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ARCH+ Beschreibung Architekturzeitschrift Verlag ARCH+ Verlag GmbH Erstausgabe 1968 Erscheinungsweise vierteljährlich Chefredakteur Sabine Kraft, Nikolaus Kuhnert, Anh-Linh Ngo Herausgeber Sabine Kraft, Nikolaus Kuhnert, Günther Uhlig Weblink archplus.net ISSN 0587-3452 Arch+ (Eigenschreibung: ARCH+) ist eine deutsche Zeitschrift für Architektur, Städtebau und Design. Sie erscheint vierteljährlich inklusive einer Doppelausgabe in der ARCH+ Verlag GmbH mit einer Auflage von 8000 bis 10.000 Exemplare.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründungsphase 1968–1972
Mitte 1967 gründeten die Studenten und Assistenten der Universität Stuttgart Ulrich Bäte, Peter Dietze, Dieter Hezel, Wolfram Koblin, Peter Lammert, Gernot Minke, Aylâ Neusel und Stephan Waldraff aus dem Umkreis von Max Bense die Studienhefte für architekturbezogene Umweltforschung und -planung; das erste Heft erschien im Januar 1968. Zu den Mentoren gehörten Dieter Hoffmann-Axthelm, Julius Posener, Otl Aicher, Bruno Schindler, Joachim Krausse und Vilém Flusser.
ARCH+ verstand sich als Diskussionsforum, das der Verwissenschaftlichung der Architektur dient. Die Aussage, daß Architektur selbst keine Wissenschaft sei, tauchte im ersten Heft auf.
Obwohl die Zeitschrift während der Studentenunruhen gegründet wurde, waren die Themen zunächst nicht primär politisch. In der ersten Phase waren technokratische Themen wie Planungstheorie, Semiotik, Mathematik und Kybernetik, Entwerfen mit Algorithmen und Mengenlehre bestimmend. Wissenschaft wurde als Medium der Subversion empfunden. Auch die Diskussion um die Studienreform war ein Anliegen von ARCH+ zu jener Zeit. Zusätzlich zur ARCH+ erschien alle 14 Tage ein Spontanblatt, das als regelmäßiges Flugblatt an der Uni verteilt wurde. Die Autoren und Redakteure arbeiteten ohne Honorar. ARCH+ ist bis heute kein Werk von Journalisten, sondern verfolgt akademische Ansprüche. 1969, nach dem Scheitern der Studentenunruhen, war die Existenz von ARCH+ gefährdet. Es erschienen einige Nothefte.
Phase der Umorientierung und Politisierung 1972–1976
Aus Stuttgart waren nur noch die Redakteure (Christoph Feldtkeller, Wolfgang Ehrlinger, Heinrich Stoffl, Jörg Pampe dabei. Neben Stuttgart entstanden in Aachen und (West-)Berlin weitere Redaktionsstandorte. Aus Aachen kamen Marc Fester, Nikolaus Kuhnert, Adalbert Evers und Sabine Kraft und aus Berlin Helga Fassbinder, Klaus Brake und Renate Petzinger dazu. Die neuen Mitarbeiter übernahmen die Zeitschrift. Die Berliner und Aachener machten aus ARCH+ eine Kampfzeitschrift des universitären Milieus in der die Architektur gnadenlos soziologisiert wurde. Der Vertrieb der Zeitung wechselte vom Karl-Krämer-Verlag zu VSA (Verlag für das Studium der Arbeiterbewegung). Mit Heft 28 taucht zum ersten Mal ein Motiv auf dem Titelblatt auf. Dieter Masuhr, ein Berliner Künstler, prägte in den folgenden Jahren mit seinen Federzeichnungen das Erscheinungsbild. Die Gründung des ARCH+ Verein zur Erforschung des Verhältnisses von gebauter Umwelt und gesellschaftlicher Entwicklung war Machtkämpfen und Auseinandersetzungen unter den Redaktionsgruppen geschuldet. Die Kampfphase endete mit dem Austritt von Brake, Fassbinder und Petzinger in 1977. ARCH+ entging auf diese Weise dem Aufkauf und Unterwanderung durch die DKP.
Phase der Ästhetik und Postmoderne 1977–1986
Es verblieben Evers, Fester, Kraft und Kuhnert in der Redaktion. Neu hinzu kamen Werner Durth, Günther Uhlig und Friedemann Gschwind. Druck und Vertrieb wechselten zur alternativen Druckerei Klenkes in Aachen. Erst in dieser Phase wurde ARCH+ zu Themenheften. In Heft 57/58 erschien ein Artikel von Leon Krier erstmals als Werkbericht. ARCH+ entwickelte sich zu einer "kritischen Architekturfachzeitschift".
