- Meißner Porzellanmanufaktur
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Meißener Porzellan (Handelsmarke: Meissener Porzellan) ist Porzellan aus der ersten europäischen und im 18. Jahrhundert lange Zeit führenden Manufaktur, die von ihrer Gründung bis zum Jahr 1863 auf der Albrechtsburg in Meißen, dann in einem eigenen Werk produzierte. 1710 als „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur“ gegründet, ging sie 1806 als "Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen“ aus dem Besitz der Krone in das Eigentum des Fiskus über. Im Zuge der verfassungsmäßigen Erneuerung des staatlichen Eigentums nannte sich das Unternehmen ab 1918 „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen“. In der DDR-Zeit war die Manufaktur dann ein Volkseigener Betrieb (VEB), und seit dem 26. Juni 1991 firmiert sie als „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH“; Gesellschafter ist der Freistaat Sachsen.
Zum Symbol für die Manufaktur sind die gekreuzten Schwerter geworden. Die Schwertermarke hatte sich ab 1731, als alle Porzellane aus Meißen mit einer Marke versehen sein mussten, gegen die AR-Marke und den Merkurstab durchgesetzt. Zur Kennzeichnung qualitativ nur bedingt brauchbarer Ware, aber auch zur Kennzeichnung sogenannter Weißware werden nach der Glasur an den Schwertermarken Schleifstriche angebracht. Die ersten Markierungen dieser Art sind auf Teilen aus der Zeit um 1764 zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erfindung des europäischen Porzellans
Der Alchemist Johann Friedrich Böttger behauptete Anfang des 18. Jahrhunderts, dass er aus wertlosen Materialien Gold herstellen könne. Als das dem sächsischen Kurfürsten August dem Starken in Dresden zugetragen wurde, ließ er Böttger in der Jungfernbastei in Dresden einsperren, um ihn Gold herstellen zu lassen. Nach einigen Jahren wurde Johann Friedrich Böttger von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus überzeugt, sich an dessen Versuchen zur Herstellung von Porzellan zu beteiligen. Die Experimente führten 1708 zur Erfindung des europäischen Porzellans. Vorausgegangen war 1707 die Erfindung des marmorierten und des roten Böttgersteinzeugs (Jaspis-Porzellan), das noch einige Jahrzehnte neben dem Porzellan hergestellt wurde. 1710 patentierte der sächsische Kurfürst August der Starke als Auftraggeber die Herstellung und versuchte, das Verfahren als Geheimnis zu hüten.
Tschirnhaus oblag in dieser Zeit zusammen mit dem Freiberger Hüttenspezialisten Gottfried Pabst von Ohain, dem Arzt Dr. Jacob Bartolomäi und dem Kammerrat Dr. Michael Nehmitz die wissenschaftliche und organisatorische Betreuung des Projekts. An diesem waren neben Böttger auch die Freiberger Hüttenleute Samuel Köhler, David Stöltzel, Johann Georg Schubert und Andreas Hoppe beteiligt. Gottfried Pabst von Ohain gebührt das Verdienst, Kaolin als den Bestandteil, der zur Herstellung von weißem (statt grauem) Porzellan erforderlich ist, beigesteuert zu haben.
Nach Tschirnhaus' plötzlichem Tod übernahm Böttger die Leitung der Forschungsarbeiten zu der neuen Entdeckung und überführte sie in eine fabrikmäßige Produktion.
Gründung und Blütezeit der Manufaktur
Mit Dekret vom 23. Januar 1710 wurde die „Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellanmanufaktur“ gegründet. Deren erste Produktionsstätte war ab Juni 1710 die Albrechtsburg. Sie bot vor allem Schutz für das Herstellungsgeheimnis des weltweit ersten Hartporzellans. Um dieses zu wahren, wurde stets nur einem kleinen Kreis von Mitarbeitern ein Bruchteil des Geheimnisses mitgeteilt. Dennoch gelang es dem geflohenen Arkanisten Samuel Stöltzel die Rezepturen nach Wien zu bringen, wo 1718 mit der Porzellanmanufaktur Augarten auch die erste Konkurrenz zum Meißener Porzellan entstand.
Dem von Böttger 1709 zusammen mit Glasur und Mahlwerk zum Patent angemeldeten „weißen Porzellan“ fehlte noch der Feldspat; es hatte deshalb einen leicht gelblichen Farbton und wurde bemalt wie das Böttgersteinzeug. Vornehmlich wurden glatte Gefäße produziert und mit den von Johann Gregorius Höroldt entwickelten Emailfarben dekoriert. Bevorzugte Motive waren Landschaften, Chinoiserien sowie gerahmtes Laub- und Bandelwerk. Um 1740 wurden die bis dahin üblichen chinesischen und japanischen Dekore von „deutschen Blumen" abgelöst. Außerdem kam das sogenannte Zwiebelmuster in Unterglasurblau auf den Markt.
Einen großen Anteil am Produktionsprogramm der Manufaktur hatte die figürliche Plastik. Schon in der Zeit August des Starken wurden neben der umfangreichen Produktion von Prunk- und Schmuckgeschirr für den Bedarf des Dresdner Hofes Miniaturen und Prunkfiguren für repräsentative und dekorative Zwecke angefertigt. Modelleur war bis 1731 J. G. Kirchner, bekannt für seine großen weißen Tiergestalten. Danach bestimmte sein Mitarbeiter und Nachfolger Johann Joachim Kändler für eine Generation nicht nur die Entwicklung der Figurenplastik in Meißen, sondern auch die anderer deutscher Manufakturen.
