- Ortsname
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Ein Ortsname, auch Siedlungsname, fachlich Oikonym (griech. oΐkos ‚Haus‘), ist der Name einer Siedlungsstelle. Das kann ein Dorf oder eine Gebietskörperschaft (Stadt, Gemeinde), ein Einzelhof (Hausname), ein Weiler oder eine Wüstung sein. Zu den Siedlungsnamen zählen auch die Namen der Elemente der Ansiedlungen, wie Gebäude und anderen Infrastrukturteilen der Anlage (Oikodonyme, Gebäudenamen). Ein Ort ohne eine Siedlungsstelle (Gemarkung) wird dagegen mit einem Flurnamen belegt. Mit der Erforschung von Ortsnamen befasst sich die Toponomastik.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung von Ortsnamen im deutschen Sprachraum
Ortsnamen waren erforderlich um eines oder mehrere Anwesen eindeutig zu benennen, zu kennzeichnen. Nur mit dem Ortsnamen konnten in der Vergangenheit Besitz, Lehnsrechte, Gerichtsrechte, Zehnte, Patronate, Leibeigene, Zölle oder sonstige Abgaben genau zugeordnet werden.
Die Benennung eines Ortes dient wie alle Bezeichnungen der Orientierung des Menschen in seiner Umwelt. Der Entstehung der Ortsnamen lag stets ein Benennungsmotiv zu Grunde, ein Merkmal, das diesem bestimmten Ort anhaftet und das sich auf den ersten Siedler, Gründer (Namen), geografische und oder topografische Gegebenheiten/Besonderheiten (z. B. Gewässer, Fluss, Furth, Berg, Burg, Kirche, Kloster) oder auf mythologische Gründe bezog. Ortsnamen werden erstmals schriftlich genannt, wenn ihre Gründung durch Urkunden belegt ist oder wenn Rechtsgeschäfte, die mit dem Ort in Verbindung stehen, getätigt und in Urkunden festgehalten wurden. Urkunden sind zufällig erhaltene Belege dieser Rechtsgeschäfte. Die meisten Namen waren daher schon in Gebrauch bevor sie erstmals schriftlich erwähnt wurden.
Ortsnamen können verschiedenste Ursprünge haben:
- Herrschaftliche Namen: diese Art rührt von ehemaligen Besitztümern von adeligen oder kirchlichen Grundbesitzern her.
- Insbesondere während der Völkerwanderungszeit wurden Orte nach der dort siedelnden Sippe eines Gründers benannt, zum Beispiel alle -ing- und -heim-Namen („bei den Leuten/Heim des …“)
- Speziell kirchliche Bezüge sieht man oft als selbstständigen oder integrierten Teil des Ortsnamens. Sie bezeichnen meistens Gebäude (Pfarr-, -kirch, -kloster, -zell etc.), da diese den Grundstein für die Entstehung der Ortschaft legten. Herleitung des Namens vom Kichenpatron des Ortes: Sankt.
- Nach einem Stifter bei der Besiedlung, etwa Karlstift, oder religiös Pfaffenschlag, oder als Widmung etwa Theresienstadt (Nach der Mutter des Gründers)
- Benennung eines Ortes nach den Einwohnern:
- Angehörige eines Volksstamms: Dürkheim (946 Thuringeheim, von Karl dem Großen umgesiedelt), Sachsenhausen, Windischgarsten (Verweis auf slawische Bevölkerungsteile im Gegensatz zu Garsten bei Salzburg), Judenburg, auch jüngeren Datums: Deutsch-Wagram (Deutsche im Burgenland-Kroatengebiet)
- Am Ort siedelte eine größere Anzahl von Personen gleichen Berufsstands oder gleichen Familiennamens, zum Beispiel Fischerstadt
- Bezugnehmend auf Merkmale der (natürlichen) Umgebung – viele Ortsnamen leiten sich von Flurnamen ab, viele haben aber auch einen eigenständig entstandenen Namen:
- Der Ortsname rührt von einem Fluss her, der den Ort durchfließt, beispielsweise sehr häufig bei der Mündung, wie Ybbs oder Fischamend („Fischa am Ende“)
- Nach nahe gelegenen Bergen, Wäldern, Seen etc.: Nürnberg („Felsberg“ zu mundartl. Nörr, Nürn „Fels“), Finsterwalde, Westensee („westlich des Sees“).
- Nach in der Gegend gehäuft auftretenden Pflanzen oder Tieren, zum Beispiel Eschede („Eschenort“), Exten („bei den Elstern“, zu westfälisch Eekster „Elster“). Auch zusammengesetzte Namen können so entstehen, wie Eichstätt, Moorenweis („Moorwiese“) oder Biberach („Biberwasser“).
- Es gibt aber auch die Entstehung aus einer Umwandlung aus einer fremden Sprache der ursprünglichen Bewohner wie beispielsweise Köln aus lat. Colonia (bedeutet Kolonie oder Niederlassung), oder Leobersdorf aus slawisch Ljubac. Ältere Namen von Siedlungen aus Antike und Mittelalter veränderten sich im Laufe der Zeit oft so stark, dass sich aus den heutigen Ortsnamen nicht mehr direkt auf die ursprüngliche Bedeutung und Herkunft schließen lässt.
- Die einfache Ableitung als Erweiterung eines ursprünglichen Namens wie Neu-Isenburg oder Kleinochsenfurt. Oft heißen die Tochtersiedlungen auch einfach Neudorf, Neustadt oder Neusiedl, die auch mit einem erklärenden Zusatz versehen werden können wie Wiener Neustadt. Ähnliches gilt auch für Orte, die Auswanderer oder Vertriebene oder Umsiedler nach ihrem Heimatort benennen. Ein Beispiel für die erste Gruppe ist New Orleans, für die zweite Neugablonz, wo sich viele Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg aus Gablonz in Nordböhmen gemeinsam ansiedelten, für die dritte Neu-Lohn (vgl. Vertriebenenstadt).
Bestandteile von Ortsnamen (im deutschen Sprachraum)
Ortsnamen im deutschen Sprachraum (wie die meisten Ortsnamen keltisch-germanischer Herkunft) bestehen im allgemeinen aus einem Grundwort (ursprünglich im Dativ), das meistens mit einem vorangestellten Bestimmungswort näher bestimmt wird. Dieses Muster wird vorwiegend seit der späteren Völkerwanderungszeit angewendet und geht wohl auf römische Vorbilder wie Castra Regina (‚Kastell am Regen‘ > Regensburg) zurück (bei denen allerdings das Grundwort am Anfang steht). Ein älteres Muster ist die Bildung aus Bestimmungswort und Suffix (das auch für die meisten Ortsnamen slawischen Ursprungs gilt).
