Platon Elenin

Platon Elenin

Boris Abramowitsch Beresowski (russisch Борис Абрамович Березовский; * 23. Januar 1946 in Moskau) ist ein russischer Unternehmer jüdischer Herkunft und einer der russischen Oligarchen. Beresowski wird in Russland wegen Korruption und Geldwäsche gesucht und lebt im Asyl in Großbritannien, seine Familie lebt in Israel. Seit 2003 verwendet er als Zweitname Platon Elenin.

Boris Beresowski

Inhaltsverzeichnis

Leben

in Russland

Beresowski studierte Elektrotechnik und mathematische Mechanik. Er schloss sein Studium 1973 an der Lomonossow-Universität in Moskau ab und absolvierte anschließend am Institut für Steuertechnik der Russischen Akademie der Wissenschaften seine Aspirantur. Seine Dissertation verteidigte er 1983 zum Thema Entscheidungstheorie. Seit 1991 ist er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften.[1][2]

Nach seinem Studium arbeitete Beresowski bis 1987 an verschiedenen Forschungsinstituten im Bereich Steuerung, Automatisierung und Managementsysteme. Seit 1973 arbeitete er mit dem Automobilkonzern AwtoWAS (Lada) zusammen, für den er in seinem Institut eine Software entwickelt hatte. Mit Beginn der Perestroika in der Sowjetunion stieg er in die Privatwirtschaft ein und gründete gemeinsam mit AwtoWAS die Autohandelsfirma LogoWAS (russisch ЛогоВАЗ). In den Zeiten der Hyperinflation in Russland baute er das größte Autohandelsnetz des Landes auf.

Im Oktober 1993 gründete er zusammen mit einigen AwtoWAS-Managern die Allrussische Automobil-Allianz AVVA (Автомобильный всероссийский альянс (AVVA)), mit deren Investorengeldern er wiederum bei der Privatisierung große Anteile von AutoVAZ für sich erwarb.

Seit 1994 beteiligte sich Beresowski als Hauptaktionär an der Fernsehgesellschaft ORTV, die den größten und flächendeckenden Sender Russlands ORT unterhielt. Im gleichen Jahr überlebte er in seinem Auto einen Bombenanschlag. Im darauffolgenden Jahr wurden im Zusammenhang mit der Ermordung des ORTV-Direktors Listjew Ermittlungen gegen ihn angestellt.

Im Wahlkampf 1996 unterstützte Boris Beresowski mit seinem Sender ORT und finanziellen Beiträgen maßgeblich die Wiederwahl von Boris Jelzin zum Präsidenten Russlands (Unser Haus Russland). Er initiierte zu diesem Zweck die sogenannte „Sieben-Bankiers-Bande“ („Semibankirowschtschina“), einen Zusammenschluss reicher Oligarchen, die in der Folge mit Geld und „administrativen Maßnahmen“ den bei 0.6 Prozent der Umfragewerte liegenden Jelzin im zweiten Wahlgang noch einmal ins Präsidentenamt bekamen. Im Anschluss daran wurde Beresowski Vizepräsident des Nationalen Sicherheitsrates. In dieser Eigenschaft war er insbesondere für das Zusammenstellen von „Kompromat“ (kompromittierendes Material) als Druckmittel gegen seine Gegner zuständig. 1998 und 1999 war er Exekutiv-Sekretär der GUS. Neben seinen politischen Kontakten hatte er auch persönlich großen Einfluss auf den in seiner zweiten Amtszeit geschwächten Jelzin. Er war eine der ganz wenigen Personen, die jederzeit Zugang zu ihm hatten. Westliche Medien bezeichneten Beresowski auch als Graue Eminenz hinter Jelzin. Laut eigener Aussage war es auch Beresowski, der den vermeintlich schwachen und leicht manipulierbaren Wladimir Putin als Nachfolger für Jelzin ausgewählt hat.

Unter Jelzins Nachfolger Putin aber, der die Macht der Oligarchen und deren Einfluss auf den Staat zurückdrängte, stellten sich für Beresowski Probleme ein. Unter anderem führten die Berichterstattung zur Tschetschenienfrage und zum Untergang des U-Bootes Kursk zu Konflikten. Im Oktober 2001 wurde ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt, dem er sich durch Flucht ins Ausland entzog. Er wurde beschuldigt, bei seinen Finanztransaktionen mit Lada den Investoren 2033 Autos im Wert von 13 Millionen US-Dollar unterschlagen zu haben.

