- Hausnummer
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Eine Hausnummer ist die Bezeichnung, die ein bestimmtes Gebäude in einer Straße oder einem Ort eindeutig identifiziert. Sie dient der Adressierung, Orientierung und der Auffindbarkeit eines Gebäudes. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz wird die Hausnummer amtlich vergeben. Sie wird in amtlichen Verzeichnissen wie dem Liegenschaftskataster und dem Grundbuch festgehalten und ist Teil der amtlichen Lagebeschreibung einer Immobilie.
Inhaltsverzeichnis
Form
Um ihren Zweck als Orientierungshilfe zu erfüllen, soll die Hausnummer dauerhaft und gut sichtbar an der Hauswand oder Grundstücksgrenze angebracht sein. Die ersten Hausnummern wurden daher mit wetterbeständiger Farbe an die Häuser gemalt. Sie sind zum Teil bis heute auf historischen Gebäuden erhalten.[1] Heute ist es üblich, Schilder zu verwenden. Im Gegensatz zu Straßenschildern ist das Anbringen von Hausnummernschildern in der Regel Sache des privaten Hauseigentümers. Verbreitet sind einfache standardisierte Emailleschilder in schwarz–weiß oder weiß–blau. In Gebrauch sind auch Zierschilder aus Keramik, Schmiedeeisen, Holz oder anderen Materialien, Schilder mit Zusatz des Straßennamens sowie beleuchtete Hausnummern. Die kommunalen Vorschriften können die Gestaltungsfreiheit erheblich einschränken: Form, Farbe, Größe, Schriftart und Anbringungsort können in einer Hausnummernverordnung genau festgelegt sein. Beleuchtete Hausnummern sind in mehreren deutschen Bundesländern, so in Hamburg und Berlin, vorgeschrieben.[2]
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Eine Hausnummer aus Schiefer
Die Form der Hausnummer spiegelt zuweilen historische Entwicklungen wider. So hatten in der Habsburgermonarchie alle Straßen, die von außen ins Zentrum führen, rechteckige Nummern- und Straßenbezeichnungstafeln, während alle anderen mit ovalen Tafeln versehen waren. Vier Beispiele aus Graz seien angeführt: Die Elisabethstraße und die Klosterwiesgasse führen Richtung Zentrum, die Merangasse und die Jungferngasse nicht. Manche Hausbesitzer haben die ursprünglich grauen Tafeln gefärbelt, so dass nicht immer der Originalfarbton zu sehen ist.
Eine „besondere“ Form der Hausnummer kann auch als Auszeichnung dienen. Die Goldene Hausnummer bekamen Hausgemeinschaften in der DDR für vorbildliche Pflege und Gestaltung ihres Hauses. Das Saarland verleiht seit 1996 eine Grüne Hausnummer für umweltbewusstes Bauen und Wohnen; andere Kommunen wie Erfurt und Mainz schlossen sich seitdem an.[3]
Geschichte
Bevor die Häuser mit Nummern versehen wurden, gab es zur Unterscheidung individuelle Hauszeichen und Häusernamen. Die Häuser in den Städten waren meist anhand von bemalten Schildern zu erkennen. In den Dörfern gab es Hofnamen, die nicht mit dem Familiennamen des Hofinhabers übereinstimmen mussten.