- Da die Grundwörter im Laufe der Geschichte oft bis zur Unkenntlichkeit verschliffen wurden (zum Beispiel -heim zu -em, -en, -um), sind sie von Suffixen z. T. nicht mehr zu unterscheiden, so dass in vielen Fällen nur die ältesten urkundlichen Belege eine sichere Zuordnung erlauben.
Zur Unterscheidung von gleichen (oder ähnlichen) Ortsnamen in der Umgebung können den Namen weitere Elemente hinzugefügt werden. Dies kann ein vorangestellter Zusatz wie Berg- oder Wald- oder ein nachgestellter Zusatz wie bei/am XY sein. Benachbarte Tochtersiedlungen (bzw. planmäßige Erweiterungen bestehender Siedlungen) werden meistens durch Namenszusätze wie Neu- oder Klein- von der ursprünglichen Siedlung unterschieden, die gleiche Funktion erfüllen Zusätze wie -Neustadt etc. Meistens neuzeitlichen Ursprungs sind weitere Beinamen und Zusatzbezeichnungen (s. u.); sie werden oft nur im amtlichen Verkehr gebraucht und in der lokalen Umgangssprache ignoriert, zum Beispiel Bad Münder am Deister.
Grundwörter
Grundwörter bezeichnen den Grund der Benennung eines Orts bzw. einer Siedlung, zum Beispiel das Vorhandensein von Gebäuden (-hausen, -kirchen etc.) oder spezieller geografischer Merkmale (-berg, -wald etc.). Die Grundwörter werden auch Endungen genannt, weil sie in germanischen Ortsnamen in der Regel hinten stehen. Durch diese Bezeichnung wird jedoch der Unterschied zu den Ortsnamen-Suffixen verwischt, die im Gegensatz zu den Grundwörtern keine erschließbare eigenständige Bedeutung haben.
Ortsnamen-Grundwörter können auch für sich stehen (Simplex) und zum Teil als Bestimmungswörter dienen, also miteinander kombiniert werden.
Beispiele sind:
- -ach, -a, niederdeutsch -aa, -ah: Siedlung an einem Wasserlauf, einer Ache, westfäl. Aa (-ach kann in rheinischen Ortsnamen aber auch auf das gallo-romanische Suffix -acum zurückgehen).
- -au, -aue, niederdt -oog(e), -ohe, -oie oder Dänisch "-aa": Siedlungen auf Inseln oder am Wasser (beides als Aue), von mittelhochdeutsch ouwa etc. (-au steht in niederdeutschen Namen oft für älteres -a, -aa, in vormals slawischen Gebieten für -ow). Beispiele für -oog: Langeoog, Minsener Oog, Norderoog, Schiermonnikoog, Spiekeroog, Süderoog, Wangerooge.
- -ar, (kelt.) wie in Kalmar, Villmar, Wetzlar; auch „-ahr“, von der Nähe zu einem/r Wasserlauf bzw. -fläche, allerdings auch alternativ von area Ar?, Fläche, Platz, aus dem Lateinischen.
- -bach, niederdt. -bek(en), -beck, -bke etc.: (Siedlung an einem) Wasserlauf.
- -berg, -bergen, niederdt. -barg, -bargen: Ansiedlung auf einer Anhöhe oder an einem Berg, zum Beispiel Bamberg, Bergrath, Nothberg.
- -beuern, -beuren, -beuron, -birn, niederdt. -büren, -bur(en) etc.: von althochdeutsch bur „kleines Haus“ etc., mittelniederländ. buur „Wohnung“, vergl. Bauer (Vogelkäfig).
- -born, -bronn etc., altdt.: Brunnen, Quelle, zum Beispiel Paderborn, Eschborn, Quickborn, auch Heilbronn, Born, Brunn.
- -bruch, -broich, niederdt. -brook, brock, -brauk bedeutet Bruch- oder Sumpflandschaft (siehe Erlenbruchwälder in Brandenburg), zum Beispiel Broich, Bärbroich, Grevenbroich „Bruchlandschaft der Grafen“, Broichweiden, Korschenbroich.
- -bruck, -brück, niederdt. -brügge beziehen sich häufig auf eine Ansiedlung mit Gewässerübergang, oft (aber nicht ausschließlich) eine Brücke. Es kann aber auch von altsächsisch "bruggi" Bergrücken abgeleitet sein.
- -bühl, -bühel, -bihl, -beuel, bairisch -bichel, -pichl: Siedlung auf oder an einem Hügel, einer Anhöhe.
- -büll: Wohnstätte, Siedlung (entspricht dänisch -bøl von altnordisch bu 'wohnen'), zum Beispiel Niebüll.
- -burg, niederdt., schwed. und dän. -borg: Anhöhe, befestigte Siedlung, in frühmittelalterlichen Namen auch: Stadt (s. u.), zum Beispiel Dahlenburg, Duisburg, Göteborg, Hamburg, Regensburg.
- -büttel, abgeleitet von altnordisch "butli" Wohnungen; zum Beispiel Brunsbüttel, Hamburg-Fuhlsbüttel, Oeschebüttel, Wolfenbüttel.
- -by aus dem Dänischen, Dorf, zum Beispiel Barkelsby, Karby; verwandt mit althochdeutsch bur, altnordisch "-bu", schwed. -bo und norweg. -bu – an der mittleren Elbe: Ort an der Flussbiegung, zum Beispiel Barby.
- -donk: kleine Anhöhe in der Niederung (niederrheinisch und niederländisch).
- -donn: Siedlung auf einer Düne, zum Beispiel Sankt Michaelisdonn.
- -dorf, -torf, -troff, -druf, niederdt. -dorp, -dörp, -torp, -trop, -trup, dän. -torf, -torp, -trup, vgl. engl. -thorp: (bäuerliche) Siedlung allgemein. Während der deutschen Kolonisierung der vormals slawischen Gebiete ostwärts der Elbe (siehe Deutsche Ostsiedlung) wurden neu gegründete Siedlungen oft nach dem Dorfvorsteher benannt, zum Beispiel Hartmannsdorf (= Dorf des Hartmann).
- -eck, -egg: Burg, Schloss, befestigte Anlage.
- -feld, -felde: (ursprünglich) unbewaldete Fläche, zum Beispiel Bielefeld.
- -fels: eine Ortschaft auf oder an einem Felsen, zum Beispiel Fels am Wagram, insbesondere zu einer hochmittelalterliche Felsenburg, zum Beispiel Fiels.
