Dacia (Provinz)

Dacia (Provinz)
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Südosteuropa zu Zeiten der Römer
Römische Provinzen unter Trajan (117 n. Chr.)
Lage der Provinz

Dakien oder Dacia war von 106 bis 271 eine Provinz des Römischen Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Name der Provinz Dakien beruht auf dem dort wohnhaften Volk der Daker, das zusammen mit den Geten das Gebiet der Provinz besiedelte. Nach der Eroberung im Jahr 106 im Zuge der Dakerkriege durch Trajan wurde dem neu eroberten Gebiet die offizielle Bezeichnung Dacia verliehen. Kaiser Hadrian unterteilte sie um 118 in zwei Teile: Dacia superior und Dacia inferior. Fünf Jahre später ließ Hadrian erneut eine Teilung vornehmen und trennte von Dacia superior ein Gebiet ab, das als Dacia Porolissensis bezeichnet wurde. Von 167 bis 169 strukturierte Mark Aurel die Provinz wieder neu: Es gab nun Dacia Apulensis, Dacia Porolissensis und Dacia Malvensis. Diese Struktur blieb bis zum römischen Rückzug unter Aurelian bestehen. Nominelle Hauptstadt war eine Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacia, tatsächlich jedoch lagen die meisten Teile der Verwaltung in Sarmizegetusa.

Begrenzt wurde die Provinz an allen Grenzen von den Barbaren. Nur im Süden grenzte die Provinz an Moesia. In späterer Zeit gab es auch eine kleine gemeinsame Grenze mit Pannonia. Die Grenzziehungen wurden meist durch Flussverläufe bestimmt: Im Süden die Donau, im Westen Tisa, Mureş und Criş. Insgesamt bestand Dakien größtenteils aus dem Gebiet des heutigen Rumäniens (resp. Siebenbürgen) und Moldawien.

Geschichte

Karte von Dacien 82 v. Chr
Die römische Provinz Dacia

Die Daker wurden von den Römern schon früh als Bedrohung angesehen, da sie im Gegensatz zu anderen Stämmen relativ geeint waren. Von mehreren Seiten durch mächtige Gebirge geschützt, konnten die Daker im Notfall auch auf zahlreiche Verbündete im Norden und Westen ihrer Siedlungsgebiete zurückgreifen. Als im Jahre 86 der dakische Thron durch Decebalus besetzt wurde, der sich stark für die Einheit der Stämme nördlich der Donau einsetzte, erkannten die Römer schnell, dass ein solcher Einigungsprozess die Schaffung eines mächtigen neuen Staates bedeutet hätte. Schon Domitian versuchte, diese Bemühungen mit seinen „Donaukriegen“ (85-89) zu verhindern, konnte aber keine nennenswerten Erfolge erzielen. Auch Nerva blieb erfolglos. Erst Trajan konnte nach einem blutigen Krieg (101 - 102) die dakischen Kräfte zerschlagen. Decebalus versuchte, ergrimmt über harte Bedingungen des Waffenstillstandes, seine Verbündeten zu einem Racheschlag zu sammeln. Trajan reagierte mit einem heftigen Angriff (105 - 106), an dessen Ende der Selbstmord des Decebalus und die Eroberung der dakischen Gebiete stand (siehe Dakerkriege). In einem auf den 11. August 106 datierten Militärdiplom (in Porolissum gefunden) wird Dacia als römische Provinz genannt. Die von Trajan nach Rom geschleppte Kriegsbeute soll 331 Tonnen Silber und 165 Tonnen Gold betragen haben, eine höchst willkommene Finanzspritze, die unter anderem für den Bau des Trajansforums benutzt wurde.

Bis auf die Markomannenkriege des Mark Aurel blieb die Provinz weitestgehend friedlich, bis 235 starke barbarische Kontingente sich wieder zum Angriff auf die Provinz sammelten. Nach ihrem Angriff 238 wurden fast ununterbrochen heftige Kämpfe geführt. Schlussendlich sah Kaiser Aurelian sich gezwungen, im Jahr 271 die römischen Streitkräfte und die Verwaltung südlich der Donau zurückzuziehen. Mit dem Rückzug auf die Donaugrenze wurde von den Römern auch die Trajansbrücke zerstört, die die längste Brücke der antiken Welt war. Der römische Abzug war vermutlich eine bewusste Entscheidung, denn er erfolgte zu einem Zeitpunkt, als Rom die Lage in Dakien nach einigen Siegen wieder unter Kontrolle hatte: Durch den Abzug der Truppen wollte Aurelian offenbar eine Pufferzone schaffen, und in der Tat brauchten die Goten und andere Germanen einige Jahrzehnte, um das Gebiet in Besitz zu nehmen.

