Kloster St. Zeno

Kloster St. Zeno

Das Kloster Sankt Zeno ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner-Chorherren in Bad Reichenhall in Bayern. Es gehört zur Diözese München und Freising.

Münster St. Zeno

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster im 16. Jhdt., Zeichnung von Philipp Apian

Der Ausgangspunkt des Klosters St. Zeno war vermutlich eine um das Jahr 803 durch den Salzburger Erzbischof Arno gegründete Mönchszelle. Der Sage nach wurde sie von Kaiser Karl dem Großen gegründet. Vom 8. bis 9. Jahrhundert wird ein Benediktinerkloster vermutet, im 11. Jahrhundert war St. Zeno ein Kollegiatstift. 1136 wurde es als Stift der Augustiner-Chorherren von Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abensberg neu gegründet, wie aus der auf den 5. April datierten Stiftungsurkunde hervorgeht. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass bereits um 1123 die Regel des Heiligen Augustinus eingeführt wurde. Die Hauptaufgabe der Augustiner-Chorherren war die Seelsorge. Seit dem 12. Jahrhundert unterstanden St. Zeno alle Kirchen im Reichenhaller Tal und die Pfarreien im Pillerseetal, Kössen und Kirchdorf in Tirol, Inzell und Reit im Winkl. Ab dem 14. Jahrhundert kamen Unken und St. Martin bei Lofer im Pinzgau sowie Petting am Waginger See hinzu. Von den 20 bis 30 Chorherren lebte daher etwa die Hälfte nicht im Kloster, sondern war in den genannten Pfarreien als Seelsorger eingesetzt. Bis ins 16. Jahrhundert besaß das Kloster eigene Sudpfannen an der Reichenhaller Saline, sowie die dazu notwendigen Wälder (Brennholz). Die Sudpfannen waren die größte Einnahmequelle des Stifts. Zum Besitz gehörte auch ein eigener Weinberg bei Krems in der Wachau. Der dort erzeugte Wein wurde im Kloster selbst getrunken und beim klostereigenen Hofwirt ausgeschenkt. Ab 1720 (bis 1803) brauten die Chorherren für ihren Eigenbedarf Bier, das auch in den unterstellten Pfarreien ausgeschenkt werden durfte. Der (unerlaubte) Verkauf des Biers an Reichenhaller Wirte führte zu Konflikten mit den Reichenhaller Brauern. Das Sift erlebte einen Aufschwung in der Barockzeit, in der es ein bedeutendes Kulturzentrum des Reichenhaller Tales wurde. Vor allem Musik und schriftstellerisches Schaffen wurde gefördert. Zu erwähnen sind der Komponist Joseph Joachim Benedikt Münster und der Theologe und Aufklärer Benedikt Poiger. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster 1803 aufgelöst. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche und die Klostergebäude gingen zunächst in Privatbesitz über. 1821 wurden die Diözesangrenzen an die Landesgrenzen angeglichen. Das Gebiet östlich des Inn, das bis dahin kirchlich zum Erzbistum Salzburg gehört hatte, fiel dadurch in die Zuständigkeit des Bistums München und Freising. 1852 übernahm der Orden der Englischen Fräulein die Gebäude und betreibt dort bis heute eine Mädchenrealschule mit Internat. Die gleichnamige Gemeinde, die sich um das Kloster gebildet hat, wurde am 1. Dezember 1905 nach Bad Reichenhall (Hauptteil) und Gmain eingemeindet.

Das Münster St. Zeno

Altar Münster St. Zeno
Tympanon des Portales
Linkes Chorgestühl St. Zeno
Kanzel von St. Zeno

Der Reichenhaller Talkessel und damit seine Salzquellen waren von alters her durch Überschwemmungen bedroht. Dies begründet die Wahl des heiligen Zeno als Kirchenpatron, der als Schutzheiliger gegen Überschwemmungen galt. Man kann davon ausgehen, dass bereits um etwa 800 eine erste dem hl. Zeno geweihte Kirche entstanden ist. Diese wurde wegen Baufälligkeit in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts abgerissen und an ihrer Stelle eine romanische Basilika von beachtlicher Größe errichtet, die im Jahr 1228 feierlich geweiht wurde. Daher gilt das Münster St. Zeno als größter romanischer Kirchenbau Oberbayerns. Allerdings wurde dieser Bau im Lauf der folgenden Jahrhunderte verändert, weswegen der romanische Charakter bis auf wenige Indizien verschwunden ist.

Die erste große Veränderung erfolgte nach einem Brand am 5. Juli 1512. Die Krypta wurde aufgegeben und das gotische Kreuzrippengewölbe errichtet, das den Obergaden der romanischen Basilika verschwinden und damit den heutigen hallenartigen Raum entstehen ließs. Aus der Zeit des Wiederaufbaus stammen auch das Chorgestühl, die Kanzel und der Taufstein. Die erneute Weihe erfolgte am 15. und 16. Juni 1520. Bei dieser Gelegenheit wurden 15 Altäre geweiht, die ein Jahrhundert später im Rahmen einer barocken Umgestaltung durch wertvolle Barockaltäre ersetzt wurden. Im 18. Jahrhundert wurden die gotischen Rippen des Gewölbes abgeschlagen und durch Stuckverzierungen ersetzt. Nach einem weiteren Brand 1789 und der Säkularisation 1803 wurden die barocken Altäre verkauft und der Stuck wieder abgeschlagen, um die Kirche zu „purifizieren“, beziehungsweise in einen „original mittelalterlichen Zustand“ zu versetzen.