- -fleth: niederdt., zu mittelniederdt. vlēt: fließendes Gewässer, zum Beispiel Bahrenfleth, Beidenfleth, Borsfleth, Dammfleth, Elsfleth, Wewelsfleth.
- -furt, -furth, -fürth, niederdt. -ford, -fort, -vörde etc.: Siedlung an einer Furt, zum Beispiel Bremervörde, Erfurt, Frankfurt, Klagenfurt, Ochsenfurt, Schweinfurt, Steinfurt.
- -förde: Siedlung an einer tief ins Land reichenden Meeresbucht, vergl. dänisch -fjord, zum Beispiel Eckernförde.
- -gast: östlich von Elbe und Saale meistens aus slawisch -goszcz, zum Beispiel Wolgast.
- -gmund, -gmünd: an der Mündung eines Baches oder Flusses, zum Beispiel Gmund, Georgensgmünd; vgl. auch -münde.
- -graben: Siedlung an einem künstlichen Wasserlauf.
- -groden, -grode: niederdeutsch für neu angeschwemmtes Land (insbesondere zur Seeseite des Deichs).
- -hafen, -haven: abgeleitet von Hafen, zum Beispiel Bremerhaven, Cuxhaven, Kopenhagen (dänisch: København), Wilhelmshaven.
- -hag(en), -haag, -hain, -han, -hahn etc.: ahd. hagan, mhd. hagen bedeutet ein umhegter Bereich zum Beispiel mit Wall und einer Dornenhecke/Hainbuchenhecke, auch für Landheege/Landwehr/Stadtwehr/Burgwehr in Gebrauch.
- -hall: abgeleitet vom keltischen Wort für Salz.
- -hardt, -hard, -haard(t), -hart(h) etc.: „Bergwald“, „bewaldeter Hang“, zum Beispiel Murrhardt, Spessart („Spechtswald“).
- -hau: von hauen (roden).
- -hausen, -haus bei den (Wohn-)Häusern, bzw. im Singular (bescheidene) Einzelsiedlung. Ebenso -husen, -huse, -sen, -huus von altnordisch hus Haus oder husa mit Häusern bebauen niederdt. Siedlung.
- -haven: siehe unter -hafen.
- -heim (-en), -ham, -am, niederdt. -hem, -em, -um: Siedlung, Wohnort (vgl. Heimat), zum Beispiel Ingelheim, Pilsum.
- -hof, -hofen, -höfen, niederdt. -hoven: als Einzelhof oder Gruppe von Gehöften angelegte Siedlung, zum Beispiel Adelshofen.
- -holm: niederdeutsch, dän., schwedisch Insel oder Halbinsel, zum Beispiel Stapelholm.
- -horn, -hörn: spitz zulaufendes Geländestück, zum Beispiel Nordhorn, Scharhörn.
- -horst (-host, -ost), -hurst: eine leicht erhöhte Stelle in einem Sumpf, Moor oder einer feuchten Niederung.
- -hoven: Pluralform von Hof, ursprünglich eine Ansammlung von Gehöften, zum Beispiel Aldenhoven, Bellinghoven, Delhoven, Freialdenhoven, Fronhoven, Heiligenhoven, Hoven, Hückelhoven, Hülhoven, Kückhoven, Ralshoven, Schophoven, Wevelinghoven.
- -hude: Holzlagerplatz/Stapelplatz an einer Wasserverbindung, Fährstelle, Landungsplatz, zum Beispiel Buxtehude, Fischerhude, Flemhude, Harvestehude, Hude, Ritterhude, Steinhude, Winterhude, siehe auch: Hude-Orte.[1]
- -husen: siehe unter -hausen.
- -inghausen (-iehausen, -kausen), -ingheim (-igheim, -ingem), -inghoven (-ikofen, -ikon/-iken), -ingerode: Kombinationen aus dem Suffix -ing(en) und den jeweiligen Ortsnamen-Grundwörtern, zum Beispiel Bönnigheim, Lüdinghausen, Wernigerode, Zollikofen, Zollikon.
- -kapell(en), -kappeln: eine Kapelle, zum Beispiel Westerkappeln.
- -kietz: ehemals slawische Fischersiedlung (zu urslawisch *chÿža ‚Hütte, Haus‘).
- -kirch, -kirchen, niederdt. -kark, -kerk(en): Kirchort.
- -leben (-legen) (-lehen), (altsächsisch-thüringisch, bayrisch): Lehen, vom Grundherren verlehntes Gut (z.B. Schönleben, Niederlehen), Hinterlassenschaft, zurückgelassener Ort, zum Beispiel Aschersleben, Eisleben, Gardelegen (entspricht dänisch -lev, schwedisch -löv).
- -leiten, -leithen: (Siedlung am) Abhang, Berghang.
- -ley: (am) Fels.
- -loh, -lah, -loch, -loy: Wald, Hain, lichtes Gehölz, zum Beispiel Wechloy.
- -mar: stehendes Gewässer, sumpfiges Quellgebiet, zum Beispiel Geismar, Horstmar.
- -mund, -münde, niederdt. -müde(n), niederländ. -muid(e): an der Mündung eines Baches oder Flusses, zum Beispiel IJmuiden, Müden, Peenemünde, Swinemünde; vgl. auch -gmünd.
- -münster: Mönchskloster (von lateinisch ‚monasterium‘), zum Beispiel Kremsmünster.
- -oog(e): siehe unter -au.
- -rod, -roda, -rodt, -rode, -raht, -rath, -rade, -reut(h), -reute, -ried, -ruit, -ray: von „Rodung“, also eine Siedlung im (früheren) Wald, zum Beispiel Bayreuth, Bergrath, Eurode, Hastenrath, Neuenrade, Reutte in Tirol, Röhe, Roetgen, Röthgen; nicht jedoch: Walsrode.
- -rotte: von zusammenrotten, siehe Weiler.
- -ruhe: Grab eines Herrschers, zum Beispiel Karlsruhe, Wilhelmsruh.
- -scheid: keltisch Wald (keitum), oder mittelhochdeutsch Rodungsplatz.
- -schlag: von schlagen (roden).
- -schwand, -schwende, -swende: von Schwenden (einer besonderen Art des Rodens der Bäume), zum Beispiel Alberschwende, Wolpertswende.
- -siefen, -seifen, niederdt. -siepen: mittelhochdeutsch (bzw. mittelniederdeutsch) für enges, feuchtes Bachtal, siehe Siepen.
- -siel: von „Siel“, eine Deichschleuse, zum Beispiel Bensersiel, Greetsiel, Dornumersiel, Hooksiel, Horumersiel.