Exil in Großbritannien

Seit dem Jahr 2000 lebt Beresowski im Exil in London. In seinen Flüchtlingspass ließ er den Namen Platon Elenin eintragen.[3] (Als „Platon“ tritt auch der Hauptdarsteller in Pawel Lungins Spielfilm „Der Oligarch“ auf, der von Beresowski handelt.)

Von London aus versuchte Beresowki immer wieder Einfluss auf die Innenpolitik Russlands zu nehmen. Er stellte sich hinter den Putin-Kritiker und Oligarchen Michail Chodorkowski nach dessen Verhaftung im Oktober 2003. Er unterstützte Iwan Rybkin bei den Präsidentschaftswahlen 2004. Und er arbeitete mit dem im November 2006 vergifteten Putin-Gegner Alexander Litwinenko zusammen.

Beresowki machte seinen Einfluss auch gegen die putin-treuen Regierungen in ehemaligen Sowjetrepubliken geltend. Im Frühjahr 2003 traf er sich in London auf Vermittlung seines früheren Geschäftspartners Badri Patarkazischwili mit dem georgischen Oppositionspolitiker und späteren Premierminister Surab Schwania. Schwania wiederum vermittelte finanzielle Mittel Beresowskis in die Ukraine, namentlich für den Präsidentschaftskandidaten Wiktor Juschtschenko. Nach dem Wahlsieg Juschtschenkos Ende 2004 spielte Beresowki mit dem Gedanken, nach Kiew zu ziehen, setzte ihn aber nicht um, weil er unter Umständen nach Russland hätte ausgeliefert werden können.

Im Juni 2006 rief Beresowki zum Sturz der Regierung Putin auf. Damit handelte er sich eine Rüge des damaligen britischen Außenministers Jack Straw ein.[4] Dennoch rief Beresowski im April 2007 in einem Interview mit dem Guardian erneut zu einem gewaltsamen Umsturz der russischen Regierung auf.[5] Diese Aussagen relativierte er gleichentags mit einer Erklärung, wonach er keine blutigen Methoden unterstütze, obwohl auf demokratische Weise Veränderungen nicht zu erreichen seien.[6]

Vorwürfe der Justiz

2004 wurde Beresowski mit dem Mord am US-amerikanischen Journalisten Paul Klebnikow in Verbindung gebracht. Klebnikow hatte Bücher über die Macht der Oligarchen, im Speziellen über Beresowski und die Geldgeber des Tschetschenienkrieges publiziert.

In der Schweiz nahm die Bundesanwaltschaft im November 2003 Ermittlungen gegen Beresowski auf. Er wird verdächtigt, Geld gewaschen zu haben und Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein.

In São Paulo, Brasilien, wird gegen Beresowski wegen mutmaßlicher Verwicklung in einen Geldwäscheskandal im Zusammenhang mit dem SC Corinthians ermittelt. Diesbezüglich erließ ein brasilianisches Gericht im Juli 2007 einen Haftbefehl.

Einzelnachweise

  1. Liste der Akademiemitglieder auf der Website der russischen Akademie der Wissenschaften (russisch)
  2. Kurzbiographie auf der Website des Senders Echo Moskwy
  3. UK gives Russian tycoon new name BBC News vom 23. Januar 2004.
  4. Beresowski will Putin gewaltsam stürzen Spiegel Online vom 13. April 2007.
  5. “I am plotting a new Russian revolution” The Guardian vom 13. April 2007.
  6. Umsturz ja, aber unblutig Auf sueddeutsche.de vom 13. April 2007.

Literatur

Bücher

  • Paul Klebnikow: Der Pate des Kreml: Boris Beresowski und die Macht der Oligarchen. Econ, München 2001, ISBN 3-430-15475-8

Fernsehen

  • Alexander Gentelev: Die Oligarchen. Fernsehdokumentation (TVP1/Arte/Télé Europe et al.), 2005?
  • Patrick Forbes: Russlands Paten (Beresowski, Chodorkovski). Fernsehdokumentation (BBC), 2006

Weblinks


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