Phase der Erneuerung 1986–1992
ARCH+ verabschiedete sich von der Postmoderne auch von einem Großteil der Leser. Damit einher ging eine Rückbesinnung auf die Moderne als Fortsetzung eines philosophischen Projektes. Zu Heft 68 erschien erstmals die Rubrik Zeitung, in Heft 78 die Rubrik Baumarkt: Man durfte wieder bauen. 1987 wurde Berlin zum zweiten Redaktionsstandort. Wolfgang Wagener (1986-1990), Philipp Oswalt (1988-93), Angelika Schnell (1990-2001) und Andreas Bittis (1991-2001) wurden mit einer Abkehr vom Wertekonservatismus jeweils zur dritten Kraft in der Redaktion. Statt Einzelkämpfern gab es nun Arbeitsgruppen ohne hierarchische Strukturen. Der Generationskonflikt zwischen 68ern und Post-68ern ist in der Redaktion weitgehend ausgeblieben. Mit Rem Koolhaas, Zaha Hadid, Daniel Libeskind und Bernard Tschumi kam die Vision eines fortschrittlichen und modernen Europa zurück. Die Zeitschrift für Architekten, Stadtplaner, Sozialarbeiter und kommunalpolitische Gruppen wurde 1986 zur Zeitschrift für Architektur und Städtebau. ARCH+ gelang seit 1990 die Propagierung des Öko-Tech. Einen Höhepunkt bildete das Heft 111, mit dem Vilém Flusser, Philosoph des elektronischen Zeitalters, in Deutschland bekannt wurde. Nach der Wiedervereinigung erhielt ARCH+ durch Otl Aicher neue Impulse. In Rotis wurde das neue ARCH+ Layout entwickelt. Nach Aicher wurde auch die Rotis-Schrift eingeführt, in welcher später auch das Logo geschrieben wurde.
Phase Amerika und zurück 1992–2003
Die USA rückten seit Beginn der 90er Jahre verstärkt ins Blickfeld, nicht zuletzt aufgrund der intellektuellen Stagnation in Europa. Die Hefte, die seit 1993 amerikanische Texte in Erstveröffentlichung nach Deutschland brachten, illustrierten Begriffe, wie Ereignis, Komplexität oder Faltung mit europäischen Projekten. ARCH+ versuchte sich als eine Brücke zwischen den USA und Europa zu etablieren. Doch die 1994 eingeführte Zweisprachigkeit blieb ohne Erfolg, dennoch blieb die Distanz zur deutschen Debatte. Bezeichnenderweise war das Heft 122 Von Berlin nach Neuteutonia, das die Kritik an den Entwicklungen in Deutschland am schärfsten formulierte, das erfolgreichste in der Geschichte der Zeitschrift. Mit Ausgabe 166 erfolgte eine Umbenennung von ARCH+ in archplus (die mit Ausgabe 186/187 wieder rückgängig gemacht wurde). Mit den Redakteurinnen Susanne Schindler (2001-2003), Schirin Taraz-Breinholt (2001-2004) und Julia von Mende (2005-2007) baute die Redaktion den Bezug zu Architekturentwicklungen im deutschsprachigen Raum aus (Off-Architektur, Hefte 166 und 167). Die Nachwuchsförderung wurde mit dem ARCH+ Preis für beste Diplomarbeiten verstetigt. Ein dritter Schwerpunkt – Studienmaterialien mit "Gebrauchswert" (Formfindung Heft 159/160, Material 172, Wohnen 176/177, Klima 184) – wurde ausgebaut.
Seit 2004
ARCH+ befindet sich in einer neuerlichen Umstrukturierungsphase und der weiteren Professionalisierung. Ab 2004 verstärkt Anh-Linh Ngo die Redaktion. Das Erscheinungsbild wurde mit dem Art Director Walter Schönauer neu geprägt. Die Zeitschrift erweitert sich um Forschungsprojekte, Partnerschaften und internetgestützte Publikationsformen. Das Feld einer klassischen Fachzeitschrift wurde weiter aufgebrochen. Ein wichtiger Anfang bildete die Kooperation mit dem mehrjährigen Forschungsprojekt Shrinking Cities. Die Teilnahme von ARCH+ am Zeitschriftenprojekt der Documenta 12 im Jahre 2007 markierte einen Schritt in der Weiterentwicklung der Zeitschrift. Mit dem Projekt THE MAKING OF YOUR MAGAZINES und der gleichnamigen Ausstellung im KulturBahnhof Kassel begann eine Neuausrichtung der Zeitschrift, die auf der Aufarbeitung und Reflexion der Geschichte der Zeitschrift basiert.