- -stade: niederdeutsch für Ufer, Gestade, natürlich entstandener Landeplatz für kleinere Schiffe, zum Beispiel Stade, Warstade, siehe auch: Stade-Orte.[2]
- -stadt, -statt, -stätt, -stetten, niederdt. -städt, -stedt, -stede(n):, in Norddeutschland von altnord. "stada" in schon mittelalterlich überlieferten Ortsnamen (zunächst) lediglich Stätte, Stelle (zum Beispiel Eichstätt ‚Stelle, wo viele Eichen wachsen‘), erst im 12. Jahrhundert entwickelte sich für mittelhochdeutsch stat, hochdeutsch "-stadt" die Bedeutung ‚Siedlung mit Marktrecht und Selbstverwaltung‘ (dafür früher burg); auch im 20. Jahrhundert bei Zusammenlegungen von Gemeinden häufig gebraucht, zum Beispiel: Diemelstadt, Erftstadt.
- -stein: eine Ortschaft auf oder an einem Felsen, zum Beispiel Warstein, insbesondere zu einer Burg, zum Beispiel Aggstein, Bieberstein, Kufstein.
- -stift: ein Nonnenkloster.
- -sund: eine Meerenge, zum Beispiel Stralsund.
- -tal, -thal, niederdt., dän. -dal: Siedlung im Tal; auch im 20. Jahrhundert bei Zusammenlegungen von Gemeinden häufig gebraucht, zum Beispiel: Extertal, Lippetal, Nettetal, Niddatal, Schwalmtal, Wuppertal.
- -torf: aus dem Dänischen Siedlung im Moor, wo Torf gestochen wird, zum Beispiel Rostorf, Nortorf, Gettorf.
- -trop, -trup: siehe unter -dorf.
- -um: friesisch, niedersächsisch für -heim zum Beispiel Beckum, Büsum, Husum, Keitum, Pogum, Rantum.
- -up: aus dem Dänischen -torp, Dorf, zum Beispiel Hurup.
- -walchen: Siedlung romanischen (welschen) Ursprungs.
- -wald, -walde, niederdt., dän. -wohld, -wohle, -wold etc.: Siedlung am oder im Wald.
- -warden: Siedlung auf einer Wurt, zum Beispiel Breddewarden, Eckwarden, Einswarden, Fedderwarden, Golzwarden, Hammelwarden, Langwarden, Sengwarden.
- -weg: am Weg gelegen, Baumschulenweg.
- -weide: an oder bei einer Weide gelegen (wobei hier der Baum oder die Grünfläche gemeint sein kann), Niederschöneweide, Oberschöneweide.
- -weiler, -wei(h)er, -wil, -wy(h)l, -viller: eine Wohnsiedlung, die aus wenigen Gebäuden besteht (Weiler).
- -werder, -werth, niederdeutsch, fries. -warder, -wort(h), -ort, süddeutsch -wört(h): Halbinsel oder inselartige Anhöhe in der Niederung (vgl. Wurt).
- -wik, -wig: altnordisch Handelsplatz, niederdeutsch Siedlung (aus altnord. -wig), z. B. Schleswig.
- -winkel: etwas unbestimmtes, das mit den Begriffen klein, eng, irgendwo, weit weg, geringwertig bezeichnet werden kann, z. B. Voßwinkel in Verbindung mit einem Tier (hier: niederdeutsch Voß für Fuchs).
- -wiß: an oder bei einer Wiese gelegen, zum Beispiel Dürwiß.
- -zell: bezieht sich auf eine Klosterzelle, zum Beispiel Zell, Kirchzell.
Suffixe
Ortsnamen-Suffixe können (besonders in altertümlichen Ortsnamen) die Stelle von Grundwörtern einnehmen. Da sie keine eigenständige Bedeutung haben, sind sie noch stärker als die Grundwörter der Abschleifung (und gegenseitiger Angleichung) ausgesetzt. Hinzu kommt, dass die deutschen Ortsnamen ursprünglich Dativformen waren (gebraucht als Lokativ) und deshalb häufig noch auf -e (Singular) oder -(e)n (Plural) enden, zum Beispiel -walde „im/am …wald(e)“, -hausen (althochdeutsch -husun, -husin, -huson) „bei den …häusern“ – diese Kasussuffixe sind weitgehnde assimiliert.
Beispiele:
- -ach, -ich (-ig), -icht (-igt), oberdeutsch -at, -et, -it, hessisch -es, -is: Kollektivsuffix, das aus Baumnamen Gehölznamen bildet, zum Beispiel Haslach („Haselwald“), Birkig, Buchet, Meiches (1342 zum Eiches).
- -ate, -te, -nit und -net: keltischen Ursprungs, zum Beispiel Adnet (Salzburg).
- -ede, -de, -da, -te, -ta, -t: Kollektivsuffix, das aus örtlichen Gegebenheiten Siedlungsnamen bildet, zum Beispiel Eschede, Apolda (‚Ort, wo Äpfel wachsen/Apfelbäume stehen‘ vergl. lateinisch arboretum ‚Baumgarten‘ zu arbor ‚Baum‘), Ebnet/Ebnit/Ebnat (zu althochdeutsch ëbanôti ‚Ebene‘); aber auch Substantive aus Verben, zum Beispiel Freude zu freuen, Gebäude zu bauen.
- -ich, -ach in rheinischen Ortsnamen: aus gallo-romanisch -(i)acum, zum Beispiel Jülich, Andernach.
- -in (-en) (wenn endungsbetont): slawisch, zum Beispiel Berlin, Schwerin, Fehrbellin ‚Weidenort‘.
- -ing, -ingen, -ung, -ungen, friesisch -ens: bildet Siedlungsnamen (eigentlich Einwohnernamen) hauptsächlich aus Personennamen (zum Beispiel Süpplingen, Gauting, Esens, Grauingen), aber auch aus Stellenbezeichnungen (zum Beispiel Wildungen 'bei den Leuten in der Wildnis').
- -itz, -itsch, -witz, -(sch)ütz: aus slawisch -ic- bzw. -ov-ic-, zum Beispiel Rochlitz, Delitzsch, Doberschütz (1349 Doberschwicz zum altsorbischen Vornamen Dobrš).
- -ow (-au): aus slawisch -ov, zum Beispiel Malchow, Lüchow.
- -s (-z): Genitiv-Endung in elliptischen Ortsnamen; diese bestehen nur aus einem Bestimmungswort (meistens Personenname) im Genitiv, das Grundwort ist ausgelassen oder weggefallen, zum Beispiel in Sterbfritz aus 'Starcfrides [Huson]' (vergl. Familiennamen wie Frings aus 'Severins [Sohn]'); dass auch diese Ortsnamen ursprünglich Dativformen waren, zeigt Merkenfritz aus ‚[ze de]m Erkenfredis‘.
