Phosphorbombe

Phosphorbombe
Die USS Alabama wird bei einem Test von einer Phosphorbombe getroffen. Der Test wurde im September 1921 von General Billy Mitchell durchgeführt.

Eine Phosphorbombe ist eine Brandbombe, die ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk enthält.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Weißer Phosphor ist die reaktivste Modifikation des Phosphors. Er entzündet sich selbst allein durch den Kontakt mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff (pyrophor) und brennt dann mit einer 1.300 Grad Celsius heißen Flamme unter starker Entwicklung von weißem Rauch (Phosphorpentoxid), der in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist. Auch wenn Phosphor durch Wasser ablöschbar ist, kann er sich nach Trocknung immer wieder entzünden. Daher sollte man zum Löschen brennenden Phosphors auf Sand zurückgreifen.

Weitere Anwendungsmethoden des weißen Phosphors sind Brandplättchen und Brandkanister. Die Brandplättchen bestanden aus mit einem Loch versehenen Zelluloidkarten, wobei jeweils zwei Karten aufeinander mit einem Stück Gaze dazwischen zusammengeklebt waren. Auf diese Gaze wurde angefeuchteter weißer Phosphor aufgetragen. Die Brandplättchen wurden feucht abgeworfen und entzündeten sich nach dem Austrocknen und dienten zur Vernichtung von Getreideernten. Brandkanister enthielten im Kohlenstoffdisulfid (CS2) gelösten weißen Phosphor.

Auswirkungen auf den Menschen

Neben der Brandwirkung und den schwer heilenden Verletzungen, die ein Hautkontakt schon bei geringen Mengen verursacht, sind weißer Phosphor und seine Dämpfe hochgiftig. Für einen Erwachsenen sind bei direkter Aufnahme schon 50 mg tödlich. Der Tod tritt erst nach 5 bis 10 Tagen ein, die Giftwirkung beruht auf einer Störung der Eiweiß- und Kohlenhydratsynthese. Bei dermaler Aufnahme, d. h. über die Haut, ist die Gefahr geringer.

Eine mit Phosphor in Kontakt gekommene Person wird versuchen, die brennenden Stellen auszuschlagen. Da der Phosphor jedoch mit einer Kautschukgelatine versetzt ist, bleibt die zähflüssige Masse an der bis dahin noch nicht brennenden Hand haften und wird so weiter verteilt. Weißer Phosphor erzeugt in der Regel drittgradige Verbrennungen, zum Teil bis auf den Knochen. Da diese bei einem Angriff meist großflächig sind, sterben Betroffene langsam an ihren Verbrennungen, sofern sie nicht durch Inhalation der giftigen Dämpfe, Verbrennung der Atemwege oder Intoxikation zu Tode gekommen sind.

Internationales Recht

Der Einsatz von Brandwaffen gegen Zivilpersonen bzw. in einer Art und Weise, in der es leicht zu sogenannten „Kollateralschäden“ kommen kann, ist entsprechend dem Verbot von unterschiedslosen Angriffen in den Zusatzprotokollen von 1977 zu den Genfer Abkommen von 1949 verboten, nicht jedoch ihr Einsatz im Allgemeinen[1].

Israel und die USA haben das betreffende Protokoll nicht unterzeichnet. Und beide setzen die Bomben ein: Die USA setzten sie im Irak ein, Israel warf sie im Libanon während des Krieges 2006 ab. Weiterhin wird von Menschenrechtlern vermutet, dass Israel im Januar 2009 Phosphorbomben im Gazastreifen eingesetzt hat.[2] Dies wurde mittlerweile von Israel bestätigt. [3]

Umstritten ist, ob Phosphorbomben nicht nur als Brandwaffe, sondern wegen ihrer Giftigkeit auch als chemische Waffe anzusehen sind; deren Einsatz würde gegen die Chemiewaffenkonvention verstoßen.

Andere Kritiker sehen auch einen Verstoß gegen Artikel 35 des ersten Zusatzprotokolls, der „Waffen, Geschosse und Material, sowie Methoden der Kriegführung“ verbietet, falls sie „geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen“ oder „dazu bestimmt sind oder von [ihnen] erwartet werden kann, dass sie ausgedehnte, langanhaltende und schwere Schäden der natürlichen Umwelt verursachen“.

Einsatzgeschichte

Phosphorbomben aus dem Zweiten Weltkrieg

Einsatz einer Phosphorbombe 1966 im Vietnamkrieg

Die Brand- und Nebelwirkung von weißem Phosphor wurde bereits im ersten Weltkrieg entdeckt und waffentechnisch genutzt, in großem Maßstab wurde weißer Phosphor aber erst im Zweiten Weltkrieg in Brandbomben eingesetzt. Dies erfolgte sowohl in den deutschen Brandbomben (z. B. die Brandbomben C 50 A und C 250 A) als auch in den britischen Brandbomben (z. B. in der INC 30 lb), in denen eine kleine Menge Phosphor als selbstentzündliches Element zum Entzünden der eigentlichen Brandmasse genutzt wurde. In der britischen Nebelbombe Bomb Smoke 100 lb (von der Zivilbevölkerung aufgrund seiner Form „Phosphorkanister“ genannt), die bei der Bombardierung deutscher Städte als Brandbombe eingesetzt wurde, dienten deren 40 kg Phosphorlösung selbst als Brandmasse.

