Plötzlicher Herztod bei Sportlern

Plötzlicher Herztod bei Sportlern
Klassifikation nach ICD-10
I46.1 Plötzlicher Herztod, so beschrieben
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Der Plötzliche Herztod beim Sport (Syn.: Plötzlicher Sporttod, Plötzlicher Herztod bei Sportlern) ist ein durch Sport ausgelöster plötzlicher Herztod (PHT). Er stellt kein eigenes Krankheitsbild dar. Den Sport als auslösenden Faktor nimmt man bei einem PHT bis eine Stunde nach der körperlichen Belastung an.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Inzidenz für einen PHT beim Sport wird mit 0,5 - 2 pro 100.000 Sportler angegeben, Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Sportarten mit den häufigsten Herztodesfälle sind Triathlon (1,5/100.000), Basketball, American Football (USA), Fußball und Laufen (0,8/100.000).[1][2] Das Risiko einen plötzlichen Herztod zu erleiden liegt bei jungen Sportlern 2,5 mal höher als bei Nichtsportlern.[3]

Ursachen

Wie auch allgemein beim plötzlichen Herztod müssen drei Komponenten aus strukturelle Herzerkrankung, Arrhythmie-Mechanismus und vorübergehendem Auslöser zusammenkommen. Der Auslöser beim plötzlichen Sporttod ist die körperliche Belastung. Die Herzerkrankung unterscheiden sich nur in ihrer Verteilung. Am häufigsten bei Wettkampfsportlern ist die Hypertrophe Kardiomyopathie (46% inkl. Verdachtsfälle) gefolgt von den eigentlich seltenen angeborenen Koronaranomalien (17%) sowie der Myokarditis (7%) und der Arrhythmogenen Rechtsventrikulären Kardiomyopathie (ARVCM) mit (4%). Je älter die Patienten werden desto häufiger ist die Koronare Herzerkrankung die zugrunde liegende Erkrankung.[1] In manchen Regionen Italiens ist die ARVCM, wahrscheinlich aufgrund einer genetischen Häufung, die häufigste Ursache bei jungen Sportlern.[4]

Prävention

In einer Stellungnahme [5] empfiehlt die Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin allen wettkampfaktiven Sportlerinnen und Sportlern eine Basisuntersuchung mit Ruhe-EKG sowie jährlich sportmedizinische Untersuchungen. Hierzu zählen

Kardiovaskuläre Anamnese
Klinische Untersuchung
  • Gründlicher kardiovaskulärer Status (Auskultation/Palpation/Blutdruck-Messung)
  • Suche nach Hinweisen auf Bindegewebsstörung (Marfansyndrom)
Sonstiges
  • Ruhe-Elektrokardiogramm (bei Aufnahme einer Wettkampftätigkeit)
  • Serumcholesterin (über 35jährige).

Bei positiver Anamnese, pathologischen Herz- oder Gefässgeräuschen, Hinweisen auf Rhythmusstörungen oder pathologischem Ruhe-EKG wird die Zuweisung zur weiteren fachärztlichen Abklärung empfohlen. Eine routinemäßige Durchführung von Belastungs-EKGs oder dopplerechokardiographischen Untersuchungen ist nicht gerechtfertigt.

Die Schweizerische Gesellschaft für Sportmedizin empfiehlt im weiteren eine langsame Steigerung der Belastung da plötzlich ungewohnte Belastungen das Risiko für einen PHT steigert. Im weiteren wird empfohlen sportlich Betätigung bei bestehendem fieberhaftem Infekt zu unterlassen. Unter Belastung auftretende, ungewohnte Symptome (z.B. unklare Brustschmerzen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen) oder Unwohlsein sollten als Warnsignal respektiert werden.

Verwandte Phänomene

Ein erhöhtes Risiko für (meist nicht tödliche) Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen besteht offenbar auch für Zuschauer, die eine spannende Fußballübertragung (z. B. Elfmeterschießen) im Stadion oder vor dem Fernsehgerät verfolgen.[6]

Einzelnachweise

  1. a b c W Kindermann: Plötzlicher Herztod beim Sport. (pdf) In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 56, Nr. 4, 2005, S. 106-107
  2. Wie groß ist das Risiko für den Herztod beim Triathlon?. In: Ärzte Zeitung. 2009-03-30
  3. Corrado D, et al: Does sports activity enhance the risk of sudden death in adolescents and young adults?. In: J Am Coll Cardiol. 42, Nr. 11, 2003-12-03, S. 1959-63. PMID 14662259
  4. Mewis, Riessen, Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact - Alles für Station und Facharztprüfung‎. 2 Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2006, ISBN 3-13-130742-2, S. 408. 
  5. B Marti, B Villiger, M Hintermann, R Lerch: Plötzlicher Herztod beim Sport: sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen. (pdf) In: Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin. 46, Nr. 2, 1998, S. 83-85
  6. Herzinfarkt beim Elfmeterschießen. In Stern. 31. Januar 2008. und Anpfiff zur Herzattacke. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Januar 2008. (Die Originalarbeiten sind: Douglas Carroll u. a., Admissions for myocardial infarction and World Cup football: database survey, in: British Medical Journal, Jg. 325.2002, S. 1439-1442 und: Ute Wilbert-Lampen u. a., Cardiovascular Events during World Cup Soccer, in: New England Journal of Medicine, Jg. 358.2008, S. 475-483)

Weblinks

  • Wilfried Kindermann, Axel Urhausen: Plötzlicher Herztod beim Sport. Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Köln 2000, ISBN 3-89001-131-4, S. 1-55 (pdf).  - Broschüre für Aktive und Betreuer
  • B Marti: Plötzlicher Herztod beim Sport: sinnvolle Vorsorgeuntersuchungen. (pdf) In: Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin. 46, Nr. 2, 1998, S. 83-85 mit Anhang
    • Checklisten für nicht medizinisch geschulte Sportleiter und
    • Adaptierte Fragebogen nach Ades als Leitfaden für die Anamnese

siehe auch

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