Seit 2008
Basierend auf den Vorarbeiten im Rahmen von Documenta 12 Magazines und anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Zeitschrift fand 2008 ein Relaunch statt. Mit dem neuen Art Director Mike Meiré erfolgte die Rückkehr zum ursprünglichen Logo ARCH+ sowie ein Redesign der Zeitschrift. Meiré führte die Futura, die in der Anfangsphase das Erscheinungsbild von ARCH+ geprägt hat, wieder ein. Die Hefte wurden verstärkt auf Projektbasis gemacht und externe Kooperationspartner eingebunden, um eine inhaltliche Erweiterung der Themen und Sichtweisen zu ermöglichen und andere Vermittlungsebenen und Medien zu erschließen, die über die Zeitschrift hinausgehen. Der Aktionsradius der Zeitschrift wurde durch Symposien, Konferenzen, Ausstellungen, Wettbewerbe erweitert. Seit 2009 ist ARCH+ offizieller Kooperationspartner der Internationale Bauausstellung Hamburg[1] und organisiert in diesem Rahmen inhaltlich zwei Realisierungswettbewerbe zu den Themen Smart Materials und Smart Price. Ziel ist die Realisierung vorbildlicher Modellbauten im Rahmen der IBA Hamburg bis 2013. 2010 kuratierten Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo mit dem Redaktionsteam Berlin die Ausstellung "Post-Oil City" für das Institut für Auslandsbeziehungen. Die erfolgreiche Ausstellung wurde u.a. in Stuttgart, Berlin und Wien gezeigt. Darüber hinaus wird "Post-Oil City" in einer englischen Fassung ab 2011 im Ausstellungsprogramm des ifa für mindestens 5 Jahre auf Tour gehen und u.a. in Indien und Südamerika Station machen.
Themen
Die Zeitschrift setzt ihren Schwerpunkt auf dem fließenden Übergang zwischen Architektur (Arch), Stadt, Kultur und Medien (+). Das redaktionelle Selbstverständnis der Zeitschrift liegt bei einer Fortsetzung der Moderne (und der Kritik an der Postmoderne). ARCH+ ist die letzte von Großverlagen unabhängige, konzeptuelle Architekturzeitschrift in Deutschland. ARCH+ ist Teil des Redaktionsnetzwerks documenta 12 magazines der documenta 12.
Jedes Heft ist einem besonderen Thema gewidmet, das bestimmte Projekte beschreibt und bewertet. Die Themen umfassen Diskussionen aus den Sozial- und Naturwissenschaften, Ökonomie, Philosophie und Kunst in Hinblick auf Architektur bei der Entwicklung neuer Wohnkonzepte, Organisationsformen der Arbeit, urbanistischer Modelle, bei Problemen des Umgangs mit Mobilität und Verkehr, sowie Natur und Landschaft, bei der Neudefinition von Bauaufgaben und -typen oder bei Fragen der Formgebung und Raumwahrnehmung und des Umgangs mit Material.
Die Rubrik Zeitung informiert über das aktuelle Architekturgeschehen, die internationale Diskussion, über Wettbewerbe, Ausstellungen, Tagungen und Neuerscheinungen.
Der Baufokus ist als baupraktischer Service für Architekten konzipiert. Er informiert über Technologien und Verfahren, Baustoffe, Konstruktionen, Details, Hersteller und Messen. Demgegenüber konzentriert sich die Produktschau auf das Design, wobei die Palette von den Klassikern bis zu den jungen Wilden, vom Wohnen bis zum Bürobau, vom Licht über Sanitärausstattung bis zu Alltagsobjekten reicht.
Redaktion
Sabine Kraft leitet die Aachener Redaktion, Nikolaus Kuhnert und Anh-Linh Ngo die Berliner Redaktion.
Ständige Mitarbeiter sind Florian Böhm, Joachim Krausse, Arno Löbbecke, Martin Luce, Julia von Mende, Philipp Misselwitz, Philipp Oswalt, Susanne Schindler, Angelika Schnell, Werner Sewing, Stephan Trüby.