Die ältesten Hausnummern stammen aus der Frühen Neuzeit. Bereits im 15. Jahrhundert waren die 68 Häuser auf dem Pariser Pont Notre-Dame nummeriert, und seit 1519 wiesen die Häuser der Augsburger Fuggerei Nummern auf. Flächendeckend eingeführt wurden Hausnummern aber erst im 18. Jahrhundert: Beginnend mit den Pariser Vorstädten 1724–1728 und der Prager Judenstadt 1727, folgten 1737 Kleinstädte in Preußen, die als Militärquartiere dienen sollten. Ab etwa 1750 wurde die Häusernummerierung schließlich europaweit durchgeführt: 1750 in Madrid, 1754 in Triest, 1762–1765 in London, ab 1779 in Paris. Erst 1799 schloss sich Berlin als einer der letzten Großstädte der Hausnummernvergabe an.[4]
In Wien begann die Diskussion um die Einführung von Hausnummern 1753. Sie sollten im Zuge einer Polizeireform eingeführt und der Bevölkerung mit der Aussicht auf eine erleichterte Verbrechensbekämpfung schmackhaft gemacht werden.[5] Aber erst bei neuerlichen Diskussionen Mitte der 1760er Jahre wurde mit einer Volkszählung unter dem Stichwort Seelenkonskription das Hausnummernsystem 1769 auf die ganze österreichisch-ungarischen Monarchie übertragen. Unter anderem wies die Kaiserin Maria Theresia 1770 den Wiener Bürgermeister an, die Nummern an den Häusern bey Strafe von 9 Gulden kenntlich zu machen. Die Nummern wurden direkt mit schwarzer oder roter Farbe auf die Hauswände gemalt.
Die Hausnummerierung war stets eine obrigkeitliche Maßnahme, die die staatliche Kontrolle in den Bereich der häuslichen Privatsphäre ausweitete. Die konkreten Begründungen waren unterschiedlich: Rekrutierungsmaßnahmen, Einquartierung von Militär, Bekämpfung von Bettlern, Steuer- und Versicherungsangelegenheiten. Die Untertanen wehrten sich vielerorts, kratzten die Hausnummern ab oder bewarfen sie mit Schmutz. Aber auch der Adel versuchte, die Nummerierung der Schlösser und Herrenhäuser zu verhindern. Das System setzte sich jedoch durch. Bereits am Ende des 18. Jahrhunderts waren Hausnummern in Postadressen im Gebrauch.[6]
Nummerierungssysteme
Konskriptionsnummer
Die älteste Methode der flächendeckenden Hausnummerierung war das System der Konskriptionsnummern. Dabei wurden die Häuser einer Ortschaft zunächst komplett durchnummeriert. Anschließend erhielten alle neuen Gebäude in der Reihenfolge ihrer Errichtung eine fortlaufende Nummer. Diese Nummer kann, wenn sie bei verschiedenen Neunummerierungen gleich geblieben sein sollte und sich an den Grundstücken um das Haus nichts Wesentliches geändert hat, bis heute auch die Einlagezahl im Grundbuch bilden. Dies ist bei einigen Bezirken Wiens der Fall,[7] allgemeine Regel ist es jedoch nicht mehr. Auch heute finden sich im ländlichen Raum Streusiedlungen, die keine mit Namen versehenen Straßen und somit keine fortlaufende Nummerierung besitzen, sondern in denen noch historische Konskriptionsnummern zur Orientierung verwendet werden. Hier ist die Hausnummer kein Zusatz zur Straße, da es verbreitet auch keine Straßennamen gibt, sondern zum Ortsteil oder Weiler (Beispiel: A-1111 Musterdorf, Einöd 7). Durchbrochen wird das System teilweise dann, wenn ältere Häuser abgerissen werden und diese Nummern frei werden. In diesem Falle werden sie oft an anderen Plätzen an Neubauten vergeben.
Sowohl in Tschechien[7] als auch in der Slowakei sind die im Habsburgerreich eingeführten Konskriptionsnummern als Hausnummern nach wie vor Standard und werden in Ausweisen verwendet. Alle größeren Orte verwenden teilweise zusätzlich Orientierungsnummern.
In Abwandlung dieses Systems können anstelle der ganzen Ortschaft einzelne Viertel oder Häuserblöcke nummeriert sein. In den Mannheimer Quadraten zum Beispiel erfolgt die Nummerierung fortlaufend um die Quadrate herum. In Venedig sind sämtliche Häuser eines Viertels nach Entstehungsalter durchnummeriert. Eine Adresse kann dann z. B. Cannaregio 2341 lauten. Zum Auffinden eines Hauses ist somit ein weiteres Verzeichnis notwendig, aufgrund dessen man die Liegenschaft einer Straße oder einem Kanal zuordnen kann. Die Verzeichnisse sind bei den Poststellen oder den Zeitungskiosken einsehbar.