Unter Konstantin I. wurden Teile Dakiens zeitweilig wieder zurückerobert; diese gingen jedoch bald wieder verloren bzw. man kehrte zu Aurelians Taktik zurück, das militärisch unhaltbare Gebiet lieber als Puffer zu behandeln. Dennoch gab es auch später noch Provinzen mit Namen Dakien (beispielsweise Dacia Mediterranea), die aber nur den Namen mit Dakien gemeinsam hatten und südlich der Donau lagen.

Ein ungeklärtes Phänomen betrifft übrigens die Sprache in der römischen Provinz Dakien: Da das Gebiet nach Trajan von Menschen aus dem gesamten Imperium Romanum besiedelt wurde, die sich nur auf Latein miteinander verständigen konnten, wurde diese Sprache dort rasch vorherrschend. Unklar ist hingegen, ob man nördlich der Donau auch nach dem Abzug der Römer weiter Latein sprach und wie die gesicherte Existenz der späteren rumänischen Sprache ab dem 13. Jahrhundert in diesem Gebiet zu erklären ist.

Verwaltung und Militär

Nach der Beendigung des ersten trajanischen Dakerkrieges 102 wurden die eroberten Gebiete zunächst militärisch verwaltet; ab 106 wurde Dakien als kaiserliche Provinz anerkannt. Dies bedeutete, dass der Kaiser selbst die Statthalter aus den Reihen des Senats rekrutierte. Die in Dakien stationierten Truppen unterstanden sowohl dem Befehl des Kaisers als auch dem des Statthalters.

Während des Barbarenansturms der Jahre 117 und 118 wurde in Rom erwogen, Dakien aufzugeben und sich wieder hinter die besser zu verteidigende Donau zurückzuziehen. Hadrian entschied sich allerdings doch dagegen, da er die dakischen Bodenschätze sowie die strategische Bedeutung der Provinz für zu wichtig erachtete. Als Reaktion auf die Kämpfe leitete er jedoch eine Neuorganisierung der Provinzverwaltung ein, da die bisherige Strukturierung den heftigen Kämpfen nicht gewachsen war: Die südlich der Donau gelegenen Länder wurden in der Provinz Dacia inferior (Niederdakien) zusammengefasst, wohingegen die eigentlich dakischen Gebiete zu Dacia superior (Oberdakien) wurden. Als später auch noch Dacia Porolissensis entstand, existierten nun drei voneinander unabhängige Provinzen mit Oberdakien als der höchstrangigen, die jedoch militärisch eng kooperierten.

Als Dakien 168 erneut unter einem heftigen Ansturm germanischer Stämme zu leiden hatte, erkannte Kaiser Mark Aurel, dass ein einheitliches Kommando dringend benötigt wurde. Also ließ er die Grenzen neu ziehen (in Dacia Apulensis, Dacia Porolissensis und Dacia Malvensis). Die neuen Gebiete wurden einheitlich wieder in der Provinz Dacia unter einem einzigen Statthalter zusammengefasst; die einzelnen Provinzteile spielten hauptsächlich steuertechnisch eine Rolle.

Militärisch wurde Dakien durch zwei Legionen, der V Macedonica (Sitz: Potaissa, das heutige Turda), sowie der XIII Gemina (Sitz: Apulum, das heutige Alba Iulia) abgesichert. Zusätzlich standen zahlreiche Hilfstruppen an den Grenzen zu den barbarischen Gebieten. Insgesamt wird die Anzahl der in Dakien stationierten Soldaten auf etwa 30.000 geschätzt.

Siehe auch: Liste der Statthalter von Dakien

Wirtschaft

Während seiner Besatzung war Dakien für die Römer stets ein wichtiger wirtschaftlicher Standort. Dies begründete sich vor allem auf zahlreiche Bodenschätze sowie eine florierende Landwirtschaft. Aus unzähligen Bergwerken bezogen die Römer neben großen Mengen an Gold und Silber - die später äußerst wichtig für die römische Münzprägung wurden - Blei, Kupfer, Eisen, Marmor und Salz. Ein weiterer wichtiger Posten war die florierende dakische Land- und Forstwirtschaft; so wurde viel Holz, Wolle, Vieh, Häute etc. exportiert. Importe dürften hauptsächlich Olivenöl, Wein, Luxuswaren und ähnliches gewesen sein. Der florierende Handel, der meist über die Donau abgewickelt wurde, lag vermutlich größtenteils in der Hand von Kaufleuten aus dem Orient. Doch vor allem die Produktion an Edelmetallen machte die Provinz sehr wichtig auch für die Politik. So ist zu vermuten, dass beim römischen Rückzug 271 der Großteil der Ressourcen bereits erschöpft war, da anderenfalls Aurelian diese niemals aufgegeben hätte.

Siehe auch


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