Auden

Auden

Wystan Hugh Auden (* 21. Februar 1907 in York; † 29. September 1973 in Wien) war ein englischer Schriftsteller.

Christopher Isherwood und W. H. Auden 1939

Inhaltsverzeichnis

Leben

W. H. Auden war der Sohn eines Arztes. Am bekanntesten wurde Auden als Lyriker – einige Gedichte schrieb er schon mit dreizehn Jahren. Daneben verfasste er aber auch eine Vielzahl an Kritiken und Essays sowie, zusammen mit seinem Freund Christopher Isherwood, den er mit achtzehn Jahren kennenlernte, einige Dramen (zwei von Benjamin Britten vertont). Für sein Hauptwerk, den Versdialog Zeitalter der Angst (1947), erhielt er 1948 den Pulitzer-Preis.

Für Benjamin Britten, der wie Auden die Gresham's School in Norfolk besucht hatte – auch wenn die beiden sich erst später in London kennenlernen sollten –, verfasste er auch den Text für Our Hunting Fathers. Zusammen mit seinem zweiten Lebensgefährten Chester Kallman (* 7. Januar 1921; † 18. Januar 1975) schrieb er Libretti für Igor Strawinsky (The Rake's Progress, deutsch Der Wüstling), für Hans Werner Henze (Die Bassariden und Elegie für junge Liebende) und für Nicholas Nabokov (Love's labours lost). Leonard Bernstein benutzte seine Dichtung The Age of Anxiety als geistige Grundlage für seine namensgleiche Sinfonie, ohne den Text direkt einzusetzen. Die Rockmusik kennt hauptsächlich die zwei Interpretationen des Roman Wall Blues, für die der schottisch-stämmige Rockmusiker Alex Harvey verantwortlich zeichnete.

Direkt oder indirekt beeinflusste er bedeutende Komponisten seiner Zeit. Sein Werk zeichnet sich durch einen außergewöhnlichen sprachlichen Umfang aus. Es reicht von streng traditionellen Formen wie der Villanelle bis zu gänzlich unstrukturierten Versen.

Der Schriftsteller beschäftigte sich mit den politischen Umbrüchen seiner Zeit und verlieh diesen u.a. auch in den Gedichten Spanien (über den Spanischen Bürgerkrieg) und 1. September 1939 (Beginn des Zweiten Weltkriegs) Ausdruck. Andere bedeutende Werke sind seine Weihnachtsoratorien (For the Time Being, Musée des Beaux-Arts) und Dichtungen zum Tod von William Butler Yeats und Sigmund Freud.

Seine Dichtungen werden auch oft in Filmen zitiert, beispielsweise das Trauergedicht Funeral Blues in Vier Hochzeiten und ein Todesfall (1993) oder ein Sonett an zentraler Stelle in Gruppo di famiglia in un interno (1974) von Luchino Visconti.

1929 lebte er nach seinem Studium für neun Monate mit Christopher Isherwood im damals freizügigen Berlin. Er bereiste in dieser Zeit Kassel und Marburg (Lahn). Er reiste nach Island, worüber er ein Reisebuch publizierte (mit Louis MacNeice), kämpfte auf Regierungsseite (Republik) im spanischen Bürgerkrieg und veröffentlichte über den Chinesisch-Japanischen Krieg (zusammen mit Isherwood).

1935 heiratete Auden die deutsche Schriftstellerin Erika Mann, die Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann, um der aus dem nationalsozialistischen Deutschland ausgebürgerten Schriftstellerin zu einem englischen Reisepass zu verhelfen.

Im Jahr 1939 verlegte er seinen Wohnsitz nach New York in die USA, wo er als Dozent arbeitete, und nahm 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Von 1948 bis 1972 verbrachte er die Winter in den USA, die Sommer in Europa. Erst in seinem letzten Lebensjahr kehrte er in sein Mutterland zurück und ließ sich in Oxford nieder. Nachdem er sich zunächst, beeinflusst durch Karl Marx und Sigmund Freud, als Mittelpunkt der in seinen frühen Oxforder Jahren gegründeten Pylon Poets (Mitglieder u.a. Cecil Day-Lewis (1904–1972) und Stephen Spender (1909–1995)) mit den Folgen der Industrialisierung für den Menschen beschäftigt hatte, wandte er sich später dem Christentum zu. Diese Wende spiegelt sich in Audens bekanntester Dichtung, dem Versepos Age of Anxiety (1947; dt. Zeitalter der Angst). Viele seiner Gedichte verwarf er oder dichtete sie um. In den Jahren 1956 bis 1960 war Auden Professor of Poetry in Oxford. Von 1957 bis 1973 lebte Auden in den Sommermonaten meistens in Kirchstetten (Niederösterreich), wo er auch begraben wurde. In seinem Haus wurde 1995 eine Wystan-Hugh-Auden-Gedenkstätte eingerichtet. [1]

Auden verfasste über 400 Gedichte und 400 Essays, ferner Theaterstücke und Opernlibretti.

Zitat

Saw a poodle in a jacket fastened with a pin, / Saw a door opened and a cat let in: / But they weren’t German Jews, my dear, but they weren’t German Jews. (Gedicht "Refugee Blues")

Werke (Auswahl)

Gedichte
  • Sag mir die Wahrheit über die Liebe. Zehn Gedichte. Goldmann, München 1994 ISBN 3442430313 (zweisprachig) Übers. Ernst Jandl u.a.
  • Anrufung Ariels Ausgewählte Gedichte zweispr. Übertragen von Erich Fried Piper, München 1987 (Serie Piper 842) ISBN 3492108423
  • Gedicht Villanelle, in: Lesebuch der Weltliteratur. 2. Die Literatur des Abendlandes Hg. Jürgen Eyssen, Stapp, Berlin 1970
  • Gedicht Musée des Beaux Arts in: Luftfracht. Internationale Poesie 1940 - 1990 Hg. Harald Hartung, Eichborn, Frankfurt 1991 ISBN 382184423X
Dramen
  • The Dog Beneath the Skin (für das Group Theatre)
  • The Ascent of F6 (dito)
  • On the frontier (dito)

Literatur

  • Hannah Arendt Ich erinnere an Wystan H. Auden (aus Anlass seines Todes), in: Menschen in finsteren Zeiten Hg. Ursula Ludz, München: Piper, 2001 ISBN 3-492-23355-4 S. 318 - 328
  • Susannah Young-ah Gottlieb Regions of sorrow: anxiety and messianism in Hannah Arendt and W. H. Auden Stanford Univ. Press, 2003 ISBN 0-8047-4511-0 und ISBN 0-8047-4510-2 (engl.)

Weblinks

Quellen

  1. NÖ Museen: Wystan Hugh Auden-Gedenkstätte, Kirchstetten [1]

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