Postadressen in Japan

Postadressen in Japan
PLZ-2 Gebiete von Japan (Regionen, die die ersten beiden Stellen der Postleitzahl beschreiben)

Das System der Postadressen in Japan (jap. 住所, Jūsho) basiert im Gegensatz zum deutschen nicht auf Straße und Hausnummer, sondern auf Verwaltungseinheiten und leitet sich von den historischen Einteilungen zur Besteuerung von Selbstverwaltungsgebieten ab.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Die Adressen enthalten folgende Komponenten in der Größe nach absteigender Reihenfolge mit den jeweiligen angehängten Kategoriebezeichnungen:

  • Postleitzahl, Präfektur + /to, /, /fu oder /ken
  • Stadt + /shi oder Bezirk + /ku (nur in Tokio) oder Landkreis + /gun
  • Stadtbezirk + /ku (nur in shi)
  • Stadtteil /chō oder kreisangehörige Stadt + /machi/chō oder Dorf + /mura/son
  • Nummer des Stadtteilabschnitts + 丁目/chōme (in shi, chō und machi)
  • Nummer des Häuserblocks + /ban oder Nummer der Parzelle 番地/banchi (oder kurz: /ban)
  • Nummer des Gebäudes + / oder Nummer der Teilparzelle
  • Gebäudename (nach Ermessen)
  • gegebenenfalls Appartementnummer + / bzw. Zimmernummer + 号室/gōshitsu
  • Personenname + (höfliche Anrede)

Japanische Postleitzahlen (郵便番号, Yūbin-bangō) sind siebenstellig, mit einem Bindestrich zwischen der dritten und vierten Ziffer. Auf Vordrucken wird gerne das Zeichen für die japanische Post (〒) vorangestellt.

Eine Ortschaft oder ein Stadtteil kann in 大字 (ōaza) und diese wiederum in 小字 (koaza), kurz: (aza), unterteilt sein. Im Gegensatz zu den anderen Bezeichnern stehen diese vor dem Bezeichneten, werden oft aber auch weggelassen.

In einigen Städten werden Stadtteilabschnitte nicht mit chōme, sondern mit dem Iroha-System in Katakana + /bu (in der Präfektur Ishikawa) oder mit Himmelsstämmen (z.B. in Tosa) durchnummeriert.

Der Stadtteilabschnitt chō () von -chōme (丁目) stellt auch heute noch eine Verwaltungseinheit von Bedeutung dar. Jeder chō wählt aus seiner Mitte von rund 100 Bewohnern einen Ältesten, der sich für seinen Abschnitt verantwortlich fühlt und über den entsprechende Kontakte laufen.

Wird die Adresse für internationale Sendungen in lateinischer Schrift (Japanisch: Rōmaji) geschrieben, empfiehlt die Japanische Post, die Reihenfolge der Komponenten in umgekehrter, d.h. international üblicher Reihenfolge zu verwenden. Die Landesangabe wird in einer weiteren, sich der Adresse anschließenden Zeile vermerkt.

Hausnummerierung

Häuserblöcke und chōme für die Stadtteile Katase, Katasekaigan und Enoshima von Fujisawa

In Japan gibt es zwei Systeme, um innerhalb eines Stadtteils zu adressieren: nach Parzellen und nach Gebäudeblöcken.

Parzellen-System

Das Parzellensystem geht zurück auf die Meiji-Zeit. Seinen Ursprung hat es in dem 1871 zum Zwecke der Besteuerung eingeführten chiken seido (地券制度, dt. etwa: „Grundzertifikat-System“), bei dem jedes Grundstück auch einen Code erhielt und damit adressierbar war. 1886 erfolgte die Umsetzung eines „Grundbuch-Systems“ (不動産登記制度, fudōsan tōki seido). 1898 wurde bei der Revision des „Personenstandsgesetzes“ (戸籍法, koseki-hō) erstmalig der Begriff banchi zur Adressierung des Hauptwohnsitzes (本籍, honseki) verwendet.[1]

