- Aufstand von 1830
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Der Novemberaufstand von 1830 – auch Kadettenaufstand genannt – war der erste größere Aufstand der Polen nach dem Wiener Kongress, der die Unabhängigkeit Polens zum Ziel hatte.
Die Geschichte Polens ist zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und der Wiedereinrichtung eines polnisches Staates nach dem Ersten Weltkrieg durch den Kampf um die Wiedergewinnung von „Freiheit und Unabhängigkeit“ und durch die Umgestaltung der Adelsnation zur ständelosen, sprachlich bestimmten nationalen Gemeinschaft geprägt.
Die ersten Träger des Novemberaufstandes 1830/31 war nicht die politische Führungsschicht des Königreiches, sondern eine relativ kleine Gruppe jugendlicher Verschwörer, besonders unter den Kadetten der Warschauer Fähnrichschule, unter ihnen auch der junge Ludwik Mieroslawski, der bei späteren Aufständen, nicht nur in Polen, eine wichtige Rolle spielen sollte. Einer der geistigen Führer war der bedeutendste Historiker Polens, Joachim Lelewel, der zunächst in die polnische Nationalregierung eintrat und später Präsident des polnischen Nationalkomitees in der Emigration wurde.
Unklare Vorstellungen von Absicht und Verlauf des Aufstandes und scharfe Gegensätze zwischen den einzelnen politischen Richtungen bildeten von Anfang an eine schwere Belastung für das Gelingen, während die militärische Lage anfänglich nicht ungünstig war. Doch vor allem aufgrund der Uneinigkeit in der Bauernfrage war der Novemberaufstand zum Scheitern verurteilt. In der Maiverfassung wurden die Interessen der Bauern keinenfalls berücksichtigt (die Bauern bildeten die größte Schicht Polens und wären für das Gelingen des Aufstandes unentbehrlich gewesen). Der Bauer blieb weiterhin in seinem Feudalsystem gefangen. Die Magnaten (der Hochadel) forderte die Erhaltung des Feudalsystems, während andere Adelsgruppen die Bauern für den Aufstand gewinnen wollten. Resultat dieser Konflikte blieb dennoch die Feudalabhängigkeit des Bauern. Aufgrund dieser nicht bewältigten Lösung der Bauernfrage beteiligten sich die Bauern nicht hochmotiviert an der Novemberaufstand und hierin ist die wesentliche Ursache für das Scheitern des Aufstandes zu sehen.
Die erste Phase des Aufstandes, der vor dem ursprünglich angesetzten Termin am Abend des 29. November 1830 ausbrach, verlief trotz mancher organisatorischer Mängel und Fehlschläge günstig für die Aufständischen. Zwar gelang es nicht, wie geplant, den Statthalter des Zaren, Großherzog Konstantin, zu ermorden, aber dieser unternahm mit den in Warschau stehenden russischen Truppen und zarentreu verblieben polnischen Truppenteilen nichts, um den Aufstand sofort niederzuschlagen.
Am 5. Dezember erklärte sich der General Chlopicki zum Diktator. Er wurde in dieser Funktion durch den am 18. Dezember zusammentretenden Sejm bestätigt, doch am 17. Januar 1831 legte er sein Amt nieder und der Reichstag ernannte Michał Gedeon Radziwiłł zum Oberbefehlshaber. Wie General Chlopicki sprach er sich für ein unabhängiges Polen aus, wollte aber einen Krieg gegen Rußland vermeiden. Als der Zar die Kapitulation der Aufständischen forderte, erklärte der Sejm am 25. Januar Nikolaj I. und die „Dynastie der Romanows für abgesetzt“. Daraufhin überschritt die russische Armee die Grenze. In der blutigen „unentschiedenen“ Schlacht bei Grochów am 25. Februar 1831 konnte die aufständische polnische Armee der russischen noch standhalten, doch am 26. Mai erlitten die Aufständischen eine schwere Niederlage bei Ostrołęka. Nach der Schlacht bei Praga am 6. und 7. September, das von Jan Paweł Lelewel verteidigt wurde, musste Warschau am 8. September kapitulieren. Regierung und Reichstag führten zwar noch ein kurzes Schattendasein außerhalb Warschaus, und Teile der Aufständischen kämpften noch bis in den Oktober, ehe sie auf preußischem Gebiet die Waffen niederlegten, doch war mit dem Fall Warschaus jede Hoffnung verloren.
Von den ca. 50 000 Soldaten, Offizieren und Politikern, die im Zusammenhang des Novemberaufstandes das Land verlassen hatten, kehrten die meisten letztlich ins Land zurück. Von geschätzten dauerhaften 8.500 Emigranten ließen sich rund 5.700 in Frankreich nieder. Dort gelang es einen Lehrstuhl für Slawische Sprache und Literatur am Cóllege de France einzurichten, auf den 1840 Adam Mickiewicz berufen wurde.
Auf dem Weg nach Westen wurden die Aufständischen vor allem in Sachsen, Baden und Bayern herzlich empfangen. Es gab eine "Polenbegeisterung". Der Novemberaufstand wurde als Teil einer nationalen gesamteuropäischen Bewegung gesehen. Auf dem Hambacher Fest wurde neben der schwarz-rot-goldenen deutsche Fahne auch die weiß-rote polnische Fahne gehisst.
Weblinks
- Zur Ausstellung "Frühling im Herbst"des Museums Europäischer Kulturen Berlin
- Schlusspunkt einer Revolution Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
- Der Aufstand in Polen 1830/31 Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.
Literatur
Heyde, Jürgen, Geschichte Polens, München, Beck, 2006, S. 60 - 64
Siehe auch
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