Bestimmungswörter
Sie weisen auf bestimmte geografische (Berg-, Tal-, Wasser-) oder geologische (Erz-, Hal-, Stein-) Gegebenheiten hin, beziehen sich auf die natürliche Umwelt (Hirsch-, Hase-, Vogel-, Eich-, Buch-) oder Personengruppen (Frank-, Sachsen-, Schiffer-, Graf-) oder verweisen auf Bauten (Burg-, Kirch-, Mühl-).
Beispiele:
- Gründungsbezeichnungen: Neu- zum Beispiel Neustadt, Alt(en)-/Old(en)- usw. (wenn nicht Zusatz, s. u.)
- Personen (meist Stifter): König(s)-, Herzog(en)-, Graf(en)-, Schulz(en)-, Schult(en)- usw.; auch Personennamen (meistens männl. Vornamen, etwa bei den bairischen -ing-Siedlungen)
- Wappenzeichen wie Biber, Falk-, Greif-, Horn-, Lauen-, (Löwe)
- Rechtlicher Status: Frei-, -stadt, zum Beispiel Freistadt, auch -markt, -bad (Kurort) und -stift, (zum Beinamen siehe auch unten)
- Rodungsnamen: Rod, Schlag, Sang, Brand, (G)schwend
- Flurnamen: Au, Bach, Ach, See, Berg, Feld, Wald, Forst, Heide, -moos,
- Bodenbeschaffenheit: Stein, Sand
- Besonderheiten:
- Tiere: Ber-, Hirsch-, Vogel(s)-, Eber- (Vorkommen, soweit nicht Wappentier)
- Baumarten: Aich-, Esch-, Nuß-, siehe Liste von Bäumen und Sträuchern in Mitteleuropa
- Ereignisse: Brand-, -statt
- Zahlwörter, Anzahlen von bestimmenden Objekten: Zwei-, Zwi(e)-, Dri-, Fünf-, Neun-
- Wirtschaftliche Kennzeichen, teils auch als Gründungsname einer Siedlung zu einem vorhandenen Objekt:
- Haupt- oder Zentralgebäude: Kirch-, Burg, Schloss-, Pfalz-, -hof, -hausen
- Gewerbe: Mühl-, -hütte(n)
- Handelsplätze: Kauf-, Markt-, Samstag-, -hafen, -haven
- Verkehrswege: Straß, Weg, -bruck, -furt
- Grenzen: Mark- (als Abgrenzung), Grenz-, auch Einfriedungen wie Kamp, Gatter, Hag
- Kulturland: Wiese, Feld, Alm, bzw. Brachland wie Heide
- Bodenschätze oder deren Verarbeitung: Eisen-, Erz-, Kupfer-, Gold-, Zinn- usw., Salzvorkommen: Hal-, Salz-, Sol- (Speisesalz, Halogene)
- Brunnen: -brunn, -quell, Pütz- zum Beispiel Pützlohn
- Lagebezeichnungen (wenn nicht Zusatz, s. u.):
- Namen von Fließgewässern: Oder-, Rhein-, Saar-, Weser-
- Exposition: Stein, Fels, -eck, -winkel
- Qualitäten: Schön(e)-, Lauter-, -öd, auch Sonn-, Licht(en)-, Dunkel-
Namenszusätze
Sie grenzen gegenüber nahegelegenen, ansonsten gleichnamigen Orten ab (Groß-/Klein-, Alt-/Neu-, Hoch-/Nieder-) und werden meistens den anderen Bestimmungswörtern vorangestellt; die Unterscheidung zu den Bestimmungswörtern ist dabei eher funktional als inhaltlich, so dass Elemente der oberen und unteren Listen z. T. ausgetauscht werden können, zum Beispiel Markranstädt (neben Altranstädt) und Oldenburg (ohne nahegelegenes Gegenstück).
Es gibt zum Beispiel Unterscheidungen nach
- Alter: Alt(en)-, Alde(n)-, Old(en)-, Ohlen-, Star- (slawisch ‚alt‘); Neu(en)-, Nau(en)-, Nein-, Nie(n)- (Nin-, Nenn-), Nova- usw.
- Größe: Groß(en)-, Gross(en)-, Grot(en)-, Groot-, Michel(n)-, Mecklen-; Klein-, Lütz(el)-, Lütten-, Lütjen- (Lütgen-) usw.
- Höhe: Hoch-, Hohen-, Hogen-, Ober-, Over- (Aver-), Auf-, Up- (Op-); Nieder-, Neder- (Neer-), Unter-, Sieden- usw.
- Region: Hann.(oversch)-, Neckar-, Schwäbisch- usw.
- Richtung: Nord(er)- (Noord-); Süd(er)- (Sund-, Sont-, Sud-, Sauer-); Ost(er)-/West(er)-; Hinter-/Vorder-, Inner-/Außer- usw.
- Siedler: Deutsch(en)-; Böhmisch-; Wendisch- (Windisch-, Wenigen-) usw.
Auch der Zusatz Klein- kann auf eine slawische Siedlung neben einer deutschen Siedlung (Groß-) hinweisen. Dies erklärt sich über eine Übersetzungskette mit dem in mittelalterlichen Urkunden benutzen Latein: Als Bezeichnung für Wenden wurde Wenigen verwendet, dieses übersetzt zu lateinisch minor, das später als Klein- wieder ins Deutsche zurückkam. Entlang der deutsch-slawischen Siedlungsgrenze des frühen und hohen Mittelalters finden sich sowohl Orte mit Klein- im Zusatz wie auch noch das ursprüngliche Wenigen-. Beispiele hierfür sind etwa Jena und Wenigenjena am gegenüberliegenden Saaleufer, Wenigensömmern und Großensömmern (das heutige Sömmerda) oder Wenigentaft und Großentaft in der Rhön. Dazwischen liegen ebenfalls Orte wie Kleinbrembach und Großbrembach mit dem rückübersetzten Klein- als Namenszusatz.
Zusatzbezeichnungen
- Sankt, San, São, Saint, Sint, Santa, Sta., St.
- Die amtliche Bezeichnung solcher Gemeinden enthält normalerweise entweder das ausgeschriebene Wort (zum Beispiel Sankt) oder die Abkürzung (zum Beispiel St.). Umgangssprachlich und selbst im behördlichen Schriftverkehr und auf Ortstafeln wird jedoch oft auch die jeweils andere, nichtamtliche Version gebraucht.
- Maria. Speziell in den katholischen Gebieten gibt es Marienwallfahrtsorte, wo dem Ortsnamen Maria vorgesetzt ist.