Die heutige Ausmalung von Teilen der Kirche mit Fresken und die Ausstattung mit verschiedenen restaurierten oder zurückgekauften Kunstschätzen stammt hauptsächlich aus den Jahren 1933 bis 1942.

Hochaltar

Der Hochaltar stammt aus dem Jahr 1962, die Mensa aus dem 17. Jahrhundert. Im modernen Schrein eine Krönung Mariens, gegen 1520, Inntaler Schule, aus Riedering bei Rosenheim (Fassung original, 1935 restauriert und ergänzt). Der Heilige Geist wurde 1935 dazu geschnitzt. Maria kniet mit gefalteten Händen demütig zwischen Gott Vater und Gott Sohn, die jeweils mit der Rechten der Gottesmutter die Krone reichen; in der Linken tragen sie das Zeichen der Göttlichen Herrschaft (Reichsapfel mit Kreuz). Als Flügel hängen die auf Holz gemalten Tafelbilder von Niclas Horverk, darstellend den Heimgang und die Aufnahme Mariens in den Himmel.

Portal

Einer der ältesten erhaltenen Bestandteile der Kirche ist das romanische Portal aus dem 12. Jahrhundert. Das Portal aus rotem und weißem Untersberger Marmor zeigt Maria mit dem Kind, flankiert von den Heiligen Rupertus und Zeno. Die Marmorlöwen zu beiden Seiten des Portals sind Kopien, die Originale stehen im Bayerischen Nationalmuseum in München. Das Portal ist heute durch eine später angebaute Vorhalle geschützt. Ein Schaden durch Blitzschlag ist noch zu erkennen.

Chorgestühl

Das in Holz geschnitzte Chorgestühl datiert aus dem Jahr 1520.

Kanzel

Die Kanzel wurde 1520 aus den Adneter Marmor in Frührenaissanceformen geschaffen. In den Feldern der Brüstung sind die Evangelistensymbole Löwe (Markus), Adler (Johannes), darunter das Stifts- und das Propstwappen von Wolfgang Lueger, Stier (Lukas) und Engel (Matthäus) angebracht.

Orgeln

Blick auf die Orgelempore

Bis zum Jahr 1899 ist die Orgelgeschichte unklar und aufgrund unvollständiger oder verlorengegangener Akten nicht eindeutig zu erforschen. Um 1653 ließ Propst Bernardus Rottenwalder das Kircheninnere barock umgestalten, es gibt Hinweise aus dem Jahr 1858 (Oberbayern-Archiv) in denen von einer Orgel aus dieser Zeit berichtet wird. Ein 1849 erstellter Bauplan der Kirche zeigt zwei Chororgeln in Altarnähe, jedoch keine Hauptorgel im hinteren Teil der Kirche; andererseits wird um 1899 von einer „250 Jahre alten und nahezu unspielbaren Hauptorgel“ berichtet. Um 1850 wurde ein Orgelgutachten erstellt, auch das weist auf eine Hauptorgel hin, obwohl sie in den Bauplänen der Kirche nicht zu finden ist.

1899 erbaute Franz Borgias Maerz (München) die heute noch vorhandene und 1994 durch Freiburger Orgelbau Hartwig Späth restaurierte Orgel. Dazu wurden vorhandene barocke Gehäuseteile verwendet, die vom Münchener Architekten und Kirchenausstatter Joseph Elsner zu einem neuen Gehäuse zusammengefügt und um ein neu erstelltes Mittelteil erweitert wurden. Die Maerz-Orgel von 1899 (II/23) ist heute die größte noch im Original erhaltene Orgel aus dieser ehemals berühmten Münchner Orgelbauanstalt, wie sie sich damals nannte.[1]

Manualwerk C–f3
Tuba 8'
Gamba 8'
(?) 8'
(?) 8'
Dolce 8'
Traversflöte 8'
Octav 4'
Octav 2'
Mixtur
Manualwerk C–f3
Geigenprinzipal 8'
Lieblich Gedackt 8'
Aeoline 8'
Salizional 8'
Euphonia 8'
Fugara 4'
Cornet
Pedal C–
Subbass 16'
Prinzipalbass 16'
Violon 16'
Cello 8'
Octavbass 8'
Posaune 16'
  • Koppeln: Manualkopplung, Manualoctavcopplung, Pedalkopplung I, Pedalkopplung II

Im Seitenschiff der Münsterkirche steht eine weitere Maerz-Orgel (1890, I/9), diese stammt aus der Pfarrkirche Mitterdarching bei Valley und wurde 1998 nach Bad Reichenhall übertragen. Diese Orgel wurde durch die Firma Orgelbau Frenger&Eder aus Bruckmühl restauriert.