Blindgänger derartiger Brandbomben sind auch heute noch eine Gefahr, da der Phosphor sich beim Freilegen von selbst entzündet und z. B. die Ausstoßladung zur Explosion bringt. Bei Fehlwürfen von Phosphorbomben ins Wasser wurde vielfach der Phosphor zwar freigesetzt, entzündet sich allerdings unter Wasser nicht. Erst wenn er z. B. im Spülsaum am Strand an die Oberfläche gelangt, kann er sich entzünden. An der Ostsee führt dies zu einem besonderen Problem: Aufgrund seines Aussehens wird der Phosphor oft irrtümlich für Bernstein gehalten. Dies führt z. B. im Bereich der bombardierten Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf Usedom immer wieder zu schweren Verletzungen, wenn sich der vermeintliche Bernstein nach dem Abtrocknen entzündet und die Kleidung der Finder in Brand setzt.

Phosphorgranateneinsatz der USA im Irakkrieg

Heutzutage wird Weißer Phosphor als Brandstoff und in Nebelgranaten verwendet, da sich damit schnell große Nebelwände erzeugen lassen. Der italienische Fernsehsender RaiNews24 deckte im November 2005 auf, dass die USA im dritten Irakkrieg Phosphor-Brandwaffen einsetzten. Beispielsweise wurden in Falludscha während der Operation Phantom Fury Aufständische mit WP-Granaten aus geschützten Stellungen getrieben, um sie dann mit anderen Waffen bekämpfen zu können. US-Streitkräfte hätten nach RAI-Angaben in Falludscha zudem eine Art Napalm und weißen Phosphor gegen Zivilisten eingesetzt. Die Autoren beriefen sich auf Aussagen amerikanischer Soldaten, die Szenen von durch Phosphorgranaten verbrannten Körpern zahlreicher Zivilisten schilderten.[4] [5] Dies wurde vom US-Außenministerium bestritten. Die United States Army leugnete den Einsatz zunächst, gab ihn jedoch später zu. Ein GI berichtete, er habe Leichen von Phosphorwaffen-Opfern beseitigen müssen. Die USA haben die Zusatzprotokolle von 1977 zu den Genfer Abkommen von 1949, die unterschiedslose Angriffe untersagen, nicht unterzeichnet. Sie rechtfertigen den Einsatz weißen Phosphors damit, dass er nicht als chemische Waffe auf Grund seiner Giftigkeit verwendet werde, sondern als Brandmittel für eine konventionelle Waffe.

Phosphorbombeneinsatz Israels

Libanonkrieg 2006

Hauptartikel: Libanonkrieg 2006, Abs. Phosphorbomben

Wie mittlerweile auch von offizieller Seite bestätigt, setzten die Israel Defense Forces im Libanonkrieg 2006 Phosphorbomben gegen die Hisbollah ein.[6] Auf Grund der Verletzungsmuster vermuteten die Ärzte im Libanon zuerst den Einsatz von Phosphorbomben. Die Untersuchung von Partikel aus den Wunden ergaben aber ein Gemisch aus Wolfram-Kupfer-Aluminium, was den Einsatz von DIME-Bomben (Dense Inert Metal Explosive) nahelegt. Metallpulver sind im allgemeinen schon bei Raumtemperatur an der Luft selbstzündfähig (pyrophor). Das Verletzungsbild ähnelt dem der Phosphorbomben, zusätzlich entsteht aber eine starke gerichtete Impulswirkung. [7][8]

Operation Gegossenes Blei 2009

Im Zuge der Operation Gegossenes Blei im Gazastreifen wurden auch Phosphorbomben eingesetzt.[9]. Die israelische Armee soll am 15. Januar 2009 auch das Hauptquartier des Uno-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), sowie eine Uno-Schule im Flüchtlingscamp al-Schati mit Phosphorgranaten beschossen haben[10], mehrere tausend Tonnen Lebensmittel und Medikamente wurden vernichtet. Außerdem wurden Berichte über viele Verletzte durch Phosphorbomben bekannt.[11] Israel hat wenige Tage später den Einsatz der Phosphorbomben in Gaza bestätigt.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. CCW Treaty: Protocol on Prohibitions or Restrictions on the Use of Incendiary Weapons (Protocol III). Geneva, 10 October 1980. (englisch), 28. August 2006
  2. http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3944902,00.html?maca=de-aa-pol-857-rdf
  3. http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/middle_east/article5575070.ece
  4. ZDFheute: US-Armee und britische Truppen setzten Phosphor ein, 16. November 2005
  5. Stern: USA verteidigen Einsatz von Phosphor, 17. November 2005
  6. Haaretz: Israel admits using phosphorus bombs during war in Lebanon, 22. Oktober 2006
  7. http://www.globalsecurity.org/military/systems/munitions/dime.htm Dense Inert Metal Explosive (DIME)
  8. http://www.haaretz.com/hasen/spages/772894.html>
  9. Tages-Anzeiger: Israel setzt umstrittene Phosphor-Bomben ein 5. Januar 2009
  10. Spiegel-Online: [1]
  11. Tages-Anzeiger: Angriff auf die Uno: Es waren Phosphorbomben
  12. Times: Israel admits using white phosphorous in attacks on Gaza

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