Orientierungsnummerierung
Das System der Konskriptionsnummern wurde mit dem Wachstum der Städte schnell unübersichtlich. Daher stellten im 19. Jahrhundert die meisten größeren Ortschaften ihr System auf die straßenweise Nummerierung um. Das gängigste System ist bis heute die wechselseitige Nummerierung, auch „Orientierungsnummerierung“ oder „Zickzackprinzip“ genannt, das zunächst 1805 in Paris eingeführt wurde. Hierbei erhält die rechte Straßenseite die geraden und die linke Straßenseite die ungeraden Nummern. Rechts und links wird dabei bei radialen Straßen vom Ortskern gesehen, bei tangentialen Straßen im Uhrzeigersinn definiert. Verläuft eine deutsche Straße vom Stadtkern in Richtung stadtauswärts, so ist die kleinste Nummer eines Hauses im Stadtkern, die größte am Ende der Straße. Durch die unterschiedliche Größe der einzelnen Grundstücke kommt es oft vor, dass numerisch nebeneinander liegende Nummern sich nicht gegenüber stehen. Auch werden durch Straßenverbreiterungen an Kreuzungen oft einzelne Hausnummern geschluckt, wenn die Grundstücke dem Straßenland zugeschlagen wurden. Dieses kann vermieden werden, indem Nummernbereiche ausgelassen werden.
In Wien wurde das System von der Konskriptions- auf die Orientierungnummerierung 1862 umgestellt. Allerdings wurden die alten Nummern weiter im Grundbuch als Einlagezahlen verwendet. Das neue System mit der Trennung in gerade und ungerade Hausnummern wurde von Michael Winkler erstellt und ist heute noch als Winklersches System der Hausnummern bekannt. (siehe auch: Straßen in Wien). Eine Ausnahme bildet die Fred-Liewehr-Gasse, bei der die geraden Hausnummern irrtümlich an der linken Seite sind.
Hufeisennummerierung
Im ehemaligen Preußen wurde die sogenannte „Hufeisennummerierung“ verwendet, die zum Teil bis heute Bestand hat. Dabei beginnt die Nummerierung beim ersten Haus auf der rechten Straßenseite und wird bis zum letzten Haus ohne Unterbrechung fortgeführt. Die nächste Nummer befindet sich dann auf der linken Seite am letzten Haus im Ort oder am Straßenende. Die Nummernfolge kehrt wieder ohne Unterbrechung linksseitig zurück. Diese Nummernvergabe wurde sowohl bei Radialstraßen als auch bei Tangentialstraßen verwendet.
Das System bestand beispielsweise in Berlin bis 1929, wobei die Nummerierung in der Stadtmitte, definiert durch das Stadtschloss, begann. Seit Inkrafttreten der „Grundsätze für die Nummerierung der Grundstücke vom 15. Januar 1929“ ist in Berlin bei allen neu zu nummerierenden Straßen das System der wechselseitigen Nummerierung zu verwenden. Bereits bestehende Nummerierungen wurden nicht geändert, sodass beide Systeme nebeneinander existieren.
Die Hufeisennummerierung findet sich auch in einigen Hamburger Ortsteilen, in der Braunschweiger Kernstadt (hier beginnt die Nummerierung auf der linken Straßenseite), Hildesheim, Kamen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wobei tangentiale Straßen auch nach dem wechselseitigen System nummeriert sein können.