- Bad (Kurort), eine Funktionsbezeichnung
Bei- und Spitznamen
In einigen Ländern besitzen manche Städte neben ihrem Ortsnamen noch einen zusätzlichen, amtlich verwendeten Beinamen.
- Bundeshauptstadt für Berlin, Wien, Bundesstadt für Bonn (BRD) und Bern, zwischen 1870 und 1945 war Berlin mit dem Titel Reichshauptstadt geschmückt, Wien mit dem Titel k.k./k.u.k. Residenzstadt 1804–1918
- Landeshauptstadt für Hauptstadt eines Gliedstaates, zum Beispiel München oder St. Pölten
Zu unterscheiden ist zwischen unverzichtbaren Bestandteilen wie Stadt Haag, New York City, offiziell geführten Beifügungen wie Freie und Hansestadt Hamburg, und Bei- oder Spitznamen, die nur zur Charakterisierung dienen, in Bezug auf Charakter, Bedeutung oder Geschichte einer Ortschaft, wie beispielsweise:
- Beirut – Paris des Nahen Ostens
- Berlin – Spreeathen, Mudderstadt
- Byzanz – Zweites Rom oder Rom des Ostens
- Chicago – The Windy City, Chi-City, Chi-Town
- Detroit – Motown, Motor City
- Dresden – Elbflorenz
- Edinburgh – Athen des Nordens
- Frankfurt am Main – Mainhattan oder Bankfurt
- Husum – Graue Stadt am grauen Meer
- Istanbul, Skopje – Das Tor zum Orient
- Kiew – Mutter der russischen Städte (Hauptstadt der Kiewer Rus, der Keimzelle des heutigen Russland)
- Las Vegas – Sin City oder The Entertainment Capital of the World
- Mainz – Goldenes Mainz (lat. Aurea Moguntia)
- Moskau – Drittes Rom
- New York – Big Apple
- New Orleans – The Big Easy (oder auch The Crescent City, The City That Care Forgot, 504, NOLA)
- Prag – Goldene Stadt (Zlatá Praha)
- Paris – Stadt der Liebe, Paname, Lichterstadt
- Ravenna – Byzanz des Abendlandes wegen der vielen Mosaiken nach byzantinischem Vorbild
- Rom – Ewige Stadt und Stadt der Sieben Hügel
- Saigon – Paris des Ostens, Perle des fernen Ostens
- San Francisco – The City
Manche Bei- oder Spitznamen sind für mehrere Städte üblich:
- (Alte) Kaiserstadt: Aachen (war Kaiserpfalz von Karl dem Großen), Wien (war Hauptsitz der römisch-deutschen Kaiser und der österreichischen Kaiser), Beijing (Sitz des Kaisers von China), Huế (Residenz der Kaiser von Vietnam)
- Venedig des Nordens – mit diesem klangvollen Namen schmücken sich (und die Reiseveranstalter) viele Städte, zum Beispiel: Sankt Petersburg, Stockholm, Hamburg, Brügge, Amsterdam, Emden, Arendal, Friedrichstadt, Stralsund, Edinburgh, Nikolaiken, Giethoorn, Papenburg
- Paris des Ostens: Budapest, Warschau (bis 1945), Riga, Bukarest, Irkutsk, Sankt Petersburg und Saigon
- Festspielstadt für Bayreuth und Salzburg, die Städte klassischer Festspiele, neuerdings auch Baden-Baden, Bad Hersfeld, Willich, Wittenberge, Worms aus Marketinggründen
- Mozartstadt nach dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart
- Messestadt mit dem Hinweis auf hochrangige Messen
Darüber hinaus schmücken sich auch kleinere Ortschaften mit klangvollen Beinamen, die meistens von regionalen Vorzügen, Wirtschaftsschwerpunkten oder berühmten Persönlichkeiten abgeleitet wurden, zum Beispiel Händelstadt Halle, Spargelstadt Beelitz, Reuterstadt Stavenhagen, Marzipanstadt Lübeck, Eulenspiegelstadt Mölln, Volkswagenstadt Wolfsburg, Babenbergerstadt Mödling, Stiefelstadt Döbeln. Die Beispiele sind beliebig erweiterbar, denn kaum ein Ort versäumt es, seine Besonderheit zu betonen.
- Siehe auch: Ortsneckname, für die Bewohner
Amtliche Ortsnamen
Deutschland
Beinamen und Kennzeichnungen:
- In Deutschland ist der Zusatz Bad gesetzlich geregelt und dann ein Bestandteil des amtlichen Namens. Er wird nur an Heilbäder vergeben, wenn bestimmte Mindestvoraussetzungen (Ortsbild, Angebot an Therapiemaßnahmen, Umweltqualität) erfüllt werden. Der Titel kann erteilt und auch wieder versagt werden. Die Stadt Aachen verzichtet auf das ihr rechtlich zustehende Bad im Namen um seinen vordersten Platz in alphabetischen Auflistungen zu behalten.