Im Parzellensystem werden die Parzellen (番地, banchi, kurz auch: , ban) eines Stadtteils durchnummeriert. Wenn die Parzelle aufgeteilt wird, wird daran eine weitere laufende Nummer gehängt, früher häufig noch mit einem abgetrennt. Die Adressen 123番地の1, 123番地1 und 123番1 sind daher äquivalent und beziehen sich auf die erste Teilparzelle der 123. Parzelle. Sollte diese Parzelle n Teilparzellen besitzen und eine davon in m aufgespalten werden, so würde an die bestehende Teilparzellennummer keine weitere Nummer gehängt, sondern es würde mit neuen Teilparzellen weitergezählt, so dass es dann n + m - 1 Teilparzellen gibt, wie in der folgenden Grafik dargestellt:[1]

123番地1123番地1 123番地2 123番地3
nach Aufteilung
der ersten Parzelle
123番地5 123番地6 123番地2 123番地3
123番地4
123番地1

Das Parzellensystem hat mehrere Nachteile. Zum einen ähnelt es den Konskriptionsnummern, mit dem gleichen Nachteil, dass die Nummer einer Teilparzelle und damit die Adresse eines Gebäudes von ihrem Entstehungszeitpunkt abhängt und nicht von ihrer Position, so dass eine konkrete Adresse schwer zu finden ist. Zum anderem können auf einer Teilparzelle mehrere Gebäude stehen, die dann alle dieselbe Adresse haben.[1]

Gebäudeblock-System

Daher wurde im Mai 1962 mit dem „Gesetz über die Wohnungsangaben“ (住居表示に関する法律, jūkyo hyōji ni kan suru hōritsu) ein neues System eingeführt. Ein Stadtteil ist danach in Gebäudeblöcke unterteilt (, ban), die entweder durch Straßen oder durch natürliche Hindernisse wie Flüsse voneinander abgrenzt sind. Innerhalb dieses Gebäudeblockes wird dann im Uhrzeigersinn in festen Abständen eine Nummer (, ) vergeben. Ein Gebäude, dessen Eingang an dieser Nummer liegt, bekommt dann diese zugewiesen, siehe folgende Grafik mit vier Gebäuden in einem Block und ihren Hausnummern:[2]

3 4 5 6
2

3

5

7 →
7
1

10
8
12 11 10 9

Dieses Gebäudeblock-System lässt ein effizienteres Finden einer gesuchten Adresse zu als nach dem Parzellen-System, da die Reihenfolge der Hausnummern nun direkt von Position des Gebäudes abhängt und die Hausnummer des nächsten Hauses im Uhrzeigersinn stets größer ist und die des vorherigen stets kleiner. Eine Eigenart des Systems ist es, dass Lücken in der Hausnummernfolge entstehen. Zudem können zwei Gebäude, deren Ausgänge sich im selben Abschnitt befinden, die gleiche Hausnummer bekommen.

Die Nummern innerhalb des Stadtteils beziehungsweise der Landgemeinde werden überwiegend ohne Kategoriemerkmale und nur durch einen Bindestrich voneinander getrennt angegeben, d.h. statt 1丁目2番地3 oder 1丁目2番3号 wird häufig einfach nur 1-2-3 geschrieben.

Beispiele

Ein Brief beispielsweise an den Präsidenten der japanischen Post in Tōkyō hätte jeweils in Kanji, Rōmaji-Umschrift und üblicher internationaler Notation geschrieben folgende Adressangabe (Kategorieangaben in Fettschrift).

Im Sonderfall Tōkyō wird innerhalb des 23-ku-Bereiches keine Stadt angegeben:

〒100-8798 東京 〒100-8798, Tokyo-to Mr. Ikuta Masaharu
千代田 Chiyoda-ku 3-2, Kasumigaseki 1 (auch möglich: „1-3-2, Kasumigaseki“)
霞ヶ関1-3-2 Kasumigaseki 1-3-2 Chiyoda-ku, Tokyo-to
生田正治 Mr. Ikuta Masaharu 100-8798, Japan

Eine Adresse auf dem Land könnte so aussehen:

〒463-9260 岐阜 〒463-9260 Gifu-ken Ms. Kawaguchi Ichiko
上田中村2639-34 Kamida-gun Nakamura-chō 2639-34 2639-34
川口一子 Ms. Kawaguchi Ichiko Nakamura-chō
Kamida-gun, Gifu-ken
463-9260, Japan

Lokale Besonderheiten

Kyōto

In Kyōto bestehen sehr zahlreiche und sehr kleine Stadtteile, die teilweise zusätzlich noch mehrfach innerhalb eines Stadtbezirkes vorhanden sind. Daher hat sich neben dem offiziellen Adresssystem noch ein zweites eingebürgert, das auch von der Post anerkannt wird.