Weitere Systeme
In den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Teilen Lateinamerikas ist es üblich, anstatt fortlaufend zu nummerieren, die Nummern nach der Entfernung vom Straßenanfang zu bestimmen. Dabei wird beispielsweise der Wert in Fuß oder Metern (20-m-Abschnitte) übernommen. In Städten beginnt häufig an jeder Querstraße ein neuer 100er-Abschnitt. Da amerikanische Städte wegen ihrer Bebauung mit Einfamilienhäusern sehr groß und die Durchgangsstraßen viele Kilometer lang sind, entstehen extrem hohe Hausnummern. 10000er-Hausnummern sind geradezu normal, selbst 20000er-Nummern keine Seltenheit, der USA-Rekord ist die Adresse 81951 Main Street, Memphis MI (in Michigan, nicht zu verwechseln mit dem berühmten in Tennessee).
Allerdings ist es erstaunlich, dass alle großen Nord-Süd-Avenues in Manhattan / New York City europäische Hausnummernzählung haben, wie Madison, Park, 5th, 9th, 10th Avenue. Sie alle könnten in die "deutsche" oder belgische Hitliste aufgenommen werden. Alle münden schließlich in den Broadway, der mit >=6697 Hausnummern (letzter Eintrag bei Google Maps) die Stadtgrenze erreicht. Noch erstaunlicher ist Toronto in Canada, das nach Ausweis der ein- und zweistelligen Hausnummern offensichtlich europäisch nummeriert ist. Dort gibt es die Yonge Street, die im Süden der Innenstadt nahe dem Lake Ontario beginnt und unter demselben Namen und mit fortlaufender Nummerierung durch mehrere Orte über 100 Kilometer nach Norden führt, bis sie sich in Sackgassen mit der höchsten eingetragenen Hausnummer 22002 verliert. Vielleicht ist sie die längste Stadtstraße der Welt.
Das US-amerikanische System wird auch im Kanton Zürich mit einer Abschnittslänge von 5 Metern angewandt. Die Nummerierung wird bei Querstraßen nicht unterbrochen.
Der Weltrekord der höchsten Hausnummern scheint aber im südlichen Ontario, Kanada, nahe der Grenze zu den USA zu liegen. Es ist eine etwa 8 km lange Straße, die die Dorfkerne von Tavistock und Punkeydoodles Corners verbindet und in ihrer Anlage genauso im Münsterland zwischen Bauernschaften liegen könnte. Die Hausnummern beginnen völlig willkürlich bei 985296 und enden bei 986075. In den benachbarten Ortskernen gibt es Straßen mit "normalen" ein- und zweistelligen, dazu vierstelligen Hausnummern und eine weitere Straße mit Nummern in den 730000ern. Das zugrundeliegende System scheint völlig willkürlich, so dass 986075 Perth-Oxford Road, Punkeydoodles Corners, Ontario, Canada die Adresse mit der weltweit höchsten Hausnummer ist.[8]
In Brasilien werden neben Straßen- und Hausnummernangaben auch in bewachten Condominios Quadrate mit Nummern vergeben. (Beispiel: Q2, L5, also Quadrat Nummer 2, Hausnummer 5.) Einige dieser Condominios haben jedoch auch Straßennamen vergeben. Grundstücke an Bundesstraßen werden oft unter der Kilometerangabe adressiert (Beispiel: Estrada do Coco km 5).
In Japan bilden nicht die Straßen den Kern des Adressierungsschemas (tatsächlich haben die meisten Straßen auch keinerlei Bezeichnungen wie Namen oder Nummern), sondern die davon umschlossenen Grundstücksflächen bzw. Häuserblöcke, die nummeriert werden. Ursprünglich erhielten die darin enthaltenen Grundstücke eine Konskriptionsnummer, so dass mehrere Häuser auf einem Grundstück dieselbe Adresse haben. Ab 1962 ging man daher dazu über. diese Blöcke von einer Ecke aus im Uhrzeigersinn fortlaufend in Abschnitte fester Länge (meist 10–15 m) zu unterteilen und diese Abschnitte durchzunummerieren, wobei die Hausnummer davon abhängt, in welchen Abschnitt der Hauseingang fällt. Fallen die Eingänge von zwei Häusern in denselben Abschnitt, haben beide Häuser dieselbe Nummer.