In der sogenannten Werktagskapelle befindet sich ein einmanualiges Orgelpositiv, das privat aus Orgelpfeifen der 1990 abgebrochenen Weise-Orgel der Pfarrkirche St. Nikolaus Bad Reichenhall gebaut wurde.

Glocken

Im wuchtigen Turm von St. Zeno hängen fünf Glocken aus der Gießerei Johann Oberascher (Salzburg). Sie bilden ein äußerst wertvolles Ensemble aus einer Hand. Glocken 1-4 waren bereits auf dem Hamburger Glockenfriedhof, kamen aber unversehrt zurück.

Nr. Patron Gussjahr Gießer Durchmesser
(cm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(noch ohne 16tel)
Inschrift
(Übersetzung)
1 St. Zeno 1790 Johann Oberascher (Salzburg) 150 2200 c1 Nach Vernichtung und Brand rufe ich die Christen an die Altäre Gottes von St. Zeno.
2 St. Augustinus 1791 Johann Oberascher (Salzburg)  ? 1146 e1 Augustinus, meine Inschrift zeugt von deinen großen Taten, während ich das Lob singe, das zu den Himmeln Gottes emporsteigt.
3 Maria 1791 Johann Oberascher (Salzburg)  ? 575 g1 Wie einst dir aus dem Mund des Engels der Gruß gesprochen wurde, grüße auch ich dich dreimal täglich, jungfräuliche Mutter.
4 St. Florian & St. Sebastian 1791 Johann Oberascher (Salzburg)  ?  ? c2 Gepriesen das Brüderpaar, das für den Namen Christi den Märtyrertod starb. Haltet künftig die Flammen fern und schützt uns von nun an vor der Pest!
5 St. Monika 1791 Johann Oberascher (Salzburg)  ? 125 e2 Ungemein gewinnbringend bist du, allerheiligste Mutter! Trage du dem Himmel unsere Bitten vor!

Uhrschlag auf den Glocken 3 & 1. Angelusglocke ist Glocke 2. Werktagsmesse & Requiem: 4+3. Sonntagsmesse: 4+3+2, Hochfeste: Plenum, Sonntageinläuten: 4+3+2+1

Maße der Basilika

  • Länge: 90 m
  • Breite: 30 m
  • Höhe: 16 m
  • Turm: 48 m

Klostergebäude

Die Gebäude des Klosters, zum Teil von der Mädchenrealschule genutzt, werden seit 2005 aufwendig restauriert. Hier ist der Kapitelsaal mit romanischem Gewölbe besonders bemerkenswert. Im gesamten Komplex trifft man auf den regionalen roten Untersberger Marmor, sei es als Material für Reliefs oder als Fußbodenbelag.

Kreuzgang

Der Kreuzgang des Klosters wurde Ende des 12. Jahrhunderts im romanischen Stil erbaut. Ursprünglich war er mit einer flachen Holzdecke ausgestattet, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit individuell gestalteten Schlusssteinen ersetzt wurde. Dennoch sind wesentliche Teile des romanischen Kreuzganges erhalten, neben den 60 bis 100 cm starken Mauern unter anderem zweigeteilte Fensterarkaden, Säulen mit Blattwerkkapitellen und Flechtwerkornamentik, zwei Portale aus Untersberger und Adneter Marmor sowie das Tor zum ehemaligen Kapitelsaal. In der Mitte des westlichen Flügels befindet sich an der Ecke eines Fensterpfeilers ein Steinquader, in den ein Relief des Kaisers Barbarossa eingemeißelt ist. Nach der Säkularisation ließ man den Nordflügel des Kreuzgangs verfallen, weswegen dieser Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen werden musste. In den Boden des Kreuzgangs sind zahlreiche Epitaphien eingelassen, größtenteils stammen sie aus der Zeit um 1400.

Der vor wenigen Jahren restaurierte Kreuzgang kann im Zuge von Führungen besichtigt werden.

Literatur

  • Walter Brugger: St. Zeno Bad Reichenhall (Schnell, Kunstführer Nr. 157), 3., neu bearbeitete Aufl., Regensburg 2008 (Schnell & Steiner), ISBN 978-3-7954-4162-3.
  • Schwester M. Mercede Krappmann IBMV: Kunstführer durch den Kreuzgang des ehemaligen Augustiner Chorherren Stiftes St. Zeno Bad Reichenhall. Herausgegeben im Eigenverlag des Förderverein Kreuzgang St. Zeno e.V., Bad Reichenhall 2006.
  • Josef Otter, Dr. Engelbert Maximilian Buxbaum, Fritz Hofmann, Franz Dietheuer, Dr. Hubert Vogel: Kirche und Pfarrei St. Zeno im Wandel der Jahrhunderte (1136-1986). Selbstverlag des Pfarramtes, Bad Reichenhall 1986.
  • Johannes Lang: St. Zeno in Reichenhall. Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts von der Gründung bis zur Säkularisation, Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009. ISBN 978-3-7696-6878-0

Einzelnachweise

  1. Zahlreiche Bilder der Maerz-Orgel

Weblinks


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