Porolissum

Porolissum
Veralteter Rekonstruktionsversuch mit zu engem Zinnenabstand am Haupttor (Porta praetoria) des Kastells Porolissum

Porolissum (griechisch Πορόλισσον) war eine antike römische Stadt im nordwestlichen Dakien. Ihre Überreste liegen nahe der heutigen Ortschaft Moigrad-Jas im Kreis Cluj in Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

Reste eines römischen Hauses

Der ungarische Archäologe Aladár Radnoti (1913–1972) führte im Kriegsjahr 1943 Ausgrabungen am Kastell durch. Erst seit den frühen 1970er Jahren finden erneut wissenschaftliche Untersuchungen statt. Damals kamen rumänische Archäologen erstmals zu anhaltenden Grabungskampagnen nach Porolissum. Während dieser Arbeiten sind sowohl Überreste von militärischen Einrichtungen, als auch Überreste der einstigen Stadt freigelegt worden – darunter öffentliche Bäder, ein Amphitheater und ein Tempel zu Ehren Liber Pater. Eines der Kastelltore wurde als Besucherattraktion auf den antiken Fundamenten neu errichtet, zeigt jedoch unter anderem mit seinen zu eng gesetzten Zinnen und dem fehlenden umlaufenden Gesims an Tor und Mauer einen veralteten, ungenauen Rekonstruktionsstand.[1] Derzeit konzentriert sich ein rumänisch-amerikanisches Archäologenteam darauf, das Forum der Stadt freizulegen. Im Zentrum des Kastells wird seit 2009 ein unterirdisches Gebäude untersucht, bei dem es sich um ein Mithräum handeln könnte.

Geschichte

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Porolissum (Rumänien)
Porolissum
Porolissum

Porolissum wurde von den Römern 106 nach der Eroberung Dakiens gegründet. Da sich der Ortsname Porolissum aus dem Latein nicht erklären lässt, vermutet man, dass sich an dieser Stelle eine ältere dakische Siedlung mit einem ähnlich klingenden Namen befand. Die Römer errichteten vermutlich zuerst mehrere hölzerne durch einen Limeswall verbundene Kastelle, in denen etwa 5000 Mann Auxiliartruppen stationiert wurden.

Die Kastelle wurden später durch eine größere steinerne Festung auf dem Pomet-Hügel ersetzt. Diese umfasste etwa zwei Hektar und besaß vier Tore. Porolissum wurde 124 Verwaltungssitz der neu gebildeten Provinz Dacia Porolissensis, der sie ihren Namen gab. An den Abhängen des Pomet-Hügels bildete sich in den nächsten Jahrzehnten eine Zivilsiedlung (lat. vicus). Diese erhielt 157 ein steinernes Amphitheater, das Raum für etwa 5000 bis 8000 Zuschauer bot. Nachdem Septimius Severus (193-211) sie zum municipium erhob[2], wurde sie in Municipium Septimium Porolissense umbenannt und das Amphitheater sowie mehrere Tempel wurden renoviert. 214 besuchte Caracalla die Stadt, zu diesem Zeitpunkt betrug die Gesamtbevölkerung inklusive der Auxiliartruppen etwa 20.000 Einwohner.

Auch nach dem Abzug der Römer im Jahre 271 wurde die Stadt weiterhin bewohnt, bis sie schließlich gegen Ende des 10. Jahrhunderts aufgegeben wurde und in Vergessenheit geriet. Im 19. Jahrhundert wurde sie wieder entdeckt, eine systematische, langfristige archäologische Erforschung setzte jedoch erst ab 1977 ein und dauert bis heute an.

Denkmalschutz

Die gesamte archäologische Stätte und das archäologische Ensemble mit allen zeitlichen Bauphasen, im speziellen das Kastell, das Amphitheater und die antike Zivilstadt stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[3] Zuständig ist das Ministeriums für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii şi Patrimoniului Naţional), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere wichtige, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Literatur

  • I. Bajusz: Das Militäramphitheater von Porolissum in Dakien (Kreis Salaj, Rumänien). In: Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, S. 881-890
  • Constantin Daicoviciu: Porolissum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXII,1, Stuttgart 1953, Sp. 265–270.
  • Nicolae Gudea, Wolfgang Schuller, Kurt Schmidts: Porolissum. Ausschnitte aus dem Leben einer dakisch-römischen Grenzsiedlung aus dem Nordwesten der Provinz Dacia Porolissensis. Schwarzmeer-Studien Nr. 6. Verlag Adolf M. Hakkert, Amsterdam 1998. ISBN 90-256-1127-3.
  • Nicolae Gudea: Porolissum - Schlußstein der Verteidigung Dakiens. In: H. Vetters, M. Kandler (Hrsg.): Akten des 14. Internationalen Limeskongresses 1986 in Carnuntum. S. 833-842
  • Nicolae Gudea, D. Tamba: Heiligtümer und Militär in Porolissum. In: Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, S. 471-484
  • Ioan Piso: Die Cohors III Campestris in Porolissum. In: Franziska Beutler, Wolfgang Hameter (Hrsg.): Eine ganz normale Inschrift ... und ähnliches zum Geburtstag von Ekkehard Weber. Festschrift zum 30. April 2005. Österreichische Gesellschaft für Archäologie, Wien 2005, S. 325-332
  • Endre Tóth: Porolissum. Das Castellum in Moigrad. Ausgrabungen von A. Radnóti, 1943. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 1978. ISBN 963-562-435-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 81–112.
  2. ILS 7130
  3. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe: [1]

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