- Polygonatum multiflorum
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Vielblütige Weißwurz Systematik Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae) Ordnung: Spargelartige (Asparagales) Familie: Mäusedorngewächse (Ruscaceae) Gattung: Weißwurze (Polygonatum) Art: Vielblütige Weißwurz Wissenschaftlicher Name Polygonatum multiflorum (L.) All. Die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) wird auch Vielblütiges Salomonssiegel genannt. Die Pflanze gehört in die Familie der Mäusedorngewächse (Ruscaceae).
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60 (bis 100) Zentimetern. Ihr Stängel ist aufrecht, übergebogen, rund oder stumpfkantig. Die Laubblätter stehen zweizeilig, sie sind eiförmig bis länglich-elliptisch, sitzend oder kurz gestielt, oben dunkelgrün, unterseits graugrün bereift. Die sechs gleichgestalteten Blütenhüllblätter (Perigon) sind röhrig verwachsen, weiß mit grünen Spitzen, hängend, geruchlos und 11 bis 15 (bis 18) mm lang. Die Staubblätter sind spärlich flaumig. Die giftigen Beeren sind dunkelblau bis schwarz und bereift.
Ökologie
Die Vielblütige Weißwurz ist ein Geophyt, es ist ein Rhizom als Überdauerungsorgan vorhanden. Das auffällige, weiße Rhizom (daher der Name „Weißwurz“) ist knotig verdickt (griechisch poly = viel und gony = Knoten). Die Knoten entsprechen jeweils einem Jahreszuwachs. Sie entstehen als seitliche Verzweigungen aus der Achsel von schuppenförmigen Niederblättern, während sich die Rhizomspitze jeweils in den aufrechten Blütenspross verlängert. Das Rhizom stellt also ein Sympodium dar. Es wurden bis zu 17 Jahresabschnitte hintereinander gezählt. Die scheibenförmigen Vertiefungen auf der Oberseite der Knoten sind die Abnarbungsstellen der Blütensprosse. Mit den zahlreichen Leitbündelnarben erinnern die Knoten an ein Siegel (daher der Name „Salomonssiegel“).
Die Blüten sind homogame „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“ und stehen jeweils zu zwei bis fünf blattachselständig. Die Blütenhülle ist geruchlos, röhrig verwachsen. Gewöhnlich sind die Blüten zweihäusig. Die männlichen sind 2 cm lang, die weiblichen und zwittrigen kleiner. Der Nektar ist nur von langrüsseligen Hummeln erreichbar bzw. von Schmetterlingen, die aber nur selten die Blüten aufsuchen. Selbstbestäubung ist häufig. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni.
Die giftigen Früchte sind bereifte Beeren, die widerlich süß schmecken. Es findet Verdauungsausbreitung statt. Fruchtreife erfolgt zwischen August und September.
Vegetative Vermehrung erfolgt durch Verzweigung des Rhizoms.
Standorte
Man findet die Vielblütige Weißwurz allgemein verbreitet in krautreichen Buchen-, Eichen- und Nadel-Mischwaldgesellschaften. Sie liebt lockere, basenreiche, oft kalkhaltige Lehmböden in schattiger Lage. Nach Ellenberg ist sie intermediär-kontinental verbreitet, ein Frischezeiger, mäßig stickstoffreiche Standorte anzeigend und eine Charakterart der Edellaub-Mischwälder (Pflanzengesellschaft Ordnung Fagetalia sylvaticae).
Giftigkeit
Alle Teile der Pflanze sind giftig, vor allem die Beeren, sie enthalten Saponine und andere Giftstoffe. Ältere Angaben über das Vorkommen von herzwirksamen Digitalisglykosiden wurden nicht bestätigt.
Mythologie
Der Pflanze wurden früher geheimnisvolle Kräfte nachgesagt: Nach der Signaturenlehre galt sie als Mittel gegen Hühneraugen. Nach der Sage ist das Rhizom die geheimnisvolle „Springwurz“, die nur der Specht zu finden weiß, und bei deren Besitz sich verschlossene Türen durch Zauberschlag öffnen und verborgene Quellen entdecken lassen. Auch der biblisch nicht belegte Siegelring des Königs Salomo spielt eine Rolle als Symbol von Zauberpraktiken.
- Der Schwarzspecht ist ein Kräutermann,
- Kennt manches Zauberkraut im Tann,
- Das im Verborgnen sprießet.
- Er hält ob einer Wurzel Wacht,
- Die alle Schlösser springen macht
- Und jede Tür erschließet.
- (Rudolf Baumbach)
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