Hausnummernergänzungen
Wenn sich Veränderungen im Baubestand ergeben und keine freien Hausnummern mehr zur Verfügung stehen, werden bei der straßenweisen Nummerierung die Nummern mit Zusätzen ergänzt. Notwendig ist dies etwa nach einer Grundstücksteilung, bei der Schließung von Baulücken oder wenn auf einem Grundstück ein weiteres, vom Hauptgebäude unabhängiges Haus entsteht. Der Zusatz ist meist ein Buchstabe (7a), manchmal eine nachgestellte Zahl (8/1, auch 8-1), in Frankreich die Bezeichnungen „bis“, „ter“, „quater“ (12bis; lateinische Zahladverbien für zweimal, dreimal, viermal). Früher wurde auch eine Bruchzahl verwendet (3½). Noch heute haben zum Beispiel die Städte Augsburg, Ingolstadt, Marburg, Bad Tölz, Füssen, Bad Nauheim und Bad Vilbel, die Gemeinde Kirchanschöring, sowie Ortsteile der Gemeinden Jachenau, Tübingen, Erlangen und Friedberg Bruchteilhausnummern. Besonders das Mathematische Institut in Erlangen[9] mit seiner Hausnummer 1½ hat eine gewisse Bedeutung als Kuriosum. In Regensburg wird in der Altstadt zusätzlich unter der jeweils aktuellen Hausnummer auf einem Hausnummernschild auch noch die historische aus der stadtteilweisen Nummerierung angegeben, vielfach auch mit Bruchnummer.
Interessant wäre hier einmal der höchste vorkommende "Nenner". Bis in die 1970er Jahre gab es diese auch in Dortmund, danach wurden sie durch Buchstabenergänzungen ersetzt: Das Haus Große Heimstraße 2½ wurde zu Nr. 2a, und eine besonders unsinnige Reihe dreier direkter Nachbarhäuser Stockumer Straße 398 - 398½ - 402 wurde durch Umbenennung des mittleren Hauses in 400 regelmäßig. Kombinationen von Bruchzahl und Buchstaben werden ebenfalls verwendet.
Bei der Aufteilung eines großen Grundstücks in viele kleine, etwa bei der Erschließung von Neubaugebieten mit Einfamilienhäusern, kommen nachgestellte Buchstaben auch aus dem hinteren Teil des Alphabetes vor: Unna, Hubert-Biernat-Straße 1p; Schwerte, Dortmunder Straße 2t; Goch, Klever Straße 396w; Bergkamen, Hünenpad 10x (im Stadtteil Oberaden). In Köln wurde bei der Bergisch Gladbacher Straße 273 nicht nur das gesamte Alphabet ausgenutzt (Hausnummer 273z), sondern darüber hinaus mit Großbuchstaben weiternummeriert: Hausnummern 273 A, B, C. Grundstückszusammenlegungen führen dagegen zu zusammengesetzten Hausnummern (Mariahilfer Straße 38–48). Ist das System allzu stark durchbrochen, kann eine Umnummerierung der ganzen Straße notwendig sein.
Bei Wohnanlagen oder größeren Gebäuden können noch Zusätze wie Aufgangnummer (Treppenhausnummer, Stiegennummer) für das Treppenhaus oder Wohnungsnummer (Türnummer) für die Wohnung dazukommen, die dann durch einen Schrägstrich getrennt sind, um die Adresse noch detaillierter anzugeben. Solche dreiteiligen Hausnummern mit zwei Schrägstrichen in der Mitte sind besonders häufig in Wien verbreitet.