Die Art Direction hat Mike Meiré inne. Design: Tim Giesen und Tobias Tschense.
Projekte
- POST-OIL CITY. Die Geschichte der Zukunft der Stadt: Ein Heft- und Ausstellungsprojekt in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen über die postfossile Stadt. Das Projekt arbeitet heraus, dass viele der zeitgenössischen Zukunftsszenarien für die nachfossile Stadt in den Utopien der Moderne angelegt sind.
- IBA Hamburg: Seit 2009 ist ARCH+ offizieller Kooperationspartner der Internationale Bauausstellung Hamburg und organisiert in diesem Rahmen inhaltlich zwei internationale Workshops zu den Themen Smart Materials und Smart Price. Ziel ist die Realisierung vorbildlicher Modellbauten im Rahmen der IBA Hamburg bis 2013.
- THE MAKING OF YOUR MAGAZINES - Architekturzeitschriften als Medien der ästhetischen Vermittlung: Der Ausstellungs- und Projektraum von ARCH+ zur Teilnahme an documenta 12 magazines beschäftigt sich mit zeitgenössischen Möglichkeiten ästhetischer Bildung und Vermittlung. Es entstand in Kooperation mit Georg Schöllhammer von documenta 12 magazines, Beatriz Colomina und Clip/Stamp/Fold Team (Princeton University), Rem Koolhaas, Hans-Ulrich Obrist, Quickborner Team, Storefront Gallery New York, Architectural Association London
- Der ARCH+ preis wird für die besten Abschlussarbeiten im Bereich Architektur, Städtebau und Design verliehen. Die Preissumme beträgt 12.000 Euro.
- Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Schrumpfende Städte erweitert die in Deutschland geführte städtebauliche Debatte, die sich auf Fragen des Abrisses von überzähligen Wohnungen und der Aufwertung von Wohnquartieren konzentriert hat, um neue Fragestellungen und Perspektiven.
Publikationen
- Delirious New York, Rem Koolhaas, ISBN 3-931435-00-8, deutsche Übersetzung von Fritz Schneider, 2. Auflage. Delirious New York, 1978 zuerst erschienen, ist eine polemische Erforschung dieses Manhattans: Es dokumentiert das symbiotische Verhältnis zwischen seiner sich ständig verändernden metropolitanen Kultur und der einzigartigen Architektur, die durch sie entstand – dennoch vertritt dieses Buch die Auffassung, daß nicht selten die Architektur die Kultur erzeugt.
Autoren (Auswahl)
Otl Aicher, Christopher Alexander, Archigram, Asymptote, Shigeru Ban, Roland Barthes, Jean Baudrillard, Ulrich Beck, Günter Behnisch, Heinz Bienefeld, Bazon Brock, Henryk M. Broder, Santiago Calatrava, Daniel Cohn-Bendit, Peter Cook, Coop Himmelb(l)au, Douglas Coupland, Hermann Czech, Guy Debord, Jacques Derrida, Walt Disney, Marcel Duchamp, Max Dudler, Peter Eisenman, Sergej Eisenstein, Olafur Eliasson, Wolfgang Engler, Harun Farocki, Vilém Flusser, Norman Foster, Kenneth Frampton, Massimiliano Fuksas, Jonas Geist, Reinier de Graaf, Andreas Gursky, Jürgen Habermas, HAU, Ludwig Hilberseimer, Dieter Hoffmann-Axthelm, Steven Holl, Charles Jencks, Heinrich Klotz, Hans Kollhoff, Rem Koolhaas, Rob Krier, Oskar Lafontaine, Le Corbusier, Daniel Libeskind, Kevin A. Lynch, Peter Marcuse, MESS, Pierre de Meuron, Ludwig Mies van der Rohe, MVRDV, Frei Otto, Julius Posener, Jacques Rancière, Jan Philipp Reemtsma, Richard Rorty, Richard Rogers, Thomas Ruff,Manfred Sack, Saskia Sassen, Jürgen Sawade, Jörg Schlaich, Peter Sloterdijk, Peter Smithson, Werner Sobek, Karlheinz Stockhausen, Bruno Taut, Stephan Trüby, Bernard Tschumi, James Turrell, Oswald Mathias Ungers, Robert Venturi, Paul Virilio, Wim Wenders.
Einzelnachweise
Weblinks
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