- Pietro Ziani (Doge)
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Pietro Ziani (* ca. 1153/1155; † 14. März 1229), der Sohn Sebastiano Zianis, war von 1205 bis 1229 der 42. Doge von Venedig.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Pietro Ziani entstammte einer venezianischen Familie, die in kurzer Zeit zwei Dogen stellte, Pietro selbst und seinen Vater Sebastiano. Nach einem allmählichen sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg seit der 2. Hälfte des 11. Jh. kam der Familie nur im 12. und 13. Jh. politische Bedeutung zu. Sie lebte im Pfarrbezirk S. Giustina und war von sehr großem, geradezu sagenhaftem Reichtum. Letzter bedeutender Vertreter war der jung verstorbene Marco, Sohn des Dogen Pietro. Nach seinem Tod im Jahr 1254 gab es nur noch unbedeutende Nebenlinien der Familie. Die venezianischen Opernkomponisten des späten 17. Jh. Pietro Andrea Ziani (1616–1684) und Marcantonio Ziani (1653–1715) haben mit der adeligen Dogenfamilie nichts zu tun. Nicht zu verwechseln mit der Familie Ziani sind die Familien Zeno oder auch Geno und Zane, beides ebenfalls venezianische Adelsfamilien.
Leben
Pietro war wohl der ältere Sohn des Sebastiano Ziani und dessen Ehefrau Froyza; seine Geschwister waren Giacomo und Mabiliota. Pietro führte gemeinsam mit seinem Bruder seit 1173 die Geschäfte seines Vaters. Im Jahre 1177 lösten sie ihre Wirtschaftsgemeinschaft auf, und jeder wirtschaftete fortan allein. Pietro Ziani heiratete in erster Ehe Maria (wohl aus der Familie Basilio / Baseggio), die ca. 1221 oder kurz davor verstarb. Die Ehe blieb kinderlos. In zweiter Ehe heiratete er um 1221 Konstanze, Tochter König Tancreds von Sizilien. Aus der Ehe stammen der Sohn Marco und die Töchter Marchesina, verehelichte Badoer, und Maria.
Pietro Ziani galt als der reichste Venezianer seiner Zeit. Er hatte sein Vermögen zum großen Teil von seinem Vater Sebastiano ererbt, der es vor allem im Fernhandel (vgl. Wirtschaftsgeschichte Venedigs) erworben hatte. Auch Pietro war im Fernhandel tätig, verfügte daneben jedoch auch über reichen Grundbesitz im Stadtzentrum Venedigs (Mietshäuser), auf den Inseln der venezianischen Lagune (Salinen, Weinberge) und dem Festland (Bauernhöfe, Mühlen).
Im September 1228 machte er sein Testament, in dem er fast hundert venezianische Kirchen, Klöster und Hospitäler, aber auch zahlreiche Verwandte und Freunde bedachte. Haupterbe war sein noch minderjähriger Sohn Marco. Im Februar 1229 soll der Doge abgedankt haben. Am 14. März 1229 verstarb er. Beigesetzt wurde er in der Kirche des Klosters San Giorgio Maggiore im Sarkophag seines Vaters.
Politische Laufbahn
Erste politische und diplomatische Erfahrungen sammelte Pietro Ziani im Vorfeld des Friedens von Venedig, der 1177 zwischen Papst Alexander III. und Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) in Venedig geschlossen wurde: Er empfing gemeinsam mit seinem Bruder Giacomo den Papst im Kloster San Nicolò auf dem Lido und geleitete ihn in die Stadt.
Es folgten eine Vielzahl von politischen Ämtern und diplomatischen Missionen: 1184 war er Gesandter des Dogen Orio Mastropiero in Konstantinopel , 1184 bis 1197 Vogt des Klosters San Giorgio Maggiore. Er war iudex, also hoher Amtsträger der Stadt und politischer Berater des Dogen, in verschiedenen Jahren zwischen 1186 und 1203, seit 1190 Graf von Rab (italienisch Arbe), der unter venezianischer Vorherrschaft stehenden Insel vor der dalmatinischen Küste. 1192 gehörte er zum Wahlkollegium, das Enrico Dandolo zum Dogen wählte, 1201 wurde er Podestà der Nachbarstadt Padua und 1205 Mitglied des Kleinen Rats .
Am 5. August 1205 wurde Pietro Ziani zum Dogen gewählt, als Nachfolger Enrico Dandolos, unter dessen maßgeblicher Beteiligung Kreuzfahrer die Städte Zara und Konstantinopel während des Vierten Kreuzzugs eroberten. Pietro Ziani machte angeblich den gewagten Vorschlag, Venedig nach Konstantinopel zu verlegen, da dessen Lage strategisch ungleich günstiger war, als die der vom Land und vom Meer gleichermaßen bedrohten Lagunenstadt. Der Große Rat von Venedig lehnte den Vorschlag angeblich mit nur einer Stimme Mehrheit ab.
In seiner Amtszeit bewältigte er weitgehend erfolgreich die Probleme, die der für Venedig siegreiche Ausgang des Vierten Kreuzzugs mit sich brachte: Gründung und Ausbau des venezianischen Kolonialreiches in der Levante, Kämpfe gegen die Rivalen Genua und Pisa sowie gegen das Byzantinische Reich von Nikaia um die Kontrolle des Handels in der Ägäis und im Schwarzen Meer.
1224 wurde unter Ziani die erste venezianische Wasserbehörde eingerichtet, die nach 1500 in das collegio solenne delle acque überging. Ihre Aufgabe war es, die Kanäle von Schlamm freizuhalten und für deren Schiffbarkeit zu sorgen. 1226 holte er die Franziskaner nach Venedig, und er war der Gründer des Hospizes San Lazaro für die Leprakranken.
Literatur
- Silvano Borsari: Una famiglia veneziana del medioevo: gli Ziani. In: Archivio Veneto 145, 1978, S. 27–72.
- Irmgard Fees: Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig: Die Familie Ziani. 1988.
Vorgänger Amt Nachfolger Enrico Dandolo Doge von Venedig
1205–1229Jacopo Tiepolo
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