Piano nobile

Piano nobile
Palais Gise in München: Die Beletage im 2. Obergeschoss wird durch die besondere Fassadengestaltung betont
Piano nobile in Holkham Hall (1761), in der Schnittzeichnung an der Raumhöhe und Ausstattung erkennbar

Die Beletage (frz. bel étage = das schöne Geschoss) war das bevorzugte Geschoss eines adligen oder großbürgerlichen Wohnhauses beziehungsweise die am besten ausgestattete Wohnung.

Beschreibung

Die aus dem Französischen eingedeutschte Bezeichnung kam in der Gründerzeit auf, während die entsprechende italienische Bezeichnung Piano nobile von dezidierten Piani nobili (Plural), besonders in Venedig, bereits ab dem 12. Jahrhundert nachweisbar ist. In der Regel war es das erste Obergeschoss, wobei man bei der Zählung auch Tief- und Hochparterre oder ein Mezzanin berücksichtigen muss. Teilweise konnte in Norditalien ein Profanbau auch mehrere Piani nobili aufweisen, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden, wie es beispielsweise beim Palazzo Strozzi in Florenz zu sehen ist.

Schon in mittelalterlichen Bürgerhäusern lagen die Wohnräume im Obergeschoss, während im Erdgeschoss Wirtschaftsräume, Lager und Läden untergebracht waren. In den Stadtpalais der Adligen befanden sich im ersten Obergeschoss die Repräsentationsräume. Im deutschen Schlossbau und im italienischen Stadtpalais befanden sich die Prunkräume ursprünglich im zweiten Obergeschoss. Beispiele dafür sind das Berliner Stadtschloss, die Neue Residenz Bamberg und die Residenz Ellingen. Unter dem Einfluss der französischen Schlossbautradition liegen Prunkräume dann bei jüngeren Bauten ebenfalls in der ersten Etage.

Nach diesem Muster wurden auch gründerzeitliche Villen angelegt sowie, den Repräsentationsansprüchen des aufkeimenden Bürgertums gehorchend, repräsentative städtische Mietshäuser. Das erste Obergeschoss im Mietshaus zeichnete sich dadurch aus, dass es vom kalten und feuchten Grund des Erdgeschosses und dem Geschehen der Straße entfernt, der Zugang aber über ein häufig repräsentatives Treppenhaus leicht möglich war.

Deshalb hatte das erste Obergeschoss die höchsten Räume und war in der Regel am besten ausgestattet. Innen und außen war es am aufwändigsten durchgestaltet, zum Beispiel durch Balkon oder Erker an der Fassade, Stuckverzierungen an den Decken und gegebenenfalls sogar einen separaten Eingang. Bei aufwändigen Mietsgebäuden sank der Repräsentationsaufwand von der Beletage aufwärts von Stockwerk zu Stockwerk. Das Dachgeschoss – sofern ausgebaut – war wie das Tiefparterre in aller Regel den Hausangestellten vorbehalten.

In heutiger Zeit sind die oberen Geschosse in mehrgeschossigen innerstädtischen Wohnhäusern häufig wegen der größeren Ruhe begehrter, und der Zugang zu ihnen ist seit der Einführung von Aufzügen erleichtert.

Begriffsübertragung

Der Begriff Beletage wird auch metaphorisch verwendet. Im Fußball wird mit Beletage die höchste Spielklasse eines Landes, zum Beispiel die Bundesliga in Deutschland, bezeichnet, also die sportlich und finanziell attraktivste Klasse.

Literatur


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