- Tychonisches Weltmodell
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Als Tychonisches Weltsystem oder Tychonisches Weltmodell (auch -Weltbild, -Planetenmodell) wird ein von Tycho Brahe entwickeltes Modell des Planetensystems bezeichnet, mit dem der dänische, in Prag tätige Astronom 1588 eine Alternative zu den seit Kopernikus in Diskussion stehenden Modellen vorstellte. Es ist ein geozentrisches Weltsystem, das aber die anderen Planeten in heliozentrischen Bahnen laufen lässt.
In Tychos Modell kreisen Mond und Sonne um die Erde, die anderen Planeten jedoch um die sich bewegende Sonne. Es steht damit zwischen Ptolemäus und Kopernikus und vermeidet den damals zu kühnen Schritt, der Erde wie Galileo Galilei eine Bewegung zuzuweisen. Dennoch sind die Planetenschleifen schlüssig erklärbar, ebenso wie alle neuen, mit dem Fernrohr entdeckten Phänomene wie Venusphasen und veränderliche Größe der Planetenscheiben.
Einige Jahrzehnte wurde das Tychonische Modell von vielen Wissenschaftlern öffentlich favorisiert – ob auch aus innerer Überzeugung, ist nicht sicher feststellbar. Bekannte Vertreter des Modells waren die Jesuiten-Astronomen Christoph Clavius, Giovanni Riccioli, dessen Kollege Grimaldi und verschiedene Universitätsprofessoren in Oberitalien. Johannes Kepler, der Tychos Assistent in Prag war, hielt es für eine Fiktion, was dessen Misstrauen auf seinen präsumptiven Nachfolger vermehrte.
Riccioli behandelte das Tychonische Planetenmodell ausführlich in seinem 1651 erschienenen „Neuen Almagest“, in dem er unter anderem die Galileischen Fallgesetze übernahm, sie aber experimentell als Beweis gegen die These einer bewegten Erde benützte.
Tatsächlich gelang der Nachweis der Heliozentrik erst viel später durch Bradley und Bessel.
Ähnliche Modelle
Ein fast identisches Planetenmodell stammt von Nicolaus Reimers aus Pommern, der mit Tycho darüber in einen Prioritätsstreit geriet. Nach Reimers Angaben erdachte er sein Modell 1585 nach einem Besuch auf Tycho Brahes Insel Hven. Im Folgejahr habe er es in Kassel vorgestellt, wovon Brahe erfahren habe. Reimers’ Veröffentlichung Fundamentum Astronomicum (1588) erfolgte etwa zeitgleich.
Auch Simon Marius entwickelte ein solches System 1609/10, angeregt durch seine (mit Galilei zeitgleiche) Entdeckung der Jupitermonde. Er schrieb darüber 1614 in seinem Werk Mundus Iovialis.
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