Rechtsgrundlagen
Deutschland
Originäre Rechtsgrundlage ist in Deutschland § 126 Abs. 3 Baugesetzbuch („Der Eigentümer hat sein Grundstück mit der von der Gemeinde festgesetzten Nummer zu versehen.“). Im Übrigen gelten Landesrecht beziehungsweise Gemeindesatzungen. Diese regeln im Einzelnen, welche Behörde für die Vergabe zuständig ist, für welche Einheiten Hausnummern vergeben werden – ob beispielsweise unbebaute Grundstücke und Nebengebäude eine eigene Nummer erhalten –, wie die Hausnummern auszusehen haben und wo sie anzubringen sind. Die vergebenen Hausnummern werden im Liegenschaftskataster festgehalten und sind neben dem Straßennamen Teil der amtlichen Lagebeschreibung einer Immobilie.
Österreich
Dass die Hausnummer, die von der Gemeindebehörde vergeben wird, auch anzubringen ist, ist in den jeweiligen Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Die Hausnummern werden im Grundbuch eingetragen, während sie im Kataster nur als Orientierungshilfe ersichtlich gemacht sind.
Während umgangssprachlich auch in Österreich die Hausnummer ein Überbegriff der Orientierungsnummer ist, ist es nach dem Gesetz genau umgekehrt. So kann rechtlich die Orientierungsnummer eine Hausnummer oder eine Konskriptionsnummer sein.[10]
Schweiz
Die ländlichen Gebiete der Schweiz sind noch nicht flächendeckend nummeriert. Die Höfe und Chalets tragen vielfach Flurnamen. Um die Volkszählung 2010 vorzubereiten, erließ die Schweiz 2008 das Registerharmonisierungsgesetz (RHG), in dessen Folge jedem Haus eine eindeutige Gebäudeadresse zugewiesen werden muss. Diese besteht aus dem Namen der Straße, des Platzes oder eines benannten Gebietes sowie einer Hausnummer. Die Gemeinden sind aufgerufen, die Hausnummerierung nach der 2003 erlassenen Schweizer Norm SN 612040 durchzuführen.[11]
Verwendung der Hausnummer in Adressangaben
Hausnummern werden je nach verwendeter Sprache vor oder nach dem Straßennamen genannt; ferner werden sie unabhängig davon in manchen Orthographien mit einem Komma abgetrennt. Allgemein gelten dabei folgende Faustregeln:
- Englisch und Französisch (außer Belgien): Nummer vor dem Straßennamen, andere europäische Sprachen (z. B. Deutsch, Spanisch, Italienisch, auch Belgien): dahinter
- Romanische Sprachen: Mit Komma abgetrennt, andere europäische Sprachen (z. B. Deutsch, Englisch, Polnisch, Griechisch): ohne.
Originell ist die Lösung zweisprachiger Umgebungen wie z. B. Brüssel, in denen diese Verteilung genutzt wird, um die Angabe in beiden Sprachen (hier Flämisch und Französisch) „gleichzeitig“ zu machen nach dem Muster „x-straat 10, rue de x“.
Hausnummern werden grundsätzlich mit Zahlen angegeben. Im englischsprachigen Raum, vor allem in den Vereinigten Staaten und in Kanada, wird die Haus-Nr. 1 mit „One“ angegeben, also ausgeschrieben. Im Deutschen steht bei der Nummerangabe wie 2–4 der Bis-Strich.
Bekannte Hausnummern
4711 und 2583 1/2
Die wohl berühmteste Hausnummer Deutschlands ist 4711 in Köln in der Glockengasse. Eine weitere bekannte Hausnummer in Köln ist die des Kölner Doms. Regelmäßig fällt das kleine blaue Emailleschild mit der Adresse Domkloster 4 Souvenirjägern zum Opfer. Der Dom erhielt bei der Nummerierung 1794 die kuriose Nummer 2583 1/2. Der Zusatz 1/2 kennzeichnete lediglich ein Grundstück mit einem öffentlichen Gebäude, für das keine Steuern zu entrichten waren. Dies spielte für die Domgeistlichkeit eine wichtige Rolle. Die im Nordturm gelegene winzige Küsterwohnung hatte die volle Hausnummer 2583 und war somit steuerpflichtig. Die riesige Kathedrale wurde lediglich als deren Anhängsel betrachtet und hatte deshalb nur die halbe Hausnummer. 1811 wurden die unpraktischen langen Hausnummern in Köln abgeschafft und durch das heutige System ersetzt. Trotzdem hat Köln (mit Ausnahme amerikanischer Militärkasernen) die höchsten Hausnummern und als einzige Stadt Deutschlands vierstellige Hausnummern: Venloer Straße 1503, Aachener Straße 1420, Bergisch Gladbacher Straße 1246, Olpener Straße 1096, Berliner Straße 1027. In Brüssel gibt es sogar Straßen mit Hausnummern über 2000 (Haachtse Steenweg 2020, Waverse Steenweg 2245).
