Planetenmodell

Planetenmodell
Ein kleines Orrery, nur mit der Darstellung von Sonne, Merkur, Venus, Erde und Mond.

Orrery ist eine Bezeichnung für eine Planetenmaschine.


Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Eine Planetenmaschine ist ein mechanisches Gerät, das den Umlauf der Planeten um die Sonne veranschaulicht. Ursprünglich gab es dafür die Bezeichnung Planetarium. Seit 1713 John Rowley (1665–1728) eine Planetenmaschine für Charles Boyle (1676–1731) baute, den 4. Earl of Orrery, werden solche Geräte nach diesem Adelsgeschlecht auch als Orrerys bezeichnet. In Deutschland wurden unter anderem Johann Georg Neßtfell und Philipp Matthäus Hahn durch den Bau solcher Maschinen bekannt. Bei einem Modell des Pietisten Hahn handelt es sich um eine Uhr mit Kalender, die die Zeit bis zur Apokalypse anzeigen, kombiniert mit synchronisierter helio- und geozentrischer Weltmaschine. Diese wurde erst nach dem Tod Hahns fertiggestellt. [1]

Je nachdem, welche Himmelsobjekte dargestellt wurden, unterscheidet man zwischen verschiedenen Sonderformen wie Tellurium oder Jovilabium.

Einfachere Ausführung eines Telluriums in der Draufsicht.

Tellurium

Ein Tellurium (lat.: tellus – die Erde) ist der Sonderfall einer Planetenmaschine zur Demonstration der Bewegungen von Erde und Mond. Die Modelle dieser Himmelskörper drehen sich an einem Hebelarm um eine Lichtquelle, die die Sonne darstellen soll. Tellurium ist auch die ursprüngliche Schreibweise für das chemische Element Tellur.

Wilhelm Schickard (1592–1635) erfand mit einem selbst gebauten Tellurium, mit dem er auf einem Portrait von 1631 abgebildet ist, ein frühes mechanische Handplanetarium. Die ältesten noch erhaltene Tellurien werden dem Niederländer Willem Janszoon Blaeu (1571–1638) zugeordnet [2].

Jovilabium

Ein Jovilabium (lat.: Iovis (Genitiv Singular von Iuppiter)Jupiter) ist der Sonderfall einer Planetenmaschine, die den Umlauf der vier Galileischen Monde – Io, Europa, Ganymed, Kallisto – um den Planeten Jupiter dargestellt. Der Name wurde vom Astrolabium abgeleitet – einem Gerät, mit dem Sternpositionen bestimmt werden.

Als Erster entwarf Galileo Galilei ab 1612 fünf Versionen aus Pappkarton. Er nannte sie Giovilabio. Es war ohne Zahnräder und diente als Rechengerät, um die Positionen der vier Monde und ihre Verfinsterung vorherzuberechnen. Die Zeitpunkte wurden benötigt, um den Längengrad besonders auf See zu bestimmen. Eine Messing-Version, die erst nach Galileis Tod hergestellt wurde, steht heute im Museum für Wissenschaftsgeschichte (IMSS) in Florenz.

Ein Jovilabium mit einem Zahnradgetriebe entwarf erstmals 1677 der Astronom Ole Roemer. Es wurde mit einer Handkurbel angetrieben und zeigte den Umlauf der Monde mit Verfinsterungen und Transiten und sollte auch bei der Längengrad-Bestimmung hilfreich sein. Aber da die Größe der Monde sowie ihre Umläufe und Abstände nicht in gleichem Maßstab angefertigt wurden, konnten die Zeitpunkte der Verfinsterung nicht korrekt angezeigt werden und somit ließ sich das Gerät nicht verwenden. Gebaut wurde das Gerät vermutlich von Isaac Thuret, dem Uhrmacher von Ludwig XIV. Es ist nicht mehr erhalten, aber ein Nachbau steht seit 1991 im Tycho-Brahe-Planetarium in Kopenhagen.

Ähnliche Geräte stammen von Flamsteed und Lothar Zumbach von Koesfeld. Ein Modell befindet sich im Astronomie-Kabinett in Kassel. Ein anderes Jovilabium wurde 1677 von Giovanni Domenico Cassini entwickelt. Es besaß statt der Zahnräder und Stangen fünf drehbare Scheiben. Mit ihm sollte der Schattenbereich des Jupiters eingezeichnet werden können. Der Astronom Vinzenzo Miotti von Murano baute 1781 in Padua ein Jovilabium. Es besaß drehbare Scheiben und Ablesetabellen auf Pappkarton.

Ein deutlich verbessertes Modell wurde 1798 William Pearson (1767–1847) veranlasst. Die mittlere Umlaufzeit und die unterschiedliche Schattenrichtung beim Umlauf der Erde um die Sonne werden korrekter wiedergegeben. Es weist auch die gebundene Rotation der Monde auf. Sie zeigen immer dieselbe Seite zum Jupiter, wie der Erdmond zur Erde. Es steht heute im Museum für Wissenschaftsgeschichte in Oxford.

Ein weiteres von Pearson 1800 entworfenes Gerät ist Teil einer Astronomischen Uhr in der Royal Institution in London. Auch im Science Museum London ist ein Jovilabium von Pearson zu sehen.

Eine einfache mechanische Uhr gibt für den Umlauf der Erde (Minutenzeiger) und des Jupiters (Stundenzeiger) ein ungenaues aber einfaches Modell ab.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Jovilabien ihre Zweckbestimmung, genaue Hilfen bei der astronomischen Längengradbestimmung zu sein, nicht erfüllten.

Quellen

  1. Frank Peter Unterreiner: Ein schwäbischer Tüftler: Philipp Matthäus Hahn und seine „Weltmaschinen“ – Wunder der Uhrentechnik. In: Stuttgarter Zeitung, 29. November 1991.
  2. Watch-Wiki: Tellurium

Siehe auch

Literatur

  • H. C. King: Geared to the stars, Toronto 1978.
  • Abraham Rees: The cyclopedia, (1819), Stichworte: Planetary machines, Orrery
  • David Brewster: Edinburgh Enzyclopaedia, (1830) Vol. 16, S. 623–651
  • Henck, Herbert: Planetenmaschinen. Eine Bestandsaufnahme der Schriften zu vier fränkischen Planetenmaschinen des 18. Jahrhunderts aus dem Kreis um Johann Georg Neßtfell unter besonderer Berücksichtigung der Beiträge von Johann Ludwig Fricker und Johann Zick Mit einer Bibliographie zu Johann Georg Neßtfell. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, 79:62-139. Stuttgart 1980
  • Zinner, Ernst: Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. – 18. Jahrhunderts. 80 S. 2. Aufl. München, Beck 2. 1967
  • Munz, Alfred; Philipp Matthäus Hahn Pfarrer und Mechanikus; Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1990; ISBN 3-7995-4122-5

Weblinks


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