- Hansestadt für Orte, welche Mitglied der Hanse waren
- Universitätsstadt, zum Beispiel Tübingen, Göttingen oder Heidelberg
- Lutherstädte Wittenberg und Eisleben nach Martin Luther
- Olympiastadt nach Olympia
- Wissenschaftsstadt für Darmstadt
- documenta-Stadt für Kassel, nach der Kunstausstellung
- Friedensstadt Osnabrück, nach dem Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete
Österreich
Für allgemeines geographische Namensgut sind das Ortsverzeichnis (OVZ) des Österreichischen Statistischen Zentralamtes (STAT, ehem. ÖSTAT), die Österreichische Karte 1:50.000 (ÖK50) und die Datenbank GEONAM des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV) vorhanden. Deren Daten werden im Rahmen von Volkszählungen (STAT), und über Nachfrage bei den Gemeinden (BEV) ermittelt.[3]
Amtlicher Ortsname
Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem Ortsnamen einer Gemeinde, der Ortschaft, einer Siedlung (Ort im allgemeinen Sinne) und einer Katastralgemeinde:
- der Gemeindename – als Gebietskörperschaft und Rechtsperson − obligt der Kommunalverwaltung selbst, und wird mit Gemeinderatsbeschluss vom Bürgermeister festgestzt, und muss von der jeweiligen Landesregierung bestätigt werden. Sie tragen in der amtlichen Statistik eine eigene Gemeindekennziffer (Gkz.) – es gibt etwa 2.350 Gemeinden
- der Name der Ortschaft – als stadtplanerischer Region – wird seitens der amtlichen Statistik der Statistik Austria (STAT) rechtsverbindlich erfasst, sie tragen eine Ortschaftkennziffer (Okz.) innerhalb der Gemeindekennziffer,[4] – es gibt etwa 17.370 registrierte Ortschaften
- Siedlungsnamen im eigentlichen Sinne – als geschlossenes Siedlungsgebiet/Ortsgebiet, sie können auch Weiler/Rotten (bis 10 Häuser), Einöden (bis 3 Wohnstätten) bis hin zu Einzelgebäuden darstellen – werden von der Datenbank GEONAM erfasst
- die Katastralgemeinde ist ein Subjekt des Grundbuchs bzw. des Liegenschaftskatasters, in dem sie unwiderrruflich verschriftlich ist, und wird vom Vermessungsamt (BEV) geführt
- Stadtviertel (Stadtteile, Stadtbezirke) sind ein stadtplanerisches Element, deren Einteilung der jeweiligen Stadtverwaltung unterliegt: Sie können sich gänzlich von den Katastralgliederungen unterscheiden
- daneben gibt es noch zwei Verwaltungsgliederungen in Österreich, die der Gerichtsbezirke und ihrer Sprengel, und der Wahlsprengel, sie zu weiterem abweichendem Namensgut der Örtlichkeiten führen können
Daher können dort, wo in einer Gemeinde der Hauptort als Ortschaft und Katastralgemeinde registriert ist, die amtlichen Namen abweichen: So heißt etwa in der Gemeinde Rußbach am Paß Gschütt die einzige Katastralgemeinde Rußbach, der dort befindliche Hauptort Rußbachsaag (einen „Ort“ namens Rußbach gibt es nicht). Die Katastralgemeinden werden bei Ein- und Umgemeindungen unter Umständen verlegt – die Ortschaften natürlich nicht: Werden Katastralgemeinden in diesem Vorgang geteilt, behalten sie oft den Namen, und werden dann römisch genummert: So heißen die beiden Hauptorte der zusammengelegten Gemeinde Wals-Siezenheim bei Salzburg Wals und Siezenheim, die dortigen Katastralgemeinden wurden nicht zusammengelegt und heißen Wals I und Siezenheim I, die Katastralgemeinden Wals II und Siezenheim II sind die jeweils zusammengefassten Grundstücke, die vom Gemeindegebiet abgetrennt wurden, und jetzt zur Stadt Salzburg gehören.
Bei Gemeindezusammenlegungen oder Eingemeindungen bleiben in den meisten Fällen die ursprünglichen Katastralgemeinden, auch in den größeren Städten, weiter bestehen: Dort tritt das Element des Stadtviertels als stadtplanerisches Element hinzu: Die Stadt Linz etwa gliedert sich in 13 Katastralgemeinden, aber 9 Stadtteile (sämtlich namentlich auch als Kat.-Gem- zu finden) und 36 statistische Bezirke. In Wien, das zusätzlich in Gemeindebezirke – eine nur hier bestehende Verwaltungsgliederung − unterteilt ist, sind die Örtlichkeitsnamen noch komplexer.
In den letzten Jahren wurden die Gemeindenamen, und zunehmend auch der Orte, dahingehend umgestellt, dass sie innerhalb Österreichs ausnahmslos eindeutig sind, oft (in Analogie zu tradiertem Namensgut wie Zell am See und Zell am Moos im Land Salzburg) auch über die Landesgrenzen hinaus durch Befügung eines kennzeichenden Beinamens wie Neumarkt im Hausruckkreis (OÖ), Neumarkt in Steiermark, manche auch zur Unterscheidung gegenüber Orten anderer Staaten (meist der deutschsprachigen Nachbarregionen Südtirol, Ostschweiz, Bayern).
Mit Gemeindestand 2011 gibt es nurmehr drei Fälle gleichnamiger Gemeinden (mit Gemeindekennzahl):- 32315 Krumbach (Niederösterreich) und 80221 Krumbach (Vorarlberg)
- 20624 Mühldorf (Kärnten) und 31330 Mühldorf (Niederösterreich)
- 31843 Warth (Niederösterreich) und 80239 Warth (Vorarlberg)
Daneben haben sich zahlreiche Gemeinden auch Beinamen geben, die gar nicht zur Abgrenzung, sondern näheren landschaftlichen Bestimmung des Orts dienen, so die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee, oder die Atterseegemeinden, die sich alle zusammen am Attersse beigefügt haben, auch die Gemeinde Attersee am Attersee.
Die Namen der Katastralgemeinden (Grundbuch), und auch die Beschriftung der Ortstafeln (nach StVO, die sich als Ortsgebiet auf den Ortschaftsbegriff beziehen) haben diese Entwicklung teilweise nicht mitgemacht, und die unterschiedlichen rechtlichen Bezüge sind auch die Ursache des Kärntner Ortstafelstreits um die slowenischen Namen.
In diesem Zuge wurden auch in manchen Bundesländern die Gemeindenamen auf Sankt vereinheitlicht, die Katastral- und Ortschaftsnamen lauten unter Umständen noch auf St. abgekürzt (z.B. Gemeinde: Sankt Georgen bei Salzburg, Kat.-Gem.: St. Georgen sic, Ortschaft: St. Georgen bei Salzburg). Die Usancen des amtlichen Gebrauchs der Abkürzung sind nach Bundesland verschieden: So ist St. Christoph am Arlberg nur so in der GEONAM-Datenbank (und online bei AMAP) zu finden, aber im Landesserver Tiris nur unter Sankt Christoph am Arlberg eingetragen (Adressen: St. Christoph sic).
Der einzige amtlich geklammerte Gemeindename Österreichs ist Sankt Josef (Weststeiermark), sonst findet man nur sprachliche Formen (in, im, bei, u.ä).
Beinamen von Orten
In Österreich ist der Zusatz Bad, ebenso wie Sankt, ein Bestandteil des amtlichen Namens, der von der jeweiligen Landesregierung vergeben wird. Er wird an Heilbäder, Thermalbäder, Luftkurorte etc. vergeben. Aflenz Kurort nennt sich als Gemeindename so, sonst besteht auch die Berechtigung, Erholungsdorf als Zusatzbezeichnung zu führen.
Vereinzelt findet sich etwa Stadt als Namensbestandteil (Stadt Haag), oder Dorf (Dorfgastein). Wien nennt sich Bundeshauptstadt, Sankt Pölten, die neue Hauptstadt Niederösterreichs, ausdrücklich Landeshauptstadt. Salzburg nennt sich als Stadtverwaltung selbst Stadt Salzburg, um sich von der Landesregierung des gleichnamigen Bundeslandes (Land Salzburg) zu unterscheiden. Die burgenländischen Statutarstädte (ein alter stadtrechtlicher Begriff) Eisenstadt und Rust tragen aber schon seit ungarischer Zeit traditionell den gültigen, aber nicht namentlich geführten Beinamen Freistadt (nicht zu verwechseln mit Freistadt OÖ).