10 Downing Street
Die Hausnummer 10 Downing Street in London zählt zu den weltweit bekanntesten. Durchgehend seit 1902 findet man unter dieser Adresse den Wohnsitz des First Lord of the Treasury, der im Allgemeinen zugleich der britische Premierminister ist. Ursprünglich trug das Gebäude die Nummer 5.
1600 Pennsylvania Avenue
Das Weiße Haus hat die Hausnummer 1600 in der Pennsylvania Avenue. Die Adresse 1600 Pennsylvania Avenue wird auch als Metonymie für das Weiße Haus gebraucht.
Baker Street 221 b
Der fiktive Wohnort von Sherlock Holmes. Zu der Zeit, als die Romane geschrieben wurden, gab es diese Nummer nicht, heute hingegen gibt es diese Hausnummer in der Baker Street in London; sie beherbergt eine Bank. Einige Häuser weiter befindet sich das Sherlock Holmes Museum.
77 Sunset Strip
77 Sunset Strip ist eine der berühmtesten US-amerikanischen Krimiserien aus den 1950er und 1960er Jahren. Sie bezeichnet die Adresse des Detektivbüros Bailey und Spencer in Los Angeles auf dem Sunset-Boulevard. Im Vor- und Abspann der einzelnen Folgen sah man in Großschrift an der Vorderseite des Vordachs über dem Eingang die Anschrift stehen.
742 Evergreen Terrace
742 Evergreen Terrace ist die Anschrift der fiktiven Familie Simpson aus der gleichnamigen, seit 1989 produzierten Zeichentrickserie.
Amtliche Hauskoordinaten
Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) hat im Jahr 2003 eine Gemeinschaft zur Verbreitung der Hauskoordinaten (GVHK) gegründet. Hiermit wird das Ziel verfolgt, für alle im Liegenschaftskataster enthaltenen und mit einer Hausnummer versehenen Gebäude eine Beziehung zwischen der Adresse (Lagebezeichnung mit Hausnummer) und einem dazugehörigen Koordinatenpaar in verschiedenen Koordinatensystemen zu schaffen und dieses auf dem Markt anzubieten.
Diese Daten können dann vom Kunden (Location-Based-Services, Verlage, Versicherungen, Versorger, Zustelldienste …) mit einer ihm verfügbaren Grafik verschnitten werden. Jede gesuchte Adresse kann so sofort in der Grafik angezeigt werden. Die amtlichen Hauskoordinaten definieren somit die genaue Position einer Hausadresse und werden – flächendeckend für das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland – in einem standardisierten Datenformat vertrieben. Derzeit (2011) laufen die Vorbereitungen, auf der Basis dieser Daten auch einen Geocodierungsdienst (Gazetter-Service), mit dem eine Online-Codierung von Adressen im Internet möglich sein wird, einzurichten, um sie über einen OGC-konformen Web-Dienst bereitzustellen. Die technische Realisierung ist als Projekt der GDI-Initiative Deutschland-Online vorgesehen.
Literatur
- Jürgen Beyer: Adressen von Druckern, Verlegern und Buchhändlern im 18. Jahrhundert. Zugleich ein Beitrag zur Diskussion über ein VD18. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte. 31 (2006), S. 159–190.
