Pliska

Pliska
Pliska (Плиска)
Wappen fehlt
Hilfe zu Wappen
Karte von Bulgarien, Position von Pliska hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Schumen
Einwohner: 1123
Koordinaten: 43° 22′ N, 27° 7′ O43.36666666666727.116666666667145Koordinaten: 43° 22′ 0″ N, 27° 7′ 0″ O
Höhe: 145 m
Postleitzahl: 9920
Telefonvorwahl: (+359) 05323
Kfz-Kennzeichen: H
Verwaltung
Bürgermeister: Christo Christow
Pliska (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Kaspitschan, Schumen, Preslaw, Warna, Dobritsch, Targowischte, Popowo, Rasgrad, Dulowo

Pliska [ˈpliskɐ] (bulgarisch Плиска), auch Ak Baba, Pliskow bzw. Aboba ist eine frühere Hauptstadt des bulgarischen Reiches und heute eine Stadt in Nordostbulgarien, in der Oblast Schumen, in der Gemeinde Kapitscha, in der Nähe der Städte Nowi Pasar und Kaspitschan.

Die Überreste der alten bulgarischen Hauptstadt des Ersten Bulgarischen Reiches sind heute eine archäologische Ausgrabungsstätte und liegen 7 km westlich von Nowi Pasar in der Oblast Schumen. Die heutige Ortschaft Pliska hat 1243 Einwohner (2007), liegt 140 m./M. und etwa 2 km südlich von den Ruinen der einstigen Hauptstadt Bulgariens entfernt, nach Sofia, in die bulgarische Hauptstadt von heute sind es 404 km.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Pliska ist die antike Hauptstadt des Ersten Bulgarischen Reiches über eine Zeitspanne von 2 Jahrhunderten, seit ihrer Gründung von Khan Asparuch 679 bis 893. Neben der Schulen von Preslaw und Ohrid gehört die Schule von Pliska zu den geistigen Hochschulen des Bulgarenreiches. Im Jahre 811 erlitten die Byzantiner in der Schlacht von Pliska eine schwere Niederlage.

Die 27 km² große Stadt lag inmitten einer hügeligen Landschaft, welche keinen natürlichen Schutz bietet, was zu dieser Zeit eher ungewöhnlich war. Sie wurde von drei Verteidigungsringen umspannt. Der äußerste bestand aus einem Grabensystem, der zweite aus 9 bis 12 m hohen Steinmauern und der innerste aus Tonziegeln.

Historiker sehen in der Entwicklung der Stadt drei markante städtebauliche Etappen. Der erste Palast aus Holz stammt aus der Zeit Khan Asparuchs, oder seines Sohns Terwel. Einen Bauschub erfuhr die Stadt hundert Jahre später unter Khan Krum. Zu dieser Zeit wurde ein neuer Palast mit großem Wasserspeicher und modernen Bädern, sowie auch ein raffiniertes System von unterirdischen Geheimgängen angelegt.

Die erste namentliche Erwägung von Pliska findet sich in einer 822 unter Khan Omurtag errichteten Inschrift[1]. Unter Omurtag erfuhr die Stadt einen Bauboom. In dieser Zeit erlebte Pliska ihre Blütezeit und bedeckte eine größere Fläche als Konstantinopel[2]. Erwähnenswert sind besonders die neuen aus massiven Steinblöcke Festungsmauern mit Türmen, der Kleine Palast mit den Wohnräumen für die adligen Familien, modernen beheizten Bäder, sowie zwei heidnische Tempel und einen Thronsaal. Hauptkultstätte des Bulgarische Reiches war das unweit von Pliska gelegene Felsenplateu Madara. An dem steilen Felsen ist das Relief eines Reiters zu sehen, der mit seinem Speer einen Löwen tötet (siehe Reiter von Madara). In der Nähe des Reliefs berichten viele Khane aus dem 8-9 Jahrhundert in langen Inschriften auf Stein über ihre Siegeszüge gegen Byzanz.

Die dritte Etappe erfolgte zur Zeit der Christianisierung und ist hauptsächlich durch den Bau der großen Basilika gekennzeichnet. Hier wurden wahrscheinlich die aus Großmähren flüchtigen Schüler von Kyrill und Method im Jahre 886 vom Fürsten Boris I. empfangen.

Es ist nicht bekannt aus welchem Grund die Hauptstadt von Boris I. 893 von Pliska nach Preslaw verlegt wurde. Möglicherweise spielte die alte heidnische "Erblast" der Stadt und der anhaltende Widerstand des alten Adels gegen die Christianisierung eine Rolle.

Ruinen

Die Ruinen von Pliska wurden während des ganzen Mittelalters, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Steinbruch verwendet. Mit den Steinen aus Pliska wurde die Tombul-Moschee (1740) in Schumen und die türkische Festung Warna gebaut, die von 1830 bis 1834 erbaut wurde, nachdem die Russen die mittelalterliche Festung bei Warna zerstört hatten.

Die Steine wurden über die alte Römerstraße, die noch bis Mitte des 20 Jahrhunderts erhalten war, mit Pferdewagen die 80 km nach Warna gebracht.

Nach der Befreiung Bulgariens von den Türken, im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878) musste die Festung gemäß dem Berliner Vertrag (1878) vollständig geschleift werden. Die Zitadelle der Burg wurde als letztes beseitigt (1908). Mit den Steinen wurde danach unter anderem 1896 die Entschlafung der Gottesmutter-Kathedrale in Warna erbaut, sowie die beiden Gymnasien.

Als diese Gebäude in den 1880er Jahren gebaut wurden, war die Bedeutung von Pliska noch nicht bekannt, da die Brüder Schkopril die Ruinen beim Dorf Aboba (bulg. Абоба) erst in den 1890 Jahren als erste bulgarische Hauptstadt Pliska identifizierten.

Quellen und Weblinks

  1. Daniel Ziemann: Vom Wandervolk zur Grossmacht: die Entstehung Bulgariens im frühen Mittelalter (7.-9. Jahrhundert), Böhlau Verlag Köln Weimar, 2007, S. 258ff.
  2. John Haywood, Jobst-Christian Rojahn: Der neue Atlas der Weltgeschichte: Von der Antike bis zur Gegenwart, S. 91

Bilder

Weblinks

 Commons: Pliska – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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