Johann Gottlob von Quandt

Johann Gottlob von Quandt
Bildnis Johann Gottlob von Quandt. Ölgemälde von Carl Christian Vogel von Vogelstein, um 1830.

Johann Gottlob von Quandt (* 9. April 1787 in Leipzig; † 19. Juni 1859 in Dresden) war ein deutscher Kunsthistoriker und Kunstmäzen.

Leben

Sein Vater war Kaufmann und Gutsbesitzer in Wachau bei Leipzig, seine Mutter starb früh. Obwohl er weder Schule noch Universität besuchte, genoss er eine hervorragende Bildung. Er bekam Privatunterricht in der Ölmalerei, in Architektur und Gartenkunst. 1811 unternahm Quandt seine Grand Tour, eine Art Studienreise durch Italien. Zu dieser Zeit besaß er das Wissen eines Kunsthistorikers.

Ein Philosophieprofessor unterrichtete ihn in der Kantischen Philosophie. Bei einer Reise nach Annaberg begeisterten ihn Bilder aus dem Marienleben nach dem Vorbild Albrecht Dürers. In der „Zeitung für die elegante Welt“ veröffentlichte er einen Artikel darüber, der ihm weitere Aufträge einbrachte.

1815 fand er auf dem Dachboden der Leipziger Thomaskirche vier Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren und sandte Johann Wolfgang von Goethe Kreidekopien einiger Köpfe auf diesen Bildern. Goethe machte in seiner „Nachricht von altdeutschen, in Leipzig entdeckten Kunstwerken“ auf Quandts Fund aufmerksam.

Julius Schnorr von Carolsfeld, Porträt der Frau Klara Bianka von Quandt mit Laute, 1820

1819 heiratete Quandt in der Dorfkirche von Plauen bei Dresden Bianca, geb. Meißner, verw. Low, die von Elisa von der Recke erzogen worden war. Auf ihrer Hochzeitsreise nach Rom wurde ihr Haus zum Künstlertreffpunkt. Regelmäßige Gäste waren Friedrich Overbeck, Julius Schnorr von Carolsfeld, Louise Seidler, Carl Christian Vogel von Vogelstein u. v. m. Bei jedem der Künstler bestellte er ein Bild, selbstverständlich gegen Honorar.

1820, bei der Rückkehr, besuchte das Ehepaar Goethe, der sie mit vielen wichtigen Persönlichkeiten bekanntmachte. Die Quandts ließen sich nun in Dresden nieder, wo Bianca zwei Söhne zur Welt brachte und ihr Mann das Haus als Museum einrichtete, das durch einen eigenen Katalog beschrieben wurde.

1826 übernahm Quandt den Vorsitz der Sektion Malerei und Bildhauerkunst im „Verein zur Erforschung und Erhaltung vaterländischer Altertümer“ (Sächsischer Altertumsverein). 1831 legte er eine denkmalpflegerische Konzeption für das Erzgebirge vor. Dabei plädierte er für die Belassung der Kunstdenkmäler an ihren Originalstandorten.

In der Kunst sah er die Grundlage für Patriotismus und sozialen Frieden, die Vereinigung der physischen und geistigen Kräfte eines Landes („Über die Stellung der Bildenden Künstler zum Staate“, 1826).

Von 1828 bis 1833 war Quandt Vorstand des Sächsischen Kunstvereins. 1836 wurde er in den Akademischen Rat berufen, er war Ehrenmitglied der Königlichen Akademien zu Berlin und München.

1830 erwarb er das Gut Dittersbach und die Dörfer Eschdorf, Röhrsdorf (heute Dürrröhrsdorf), Rossendorf und Zeschnig. Er sorgte nicht nur durch Vorträge für die Bildung der Bauern und versuchte an der Schule Turnunterricht einzuführen (was die Obrigkeit verbot), er feierte auch mit ihnen und sorgte für Bier und Musik. Dem Wohlstand suchte er durch die Gründung einer Sparkasse aufzuhelfen. 1831/33 ließ er auf der „Schönen Höhe“ von Joseph Thürmer das „Belvedere“ erbauen, es wurde 1836/38 von Carl Gottlieb Peschel mit Fresken zu Balladen von Goethe ausgestaltet.

Literatur

  • Rainer G. Richter: Der Kunst- und Künstlerfreund Johann Gottlob von Quandt und der Maler Carl Christian Vogel von Vogelstein. In: Sächsische Heimatblätter, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege Natur und Umwelt. Heft 6/2002, S. 343-355.
  • Franz Schnorr von Carolsfeld: Quandt, Gottlob von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 11 f.
  • Rainer G. Richter: Die Beziehungen zwischen dem Kunst- und Künstlerfreund Johann Gottlob von Quandt und dem Sächsischen Hofmaler Carl Christian Vogel von Vogelstein. In: Johann Gottlob von Quandt - Goetheverehrer und Förderer der Künste. Eine Sammlung von Beiträgen. Anläßlich der Grundsteinlegung 1831 auf der „Schönhöhe“ bei Dittersbach vor 170 Jahren und der Wiedereinweihung des restaurierten Freskensaales im Belvedere Schöne Höhe, 2001

Weblinks


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