- Planungstheorie
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Planungstheorie beschäftigt sich mit der Theorie und Praxis der räumlichen (Stadt- und Regional-) Planung und Stadtentwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Als eigenständiges Lehrfach wurde die Planungstheorie zu Beginn der 70er Jahre an einigen Hochschulen mit Fakultäten für Architektur und Stadtplanung etabliert, so zum Beispiel der Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtplanung an der RWTH Aachen, Fakultät für Architektur. Die zweite Universität, an der Planungstheorie unterrichtet wurde, war die TU Kaiserslautern. Auch an der Universität Kassel wird die Theorie der Planung gelehrt.
Bezüglich des Begriffspaares 'Planung' und 'Theorie' können drei verschiedene Facetten unterschieden werden:
Theorien in der Planung (theories in planning): solche Theorien beschreiben nicht den Planungsprozess an sich sondern vielmehr die fachlich-inhaltlichen Problemstellungen der räumlichen Planung, wie zum Beispiel Fragen der Verteilung von Infrastruktur, ökonomische Theorien in der Raumplanung und so weiter, also beispielsweise die Theorie der Zentralen Orte, die Exportbasistheorie, die Neue Handelstheorie et cetera.
Theorien über Planung (theories on or about planning): hier wird das Hauptaugenmerk vor allem auf einzelne Aspekte der Planung gelegt, zum Beispiel Planung und Kommunikation oder Bewertungsverfahren beim Planen. Eine umfassende Beschreibung des Planungsprozesses, beziehungsweise was Planung ausmacht, wird meist nicht vorgenommen.
Theorien der Planung (theories of planning): diese Theorien dienen der Strukturierung und Analyse des Planungsprozesses an sich und werden häufig unter der engeren Definition des Begriffs Planungstheorie verstanden. Prägend in der Planungstheorie sind vor allem das rationale Planungsmodell und die so genannte zweite Generation der Planungstheorie:
Erste Generation- Das rationale Planungsmodell, auch als 'erste Generation' von Planung bezeichnet, ist Ausgangspunkt für die meisten anderen Planungsmodelle, die entweder eine Modifikation dieses Modells oder eine (Gegen-)Reaktion darauf sind. In diesem Modell wird der Planungsprozess als rationaler Optimierungsprozess verstanden, der in verschiedenen Phasen vom Problemverständnis, Sammlung und Analyse von Daten, Entwicklung und Bewertung von Lösungen zur Ausführung abläuft.
- Bei diesem "rationalen" Modell herrscht das Bild des rational handelnden Menschen vor, der Entscheidungen aufgrund verstandesmäßig nachvollziehbarer Überlegungen und Kriterien fällt. Er erarbeitet verschiedene Lösungsalternativen und wählt nach rationalen Gesichtspunkten diejenige mit dem größten zu erwartenden Nutzen aus.
Zweite Generation
- Rittel, einer der Kritiker dieses rationalen Planungsmodells, stellte der 'ersten Generation' die 'zweite Generation' gegenüber.
- Nach Rittel hat man es in der räumlichen Planung nicht mit "gutartigen", sondern mit "bösartigen Problemen" zu tun.
- Gutartige Problemen sind die Aufgabe, bei denen die zulässigen Lösungswege und das zu erreichende Ziel klar und eindeutig definiert sind. Gutartige Probleme sind zum Beispiel Schachspielen oder das Lösen mathematischer Gleichungen.
- Bösartige Probleme sind dagegen wesentlich einzig, es gibt keine abschließende Definition, jede Beschreibung eines bösartigen Problems ist vorläufig und kann als Symptom eines anderen Problems gesehen werden, haben weder eine zählbare (oder erschöpfend beschreibbare) Menge potenzieller Lösungen, noch gibt es eine gut umrissene Menge erlaubter Maßnahmen, die in die Planung mit einbezogen werden können. Lösungen für bösartige Probleme sind nicht "richtig" oder "falsch", sondern "besser" oder "schlechter". Der Planende kann nicht experimentieren, wie Wissenschaftler dies im Labor können, das heißt, er hat kein Recht auf Irrtum.
- Das Planungsmodell der 'zweiten Generation' bringt einige Charakteristika von Planungsproblemen "auf den Punkt", hat jedoch den Nachteil, dass es auf viele der beim Planen vorkommenden Aspekte beziehungsweise Aufgaben nicht eingeht. Infolgedessen bietet diese 'zweite Generation' auch keinen systematischen Überblick über das Arbeitsgebiet der Planungstheorie.
Literatur
- Rittel, H. 1972: On the Planning Crisis: Systems Analysis of the 'First and Second Generations'; in: Bedriftsoekonomen, No.8, October; S. 390-396
- Rittel, H.; Webber, M. 1973: Dilemmas in a General Theory of Planning; in: Policy Sciences 4(2) June; S. 155-169
- Jung, W. Schönwandt, W. 2005: Planungstheorie; in: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) (Hrsg.) 2005: Handwörterbuch der Raumordnung; Hannover: ARL; 789-797
Kategorie:- Theorie (Stadtplanung)
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