August Adolf Follen

August Adolf Follen

Adolf Ludwig Follen, eigentlich August Adolf Follenius, (* 21. Januar 1794 in Gießen; † 26. Dezember 1855 in Bern (Schweiz)) war ein deutscher Burschenschafter, Schriftsteller und Verleger; Bruder von Karl Theodor Christian Friedrich Follen und Paul Follen (1799–1844). Der Sohn seiner Schwester Luise war der Naturwissenschaftler Carl Vogt.

Er besuchte das Gymnasium in Gießen und studierte dort von 1811 bis 1816 an der Universität Philologie, Theologie und Jurisprudenz.

1814 zog er als Freiwilliger nach Frankreich. Nach der Rückkehr wurde er unter dem Eindruck der Restauration zu einem Mitinitiator der Burschenschaftsbewegung an der Universität Gießen; er gehörte zu den Mitbegründern und Vorstehern der Patriotischen Lesegesellschaft zur Erreichung vaterländisch-sittlicher Zwecke.

Deshalb in Gießen relegiert, wechselte er 1816 an die Universität Heidelberg.

1817 war er Redakteur in Elberfeld und erarbeitete einen Verfassungsentwurf Grundzüge für eine künftige Reichsverfassung. 1818 gab er das politisch gehaltene Liederbuch der Burschenschaft Freye Stimmen frischer Jugend heraus. 1819 wurde er wegen „deutscher Umtriebe“ verhaftet und erst 1821 krankheitshalber entlassen. Die Emigration in die Schweiz bewahrte ihn vor 10 Jahren Festungshaft, zu denen er in Abwesenheit wegen Hochverrat verurteilt wurde.

1822 bis 1827 war Follen Professor in Aarau (Schweiz) und zog sich nach seiner Heirat 1824, die ihm Vermögen brachte, als Privatmann nach Zürich zurück. Er wurde Mitglied des großen Rates und übernahm die Geßnersche Druckerei.

Der Zürcher Atheismusstreit 1845 (Ruge, Follen, Heinzen, Schulz). Karikatur eines unbekannten Zeichners.

Im Jahrzehnt vor der Märzrevolution bildete sein Zürcher Wohnsitz „Am Sonnenbühl“ eine Anlaufstelle für politisch Verfolgte, unter ihnen die Dichter Georg Herwegh, Hoffmann von Fallersleben und Ferdinand Freiligrath. Hier trafen deutsche Emigranten, darunter viele Hochschullehrer wie Julius Fröbel und Friedrich Wilhelm Schulz, mit einheimischen Liberalen zusammen. Follen förderte den jungen Dichter Gottfried Keller. Dessen erste Gedichte erschienen im Literarischen Comptoir Zürich und Winterthur, einem von Fröbel gegründeten Verlag, der vor allem Schriften deutscher „Zensurflüchtlige“ herausbrachte. 1843 rettete Follen diesen Verlag durch seine Beteiligung vor dem finanziellen Ruin. Als Arnold Ruge und Karl Heinzen in Zürich erschienen, brach der „Zürcher Atheismusstreit“ aus, ein Federkrieg, in welchem Follen gegen die Linkshegelianer Ruge und Heinzen für den Glauben an Gott und Unsterblichkeit eintrat. Schulz und Keller unterstützen ihn, Fröbel hielt sich auf die Seite Ruges. Der Streit entzweite die Zürcher Emigrantenkolonie und führte zum Niedergang des Literarischen Comptoirs, als Follen seine Beteiligung zurückzog.

1848 erwarb Follen das Schloss Liebenfels (Thurgau), das nach der Niederlage der Revolution in Deutschland Flüchtlingen Asyl bot. Er versuchte sich in Liebenfels mit der Seidenraupenzucht, scheiterte und starb verarmt im Hause seiner Töchter.

Als Dichter der Spätromantik schrieb er Romanzen und Balladen. Bekannt ist das Epos Tristans Eltern.



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • August Ludwig Follen — Adolf Ludwig Follen, eigentlich August Adolf Follenius, (* 21. Januar 1794 in Gießen; † 26. Dezember 1855 in Bern (Schweiz)) war ein deutscher Burschenschafter, Schriftsteller und Verleger; Bruder von Karl Theodor Christian Friedrich Follen und… …   Deutsch Wikipedia

  • August Adolf Follenius — Adolf Ludwig Follen, eigentlich August Adolf Follenius, (* 21. Januar 1794 in Gießen; † 26. Dezember 1855 in Bern (Schweiz)) war ein deutscher Burschenschafter, Schriftsteller und Verleger; Bruder von Karl Theodor Christian Friedrich Follen und… …   Deutsch Wikipedia

  • August Ludwig Follen — August (or, as he afterwards called himself, Adolf) Ludwig Follen (January 21, 1794 December 26, 1855), German poet, was born at Gießen, the son of a district judge.He was born at Gießen, in Hesse Darmstadt, Germany, to Christoph Follen (1759… …   Wikipedia

  • Adolf Ludwig Follen — Adolf Ludwig Follen, eigentlich August Adolf Follenius, (* 21. Januar 1794 in Gießen; † 26. Dezember 1855 in Bern) war ein liberaler deutscher Schriftsteller und Verleger. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Follen — Follen, August Adolf Ludwig, geb. 1794 zu Gießen, studierte Theologie, später Rechtswissenschaft, focht 1814 als Freiwilliger gegen die Franzosen, redigirte hierauf die Elberfelder allgemeine Zeitung, war 1819–21, demagogischer Umtriebe… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Follen, Adolf Ludwig — ▪ German poet also called  August Adolf Follenius   born Jan. 21, 1794, Giessen, Hesse died Dec. 26, 1855, Bern       German political and Romantic poet, an important founder and leader of radical student groups in the early 19th century.… …   Universalium

  • Follen — Den Namen Follen tragen die Gebrüder: Adolf Ludwig Follen (eigentlich August Adolf Follenius,1794–1855), Burschenschafter, Schriftsteller und Verleger Karl Follen (1796–1840), Burschenschafter und Schriftsteller, eigentlich Karl Theodor Christian …   Deutsch Wikipedia

  • Follen — (Follenius), 1) August, später Adolf Ludwig, deutscher Dichter und Patriot, geb. 21. Jan. 1794 in Gießen, gest. 26. Dez. 1855 in Bern, studierte Philologie und Theologie in Gießen, dann, nachdem er 1814 den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht, in …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • August Christoph Carl Vogt — Carl Vogt (1817 1895) August Christoph Carl Vogt (* 5. Juli 1817 in Gießen; † 5. Mai 1895 in Genf) war ein deutsch schweizerischer Naturwissenschaftler und Demokrat, der nach seiner Einbürgerung in der Schweiz als Reformer der Universität Genf… …   Deutsch Wikipedia

  • Charles Follen — Karl Follen (1796–1840) Karl Theodor Christian Friedrich Follen (auch: Follenius, später in den USA: Charles Follen; * 6. September 1796 in Romrod bei Alsfeld, Hessen; † 13. Januar 1840 auf dem Long Island Sund, USA) war ein deutsch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”