Plötzlicher Herztod beim Sport

Plötzlicher Herztod beim Sport
Klassifikation nach ICD-10
I46.1 Plötzlicher Herztod, so beschrieben
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Der Plötzliche Herztod beim Sport (Syn.: Plötzlicher Sporttod, Plötzlicher Herztod bei Sportlern) ist ein durch Sport ausgelöster plötzlicher Herztod (PHT). Er stellt kein eigenes Krankheitsbild dar. Den Sport als auslösenden Faktor nimmt man bei einem PHT bis eine Stunde nach der körperlichen Belastung an.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Inzidenz für einen PHT beim Sport wird mit 0,5 - 2 pro 100.000 Sportler angegeben, Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. In Frankreich beispielsweise erliegen jährlich zwischen ein- und zweitausend Sportler dieser Todesursache.[2] Sportarten mit den häufigsten Herztodesfällen sind Triathlon (1,5/100.000), Basketball, American Football (USA), Fußball und Laufen (0,8/100.000).[1][3] Das Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, liegt bei jungen Sportlern 2,5 mal höher als bei Nichtsportlern.[4]

Mögliche Ursachen

Wie auch allgemein beim plötzlichen Herztod müssen drei Komponenten aus struktureller Herzerkrankung, Arrhythmie-Mechanismus und vorübergehendem Auslöser zusammenkommen. Der Auslöser beim plötzlichen Sporttod ist die körperliche Belastung. Die Herzerkrankungen unterscheiden sich nur in ihrer Verteilung. Am häufigsten bei Wettkampfsportlern ist die Hypertrophe Kardiomyopathie (46 % inkl. Verdachtsfälle), gefolgt von den eigentlich seltenen angeborenen Koronaranomalien (17%) sowie der Myokarditis (7 %) und der Arrhythmogenen Rechtsventrikulären Kardiomyopathie (ARVCM) mit (4 %). Je älter die Patienten werden, desto häufiger ist die Koronare Herzerkrankung die zugrundeliegende Erkrankung.[1] In manchen Regionen Italiens ist die ARVCM, wahrscheinlich aufgrund einer genetischen Häufung, die häufigste Ursache bei jungen Sportlern.[5]

Doping

Schon seit Jahrzehnten wird ein Zusammenhang zwischen plötzlichen Herztoden und Doping diskutiert. Praktisch alle bekannten Dopingmittel können das Herz schädigen. Insbesondere Anabolika und Wachstumshormone können zu krankhaften Veränderungen des Herzens führen. Der Nachweis dafür, dass Doping für einen plötzlichen Herztod verantwortlich ist, ist in vielen Fällen schwierig, da möglicherweise verwendete Mittel im Blut der Athleten zum Zeitpunkt des Todes oft nicht (mehr) nachgewiesen werden können, beispielsweise, wenn die Mittel in einer Trainingsphase ohne Dopingkontrollen eingenommen wurden. Oft werden auch gar keine Autopsien vorgenommen, oder aber keine Spezialisten hinzugezogen, die für Doping typische Herzmuskel- und -zellveränderungen feststellen könnten. Langzeitstudien zu dem Thema gibt es nicht.[6][7]

Prävention

In einer Stellungnahme[8] empfiehlt die Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin allen wettkampfaktiven Sportlerinnen und Sportlern eine Basisuntersuchung mit Ruhe-EKG sowie jährlich sportmedizinische Untersuchungen. Hierzu zählen:

Kardiovaskuläre Anamnese
Klinische Untersuchung
  • Gründlicher kardiovaskulärer Status (Auskultation/Palpation/Blutdruck-Messung)
  • Suche nach Hinweisen auf Bindegewebsstörung (Marfansyndrom)
Sonstiges
  • Ruhe-Elektrokardiogramm (bei Aufnahme einer Wettkampftätigkeit)
  • Serumcholesterin (über 35jährige).

Bei positiver Anamnese, pathologischen Herz- oder Gefässgeräuschen, Hinweisen auf Rhythmusstörungen oder pathologischem Ruhe-EKG wird die Zuweisung zur weiteren fachärztlichen Abklärung empfohlen. Eine routinemäßige Durchführung von Belastungs-EKGs oder dopplerechokardiographischen Untersuchungen ist nicht gerechtfertigt.

Die Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin empfiehlt im weiteren eine langsame Steigerung der Belastung, da plötzlich ungewohnte Belastungen das Risiko für einen PHT steigern. Im Weiteren wird empfohlen, sportliche Betätigung bei bestehendem fieberhaften Infekt zu unterlassen. Unter Belastung auftretende, ungewohnte Symptome (z. B. unklare Brustschmerzen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen) oder Unwohlsein sollten als Warnsignal respektiert werden.

Verwandte Phänomene

Ein erhöhtes Risiko für (meist nicht tödliche) Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen besteht offenbar auch für Zuschauer, die eine spannende Fußballübertragung (z. B. Elfmeterschießen) im Stadion oder vor dem Fernsehgerät verfolgen.[9]

Einzelnachweise

  1. a b c W Kindermann: Plötzlicher Herztod beim Sport. (pdf) In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 56, Nr. 4, 2005, S. 106-107. Abgerufen am 4. April 2009.
  2. Artikel bei France Football vom 21. November 2010
  3. Wie groß ist das Risiko für den Herztod beim Triathlon?. In: Ärzte Zeitung. 2009-03-30. Abgerufen am 4. April 2009.
  4. Corrado D, et al: Does sports activity enhance the risk of sudden death in adolescents and young adults?. In: J Am Coll Cardiol. 42, Nr. 11, 2003-12-03, S. 1959-63. PMID 14662259. Abgerufen am 7. April 2009.
  5. Mewis, Riessen, Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact - Alles für Station und Facharztprüfung. 2 Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2006, ISBN 3-13-130742-0, S. 408.
  6. ARD Readio Feature: Doping im Fußball
  7. Spomedial: Plötzlicher Herztod und Doping
  8. B Marti, B Villiger, M Hintermann, R Lerch: Plötzlicher Herztod beim Sport: sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen. (pdf) In: Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin. 46, Nr. 2, 1998, S. 83-85. Abgerufen am 4. April 2009.
  9. Herzinfarkt beim Elfmeterschießen. In Stern. 31. Januar 2008 und Anpfiff zur Herzattacke. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Januar 2008. (Die Originalarbeiten sind: Douglas Carroll u. a., Admissions for myocardial infarction and World Cup football: database survey, in: British Medical Journal, Jg. 325.2002, S. 1439-1442 und: Ute Wilbert-Lampen u. a., Cardiovascular Events during World Cup Soccer, in: New England Journal of Medicine, Jg. 358.2008, S. 475-483)

Weblinks

Siehe auch

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