- Pineau des Charentes
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Pineau des Charentes (auch Pineau Charentais oder einfach Pineau) ist ein alkoholisches Getränk, das meist als Aperitif genossen und aus einer Mischung von unfermentiertem Traubenmost und Eau de vie de Cognac hergestellt wird. Pineau wird in den Départements Charente und Charente-Maritime in Westfrankreich hergestellt und ist dort sehr beliebt, während er im übrigen Frankreich weniger bekannt und im Ausland fast unbekannt ist. Im benachbarten Département Deux-Sèvres wird Pineau häufig in Heimproduktion hergestellt und getrunken, aber nicht vermarktet. Pineau schmeckt süß, aber mit einem gewissen Biss von Weinsäure.
In der Vendée gibt es ein ähnliches Getränk namens Troussepinette, das oft mit Birnen oder anderen Früchten geschmacklich differenziert wird. In anderen Gegenden Frankreichs gibt es entsprechende Getränke, wie zum Beispiel Macvin du Jura im Jura und Floc de Gascogne in der Region Armagnac sowie Pommeau in der Normandie, der aus einer Mischung von Apfelmost und Calvados-Apfelschnaps besteht. Diese sind jedoch sowohl in Frankreich wie auch außerhalb weit weniger bekannt als Pineau. Das entsprechende Getränk in der Champagne nennt sich Ratafia.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Legende nach wurde Pineau 1589 durch Zufall erfunden, als ein Winzer versehentlich Traubenmost in ein für leer gehaltenes Fass goss, das schon teilweise mit Eau de vie, dem Ausgangsprodukt von Cognac, gefüllt war. Das Fass wurde wie üblich im Keller zur Fermentierung gelagert. Als es dann nach einigen Jahren geöffnet wurde, fand sich darin eine klare Flüssigkeit, der heute in der Charente so beliebte Trank.
Sorten
Weißer Pineau
Mengenmäßig überwiegt Weißer Pineau. Er wird aus den Rebsorten Ugni Blanc (Trebbiano), Folle Blanche und Colombard hergestellt, gelegentlich auch aus Rebsorten Sémillon, Sauvignon Blanc und Montils. Die Mischung aus Most und Eau de vie wird mindestens 18 Monate in Eichenfässern gelagert. Bessere Pineaus werden fünf Jahre und länger im Fass gelagert, manchmal mehrere Jahrzehnte lang.
Pineau hat zwischen 16 und 22 % Alkoholgehalt (nach Volumen); für den Handel vorgesehene Produkte haben fast immer 17 %. Weißer Pineau hat eine tiefgoldene Farbe, die aber auf Grund von Verschiedenheiten in Rebe, Bodenchemie und Hanglage etwas variieren kann.
Roter oder Rosé Pineau
Der örtlich sehr beliebte Pineau Rosé wird aus den Rebsorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot hergestellt, mindestens 14 Monate im Eichenfass gelagert und hat ebenfalls 16 bis 22 % (normalerweise 17 %) Alkoholgehalt nach Volumen. Die Farbe variiert von einem tiefen Mahagoni-Braun bis zu einem dunklen Rosa.
Herstellung
Die jährliche Gesamtproduktion von Pineau beläuft sich auf etwa 14 Millionen Liter, wovon etwa 80 % in der Charente-Maritime hergestellt werden. Sie unterliegt den Vorschriften der Appellation d'Origine Contrôlée für „vin de liqueur“, obwohl Pineau als solcher kein Wein ist. Die Herstellung – vom Anbau der Reben über die Herstellung des Weins, die Destillation und das Pressen von Most bis zum endlichen Mischen und Altern im Fass – liegt zumeist in der Hand der einzelnen Weinbauern, von denen es einige hundert gibt. Geographisch ist die Pineauproduktion praktisch identisch mit der von Cognac, und viele Pineauproduzenten vermarkten auch ihren eigenen Cognac.
Obwohl in guten Jahren die besten Beeren oft von Hand gelesen werden, so ist die Ernte normalerweise doch voll mechanisiert. Strenge Vorschriften regeln das Verhältnis von Weinbrand zu Most in der Pineaumischung, und für Hersteller „organischen“ Pineaus bestehen zusätzliche Bestimmungen. Die Zahl der Hersteller, die Pineau aus organisch hergestelltem Most und organisch hergestelltem Weinbrand produzieren, wächst stetig; ihre Produkte tragen ein entsprechendes Gütesiegel.
Der Jahrgang eines Pineaus bestimmt sich nicht nach dem des Traubenmosts, sondern dem des Weinbrands. Der Most muss aus frisch geerntenen Beeren frisch gepresst sein und am Erntetag gepresst und dem Weinbrand beigemischt werden. Das Vermengen („assemblage“) des frischen Mosts mit dem Eau de vie stoppt die Fermentierung des Mosts durch einen „mutage“ genannten chemischen Prozess.
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