Dieses System basiert darauf, dass zusätzlich Straßenkreuzungen als Referenzpunkte verwendet werden und dann angegeben wird, ob sich der Zielort nördlich (上ル, agaru, wörtlich: „nach oben“), südlich (下ル, sagaru, wörtlich: „nach unten“), östlich (東入ル, higashi-iru) oder westlich (西入ル, nishi-iru) davon befindet. Abhängig vom Referenzpunkt kann ein Ort damit unterschiedlichen Adressen besitzen.

Die offizielle Adresse des Kyōto Tower ist:

〒600-8216 京都府京都市下京区東塩小路721-1
Higashi-Shiokōji 721-1, Shimogyō-ku, Kyōto, Kyōto 600-8216

Auf seiner Website wird sie jedoch angegeben als:[3]

〒600-8216 京都市下京区烏丸七条下ル
Karasuma-Shichijō-sagaru, Shimogyō-ku, Kyōto, Kyōto 600-8216

und verweist damit auf südlich der Karasuma-Shichijō-Straßenkreuzung.

Bei weniger markanten Gebäuden wird zusätzlich noch die offizielle Adresse angehängt.

Präfektur Hokkaidō

Auf Hokkaidō ist bei einigen Großstädten der Stadtkern in Quadranten unterteilt. Die Adressierung erfolgt hier in der Angabe der Distanz dieser Quadranten zum Stadtzentrum entlang einer Nord-Süd- und einer Ost-West-Achse in der Form ○条×丁目. Für die Nord-Süd-Angabe wird als Suffix () und für die Ost-West-Angabe chōme verwendet, das sich damit in seiner Bedeutung von anderen Gemeinden Japans unterscheidet.

Die Adresse des Rathauses von Sapporo ist:

〒060-8611 北海道札幌市中央区北1条西2丁目1番1号
1-1, Kita-1-jō Nishi-2-chōme, Chūō-ku, Sapporo, Hokkaidō 060-8611

und steht damit für das erste Haus im ersten Häuserblock im 1. Quadranten nördlich und 2. Quadranten westlich vom Stadtzentrum im Stadtbezirk Chūō-ku von Sapporo.

Präfektur Ishikawa

In einigen Gemeinden der Präfektur Ishikawa werden die Stadtteilabschnitte nicht mit arabischen Zahlen, sondern mit Katakana gemäß der Iroha-Reihenfolge und bu () als optionaler Kategorieangabe durchnummeriert.

Die Adresse des Rathauses von Nomi ist:

〒923-1198 石川県能美市寺井町た35番地
Ta-35, Terai-machi, Nomi, Ishikawa 923-1198

und steht damit für das 35. Grundstück im 16. (ta) Stadtteilabschnitt des Stadtteils Terai-machi in Nomi.

Präfektur Iwate

In einigen Gemeinden der Präfektur Iwate sind die Stadtteile Ōaza oder Aza nicht benannt, sondern durchnummeriert in der Form 第○地割, wobei dai ein Ordinalzahlpräfix ist und 地割 chiwari eine Parzelle meint.

Die Adresse des Rathauses von Fudai ist:

〒028-8392 岩手県下閉伊郡普代村第9地割字銅屋13番地2
13-2, Aza Dōya, Dai-9-chiwari, Fudai-mura, Shimohei-gun, Iwate 028-8392

und steht damit für das zweite Haus im 13. Häuserblock im Unterortsteil Dōya des 9. Ortsteils (Ōaza) von Fudai im Landkreis Shimohei.

Wenn sich die Nummerierung auf ein Aza bezieht, entspricht sie dem chōme in anderen Gegenden Japans und wird in der entsprechenden Kurzform geschrieben. Ein Beispiel dafür ist die Adresse des Rathauses von Karumai:

〒028-6302 岩手県九戸郡軽米町大字軽米10-85
10-85, Ōaza Karumai, Karumai-machi, Kunohe-gun, Iwate 028-6302

wobei die 10 hier eine Kurzform von 第10地割 dai-10-chiwari ist.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c 地番とは・地番を住所として使用すると. Sapporo, 14. Februar 2011, abgerufen am 12. August 2011 (japanisch).
  2. 住居表示とは. Sapporo, 4. August 2011, abgerufen am 12. August 2011 (japanisch).
  3. http://www.kyoto-tower.co.jp/kyototower/opinion/index.html

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