- Reuben S. Rose-Redwood: Indexing the great ledger of the community: urban house numbering, city directories, and the production of spatial legibility. In: Journal of Historical Geography. 34 (2008), S. 286–310. (doi:10.1016/j.jhg.2007.06.003)
- Martin Schlatter: Empfehlung für die Gebäudeadressierung. 26 Seiten. Herausgeber: Baudirektion Kanton Zürich, Schweiz. PDF, 1.4 MB
- Anton Tantner: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen - Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie, Dissertation an der Universität Wien, Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2004 (E-Text)
- Anton Tantner: Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Jonas Verlag, Marburg 2007, 80 Seiten.
- Anton Tantner: Adressierungs-Fragmente. Konskriptionsnummern in Wien. In: dérive. Zeitschrift für Stadtforschung. 11 (E-Text)
- Anton Tantner: Wer ist die Nummer 1? Die Hausnummer – was für eine ist das eigentlich? Wo kommt sie her? Was sagt sie aus? In: Jungle World. 23/2006, 7. Juni 2006, S. 28–31 (PDF aus Jungle World, 23/2006)
- Bernhard Wittstock: Die Berliner Hausnummer von den Anfängen Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart im deutschen und europäischen Kontext. Pro BUSINESS Verlag, Berlin 2008, Sammlung von Materialien zur Berliner und europäischen Hausnummerierung (mit Hinweisen zum zeitgenössischen Umfeld), 5 Bände, 2828 Seiten
- Bernhard Wittstock: Ziffer Zahl Ordnung. Die Berliner Hausnummer von den Anfängen Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart im deutschen und europäischen Kontext. Dissertation an der Technischen Universität Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Berlin 2011
- Hans-Gerd Becker: Die Hausnummerierung - eine geodätische Ordnungsaufgabe in Geoinformation 2010 in Berlin - Veränderungen und Herausforderungen, Hrsg.: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (November 2010), S. 97–100
Einzelnachweise
- ↑ Beispiele historischer Hausnummern auf hausnummern.tantner.net abgerufen am 4. Juni 2009
- ↑ Berliner Nummerierungsverordnung, Hamburger Bauordnung, abgerufen am 4. Juni 2009
- ↑ Pressemitteilung vom 4. Dezember 2008 über die 500. grüne Hausnummer im Saarland
- ↑ Anton Tantner: Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Jonas Verlag, Marburg 2007, S. 16-24
- ↑ Wiener Adressen - Die Einführung der Hausnummern - UNI Wien vom 22. Juli 2002 abgerufen am 28. Mai 2009
- ↑ Anton Tantner: Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Jonas Verlag, Marburg 2007, S. 25-37
- ↑ a b Anton Tantner: Die Häusernummerierungen. In: Sylvia Mattl-Wurm, Alfred Pfoser: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859–1942. Metroverlag Wien 2011. ISBN 978-3-99300-029-5 (formal falsche ISBN), korrigierte ISBN 978-3-9930002-9-5. Seite 263.
- ↑ [1]
- ↑ Department Mathematik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Abgerufen am 21. September 2011.
- ↑ Adress-GWR-Online Seite 12 Punkt 2.2.38 abgerufen am 3. Juni 2009
- ↑ Das Schweizer Registerharmonisierungsgesetz, Vermessungs- und Meliorationsamt Kanton Basel-Landschaft: Orientierung über Gebäudeadressen vom 24. Oktober 2008 (pdf), beide abgerufen am 4. Juni 2009
Weblinks
Commons: House numbers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage von Anton Tantner (mit „Galerie der Hausnummern“ und Weblog zur Hausnummernforschung)
- Gesetz über die Hausnummerierung im Königreich Hannover 1857 (PDF; 104 kB)
- Hausnummern weltweit (Weltbank) (PDF, 5.9 MB)
- Berliner Numerierungsverordnung vom 9. Dezember 1975
- Hinweise zur Berliner Numerierungsverordnung (PDF-Datei; 35 kB)
- Hinweise der AdV zu amtlichen Hauskoordinaten
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