- August Gottlieb Meißner
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August Gottlieb Meißner (* 3. November 1753 in Bautzen; † 18. Februar 1807 in Fulda) war ein deutscher Schriftsteller der Aufklärung und gilt als Begründer der deutschsprachigen Kriminalerzählung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Meißners Vater war Regierungsquartiermeister († 1761). Von 1764 bis 1772 besuchte er die Schule in Löbau und absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften seit dem 18. September 1772 an der Universität Wittenberg. 1774 wechselte er an die Universität Leipzig, wo er 1776 seine Studien abschloss. Während seiner Studienzeit entdeckte er eine Vorliebe für das Theater und die Poesie. Auf Drängen seiner Mutter, stellte er jedoch seine künstlerischen Anwartschaften ein und ging als Kanzleimitarbeiter nach Dresden. Hier wurde er in den Bund der Freimaurer aufgenommen. Nachdem er 1785 eine Reise durch Österreich unternommen hatte, erhielt er am 26. November desselben Jahres eine Professur für Ästhetik und klassische Literatur an der Universität Prag. 1805 ging er nach Fulda, wo er Nassauischer Konsistorialrat und Direktor des Gymnasiums illustre wurde. Diese Stellung nahm er bis zu seinem Lebensende ein.
Aus seiner 1783 mit der Hofratstochter Johanna Becker geschlossenen Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Seine Tochter Bianca vermählte sich in zweiter Ehe mit Johann Gottlob von Quandt. Der Dichter Alfred Meißner ist sein Enkel.
Literarisches Werk und Bedeutung
Sein literarisches Debüt gab August Gottlieb Meißner 1776 mit dem Text zur komischen Oper „Das Grab des Mufti oder die zwei Geizigen“, welche am 17. Januar 1779 von Johann Adam Hiller in Leipzig uraufgeführt wurde.
Große Bedeutung für die deutsche Literatur erlangte er aber erst durch seine Begründung des neuen Genres der Kriminalgeschichte. Es hatte zwar schon vorher Verbrechensdarstellungen in Form von Sensationsjournalismus und Sammlungen von Rechtsfällen gegeben, die teilweise sehr beliebt waren, die Trennung von gesetzlicher und moralischer Zurechnung einer Tat machten aber erst Meißners Erzählungen zu echten Bestsellern seiner Zeit. Meißner verlagerte den Schwerpunkt seiner Erzählungen von der Tat und der Bestrafung zu deren psychologischer und sozialer Herleitung. Der Leser wird mit dem Täter schon vor dessen krimineller Handlung bekannt gemacht und lernt die Umstände und Motive der Tat kennen und kann somit selbst zu Gericht sitzen.
Meißners Tradition der Verbrechererzählung wurde in Schillers „Verbrechen aus verlorener Ehre“ ebenso fortgesetzt, wie in Werken von Kleist. Die Blüte des Kriminalromans entfaltete sich dann im 19.Jahrhundert. Das Werk Meißners ist auch als Beitrag im Sinne der Aufklärung zu sehen, die eine „Humanisierung“ der Rechtsprechung durch Einbeziehung sozialer und psychologischer Rahmenbedingungen des Verbrechens bewirkte. So nahm schon um 1800 die Relevanz psychologischer Gutachten zu, welche auch verstärkt in die Urteilsbildung einbezogen wurden.
Meißner verfasste zahlreiche Fabeln. Eine der bekanntesten ist Die Sonne und der Wind (eigentlich Sonne und Wind) betitelt und wird oft irrtümlicherweise Johann Gottfried von Herder zugeschrieben.
Obwohl heute nur noch wenig bekannt, ist Meißners Bedeutung für die deutschsprachige Literatur nicht zu unterschätzen.
Kriminalgeschichten
Meißner veröffentlichte in seinen Skizzen über 50 Kriminalgeschichten, die sehr erfolgreich waren. Heute bieten sie außerdem noch einen guten Einblick in die damalige Zeit.
Hier einige Titel dieser Geschichten:
- "Mord aus Schwärmerey"
- "Unkeusche, Mörderin, Mordbrennerin, und doch blos ein unglückliches Mädchen"
- "Blutschänder, Feuerleger und Mörder zugleich, den Gesetzen nach, und doch ein Jüngling von edler Seele"
- "Mörder seiner Verlobten und Räuber! dann eine Zeitlang redlicher Mann; seltsam entdeckt, noch seltsamer sich selbst angebend"
Schon an den Titeln ist der Beitrag Meißners zur "Erfahrungsseelenkunde" im Geist der Aufklärung abzuleiten. Mit dem Grundsatz "In jedem Menschen steckt ein Verbrecher" wird das Menschenbild in einen sozialen Kontext gestellt.
Literatur
- August Gottlieb Meißner: Ausgewählte Kriminalgeschichten. Mit einem Nachwort hg. v. Alexander Košenina, Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert, 2004
- Franz Schnorr von Carolsfeld: August Gottlieb Meißner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 242 f.
- Karl Heinrich Jördens: Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten. Weidmannische Buchhandlung, Leipzig, 1808, Bd. 3, S. 473 (Online)
- Arnošt Kraus: August Gottlieb Meissner. In: Athenaeum. Listy pro literaturu a kritiku vědeckou. V, 5 (15. Februar 888), 125–135, 153–163
- Rudolf Fürst: August Gottlieb Meissner: Eine Darstellung seines Lebens und seiner Schriften, mit Quellenuntersuchungen. Verlag B. Behr, Berlin, 1894 u. 1900
Weblinks
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