Sonst sind offizielle Städtebeinamen unüblich, nicht zuletzt wegen der Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus (Stadt der Volkserhebung etc.).
Kurioses
Lange und kurze Ortsnamen
Die längste Ortsbezeichnung[5] besitzt ein neuseeländischer Hügel namens Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu (83 Zeichen), überboten vom offiziell verständlicherweise selten verwendeten Namen von Bangkok, Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit (168 Zeichen ohne Leerzeichen, 21 Wörter).[6] Europas längsten Ortsnamen trägt die walisische Ortschaft Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch (58 Zeichen), wobei diese eine Städtepartnerschaft mit dem niederländischen Dorf Ee einging. Pfaffenschlag bei Waidhofen an der Thaya ist mit 40 Zeichen (auch der mit den meisten Wörtern)[7] Österreichs längster Gemeindename, Hellschen-Heringsand-Unterschaar (32) der von Deutschland, Niederhelfenschwil (18) der der Schweiz.
Die kürzesten Ortsbezeichnungen:[5]
- Einbuchstabige Ortsnamen sind sehr selten: In Frankreich gibt es ein Dorf namens Y. Orte namens Å gibt es in Dänemark, Norwegen und Schweden. Dänemark hat noch einen weiteren einbuchstabigen Ortsnamen, Ø („Insel“). Auf den Karolineninseln gibt es den Ort U. Die japanische Stadt Aioi (相生) wurde auch Ō genannt (Im Japanischen sind es jedoch sowohl in der Schreibung als auch Lesung zwei Buchstaben). In China gibt es eine Vielzahl Ortsnamen, die nur aus einem Schriftzeichen bestehen, die Pinyin-Lesung vieler Schriftzeichen hat nur zwei Buchstaben. Früher gab es im amerikanischen West Virginia einen Ort mit dem Namen 6.
- Die wohl bekannteste Stadt der Welt mit nur zwei Buchstaben ist Ur in Mesopotamien. Im deutschen Sprachraum haben zwei Buchstaben: Au (viele), Ay, Ed (mehrere), Ob, Öd (mehrere), Oy. Gy und Lü sind Orte in der Schweiz. In Frankreich gibt es 15 Gemeinden mit zwei Buchstaben: Ay, Bû, By, Eu, Fa, Gy, Oô, Oz, Py , Ri, Ry, Sy, Ur, Us und Uz.[8] In Italien haben fünf Gemeinden einen zweibuchstabigen Ortsnamen: Lu, Ne, Re, Ro und Vo. In Schottland kennt man die Stadt Ae und Oa, in den Niederlanden das Dorf Ee und in Irland die Stadt Ta. In Finnland gibt es die Stadt Ii und in Schweden den Ort Ed. Ob liegt in Russland.
Ein Kuriosum stellen für Deutschsprachige solche Ortsnamen dar, die keine Vokale enthalten, z.B. Krk (wobei bedacht werden muss, dass der Laut r im Slawischen silbig ist, man spricht „Kərk“).
Häufige Ortsnamen
Zu den häufigsten Ortsnamen im deutschen Sprachraum zählen u. a. Hausen, Neukirchen, Neustadt und Mühlhausen; zu den häufigsten Ortsnamen in Österreich zählen Berg, Hof, Bach, St. Georgen und St. Peter, sowie Neusiedl.
In den USA kommt der Name Franklin am häufigsten vor.
Siehe auch
- Wohnstättenname – die auf Siedlungssnamen bezogenen Anthroponyme
- Liste lateinischer Ortsnamen
- Liste der Listen deutschsprachiger Bezeichnungen nicht deutschsprachiger Orte
- Rheinische Ortsnamen
- Italienische Ortsnamen
Literatur
Namenkunde, allgemein: siehe Literatur des Artikels Namenforschung
Ortsnamenkunde, allgemein: siehe Literatur des Artikels ToponomastikRegionen, Deutschland:
- Heinrich Wesche: Unsere niedersächsischen Ortsnamen. o. O. 1957
Weblinks
- Kleine Namenkunde und Erklärung einiger Ortsnamen aus der Heimat der Vorfahren
- Zur Grammatik von Ortsnamen (Link nicht mehr abrufbar)
- Onomastik
- Orts- und Flurnamen im Historischen Lexikon der Schweiz
- Informationen zur Schweizer Ortsnamenforschung
- Noms de lieux de Suisse romande, Savoie et environs
- Ortsnamenetymologie (Englisch)
Wiktionary: Ortsname – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
- ↑ Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, de Gruyter, Berlin/New York 1994 (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Ergänzungsbände, Band 9), ISBN 3-11-0141-38-8, S. 460-472 (nach: [1]); [2], [3]; abgerufen am 21. Juli 2011.
- ↑ Duden, Band 7, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der Deutschen Sprache, 2. Auflage 1989, Stichwort Gestade.
- ↑ ÖROK-Empfehlung zur Standardisierung geographischer Namen. Rundlaufbeschluß. Empfehlung Nr. 46., 15. Mai 1998 (pdf, oerok.gv.at, abgerufen am 19. März 2010).
- ↑ Statistik Austria (Hrsg.): Gemeinden mit Ortschaften und Postleitzahlen. (aktualisierte Versionen, pdf, 469 Seiten, csv online).
- ↑ a b Quellen: Guinness-Buch der Rekorde. 1992.
Russell Ash: 1001 Fakten, Zahlen und Rekorde (Originaltitel: Factastic Book of 1001 Lists). Seite 89.
Lexikon der Superlative. Ausgabe 2000, Seite 98. - ↑ Das Guinness-Buch der Rekorde gab den Titel daher mit der Begründung an den neuseeländischen Ort, er werde häufiger mit diesem Namen bezeichnet als Bangkok.
- ↑ auch in der amtlichen Fassung Pfaffenschlag bei Waidhofen a.d.Thaya (37 Zeichen), und auch ohne Leerzeichen (35), dann folgen Sankt Georgen bei Obernberg am Inn (als zweite Gemeinde auch 6 Worte) und Sankt Marienkirchen an der Polsenz (je 34 mit Leerzeichen), Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg hätte 35, wird aber amtlich Hohenwarth-Mühlbach a.M. geschrieben (24).
- ↑ und in der Bretagne die mythische Stadt Ys.
- Herrschaftliche Namen: diese Art rührt von ehemaligen Besitztümern von adeligen oder kirchlichen Grundbesitzern her.
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