellen, Menschen und Löwenköpfen aufruhen. Die Löwenköpfe halten ein Tier im Rachen. Die Bogenöffnungen sind mit Skulpturen gefüllt, drei mit Palmetten, eines mit einem liegenden Löwen, eines mit zwei Tierköpfen, vier mit Menschenhalbfiguren, im Gürtel abgeschnitten.

Kircheninnenraum

Kirchenschiff St. Nikolaus

Das dreischiffige Kirchenschiff wurde im Romanischen Stil erbaut. Im Inneren der Pfarrkirche sind das Chorfresko mit dem Kirchenpatron St. Nikolaus, dem Bistumsheiligen Hl. Korbinian und den zwei Nebenpatronen der Pfarrei sowie der frisch renovierte Kreuzweg des Kirchenmaler Moritz von Schwind sehr sehenswert.

Ausstattung

Fresken

Die Fresken im Altarraum der Kirche stammen aus dem Jahr 1862. Sie stellen die Heilige Dreifaltigkeit und die Heiligen Georg, Patron der Filialkirche in Nonn, Nikolaus, Patron der Pfarrkirche, Korbinian, Bistumspatron und Pankraz, Patron der Filialkirche in Karlstein, dar und stammen vom Maler Moritz von Schwind. Zusammen mit den Kreuzwegstationen und den kleineren Fresken im rechten Seitenschiff (3 Heilige: Sebastian, Stadtpatron Rupertus und Johann Nepomuk) sind dies die einzigen noch erhaltenen sakralen Werke dieses Künstlers.

Altar, Ambo, Standkreuz

Der Volksaltar, der Ambo und das Standkreuz sind Bronzearbeiten von Josef Hamberger, der ebenfalls den Tabernakel in der Apsis des südlichen Seitenschiffes geschaffen hat.

Reichenhaller Muttergottes

Im Seitenschiff an der Nordwand hängt das Bild der „Reichenhaller Muttergottes“. Es ist signiert und datiert: „Angelicus Jos. Maria Beckert 1932“. Das Bild hing ursprünglich in der Mädchenrealschule und wurde nach den Bombenangriff am 25. April 1945 unversehrt aus den Trümmern des zerstörten Schulhauses geborgen. Seitdem wird es besonders verehrt.

Taufstein

In der Apsis des nördlichen Seiteschiffs steht der Taufstein (19. Jahrhundert) mit einer Bekrönung durch die Figur Johannes des Täufers und den Osterleuchter aus Bronze ebenfalls von (Josef Hamberger).

Orgel

Die Orgel stammt aus der Schweizer Orgelbaufirma Mathis (Näfels). Sie besitzt 37 klingende Register, verteilt auf drei Manuale (Hauptwerk, Rückpositiv und Schwellwerk) und Pedal. Spiel- und Registertraktur sind rein mechanisch. Der Spieltisch ist offen ins Hauptgehäuse integriert.

Glocken

Im Stahlstuhl, der in der Glockenstube steht, hängen sieben Bronzeglocken, sechs gehören zum Hauptgeläute. Die Sterbeglocke wird nicht mehr verwendet. Das mächtige Geläute stammt von zwei verschiedenen Gießern und erklingt in den Tönen gis0, h0, cis1, dis1, fis1, gis1.

Nr. Patron Gussjahr Gießer, Gussort Nominal Bildnis Inschrift
1 Marienglocke 1955 Johann Hahn, Landshut gis0 Maria mit Kind Maria, hilf uns allen aus unserer tiefen Not
2 Pfarrglocke 1955 Johann Hahn, Landshut h0 St. Nikolaus, St. Georg, St. Pankraz Vox clamantis in deserto dirigite viam Domini
3 1978 Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall cis1 800 Jahre St. Nikolaus Reichenhall
4 Patrona Bavariae 1947 Johann Hahn und Sohn, Landshut Reichenhall dis1 Maria mit Kind Huldvolle Königin, schütze mit Macht Bayern in Stürmen und drohender Nacht
5 1977 Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall fis1 800 Jahre St. Nikolaus Reichenhall 1181-1981
6 Josefsglocke 1977 Gebr. Bachert, Bad Friedrichshall gis1 St. Josef, steh uns bei im Leben und im Tod.
7 Sterbeglocke 1922 Johann Hahn und Sohn, Landshut Reichenhall fis2 Den Helden Konrad Back u. Iosef Ludwig Stud. theol. gewidmet als Denkmal von ihren Eltern R.I.P.

Uhrschlag auf den Glocken 3 (1/4) und 1 (1/1). Die Läuteordnung besteht aus Teilgeläuten, die immer mit Glocke 6 beginnen: Werktagsmessen 6-4, Sonntagsmessen 6-2, Requiem 6,5,4,2 (Salve Regina), Feste 6-1. Die Sterbeglocke erklingt weder solistisch noch im Zusammenklang.

Einzelnachweise

  1. Knaurs Kulturführer, 1991, S. 103

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