Eine Nachblüte erlebte die Königliche Porzellanmanufaktur von 1774 bis 1814 unter Graf Camillo Marcolini. Bekannt sind die farbig staffierten Kleinplastiken, die der französische Bildhauer und Modellmeister der Manufaktur Michel Victor Acier (1736-1799) und sein Mitarbeiter Johann Carl Schönheit (1730-1805) schufen. Außerdem wurden Biskuitfiguren hergestellt, teilweise nach klassischen Vorbildern. In dieser vom Klassizismus geprägten Epoche setzte schon vor Ende des 18. Jahrhunderts der Niedergang ein, der im Kopieren von Formen aus älteren Epochen und Nachahmen der Porzellane aus Sèvres und des Wedgwood-Steinzeuges gipfelte.
Von den Befreiungskriegen bis zur Gegenwart
Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte die Manufaktur mit großen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen. Bedeutende Aufträge seitens der von Kriegen und Schulden gebeutelten Fürstenhäuser waren rar. Die fehlende Zeitgemäßheit des Produktionsprogramms trug zusätzlich zu der schlechten wirtschaftlichen Lage bei. Goethe schrieb nach einem Besuch der Manufaktur im April 1813: „Es ist eigen und beynah unglaublich, daß man wenig darin findet, was man in seiner Haushaltung besitzen möchte.“ Er beurteilte die Ausstellung als eine „von allem, was nicht mehr gefällt und nicht mehr gefallen kann, und das nicht etwa eins, sondern in ganzen Massen zu hunderten, ja zu tausenden.“
Viele deutsche Porzellanmanufakturen mussten in dieser Zeit aufgeben. Meißen überstand jedoch die Krise und wurde 1831 als Staatsinstitut dem sächsischen Finanzministerium unterstellt. Um rationellere Arbeitsabläufe zu ermöglichen, wurde die Produktionsstätte ab 1863 von der Albrechtsburg in die neu errichteten Gebäude im Triebischtal, dem jetzigen Standort, verlagert.
Die Rückbesinnung deutscher und ausländischer Fürstenhäuser auf ihre Blütezeit schlug sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zunehmenden Bestellungen traditioneller Meißener Zier- und Geschirrporzellane in der Formensprache des Barock und des Rokoko nieder. Eine langsame Gesundung des Unternehmens setzte ein, an der das gehobene Bürgertum dieser Zeit zunehmenden Anteil hatte. Dem künstlerische Anliegen der Manufaktur war diese Entwicklung allerdings nicht förderlich. Verschönerung traditioneller Porzellane standen häufig im Vordergrund; nur manchmal gelangen Neuschöpfungen im Rahmen des sogenannten Historismus. Zu den bemerkenswerten Leistungen des 19. Jahrhunderts gehörten dagegen einige Einzelstücke, die speziell für Messen und Ausstellungen angefertigt wurden. Dazu gehörten zum Beispiel die Goethe- und Dürer-Statuetten von Christian Daniel Rauch, die impressionistischen Blumenstilleben von Julius Eduard Braunsdorf sowie die Pâte sur Pâte-Malereien nach französischem Vorbild. Der Anteil an einfachen Gebrauchsgeschirren am Produktionsvolumen nahm in dieser Zeit ständig zu. Neben beliebten Dekoren wie „Voller grüner Weinkranz“, „Gestreute Blümchen“ und „Meißener Rose“ wurde das Zwiebelmuster-Dekor zum Verkaufsschlager schlechthin.
Die geringen Erfolge auf der Pariser Weltausstellung 1900 führte zusammen mit der zunehmenden Begeisterung für die Porzellane aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen zu einem Wandel in der Geschirrgestaltung und -dekoration. Mit dezenten Inglasurfarben auf künstlerisch höherwertigem Gebrauchsporzellan orientierte man sich bewusst an den wachsenden Ansprüchen des Mittelstandes. Erste Anregungen aus dem Jugendstil kamen von Konrad Hentschel, und das später entstandene großflächige, nicht reliefierte Service „T-glatt“ bestach mit ästhetischen „Flügel- und Ahornmustern“.
Über die eigenen Anstrengungen hinaus wurde versucht, auch freie Künstler in die Porzellangestaltung mit einzubeziehen, was aber keine durchschlagenden Erfolge zeitigte. Zu den Externen gehörten auch der Architekt Richard Riemerschmid und der vielseitige belgische Maler, Graphiker und Architekt Henry van de Velde. Beide wurden jedoch in der Erwartung, auf die Geschirrgestaltungen für den Massenbedarf Einfluss nehmen zu können, enttäuscht. Auch die weiteren Jugendstilservice und -dekore von Rudolf Hentschel, Otto Voigt, Theodor Grust, Joseph Olbrich, Arthur Barth und Friedrich Offermann konnten das Zwiebelmuster nicht entthronen. Mehr Erfolg hatte der Jugendstil bei der Figurenplastik. Das von dem Berliner Bildhauer Walter Schott 1897 angekaufte Modell der Kugelspielerin war eine der in den folgenden Jahren meistproduzierten Kleinplastiken. Der Tierplastik gab Paul Kalther entscheidende Impulse; Philipp Lange und Theodor Eichler modellierten volkstümliche Gruppen und stilsichere Kleinplastiken mondäner Damen. Figuren aus dem Themenkatalog des Rokoko schuf in dieser Zeit der Münchner Bildhauer Jacob Ungerer für die Manufaktur.
Nach dem ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution übernahm Max Adolf Pfeiffer 1919 die Leitung des Betriebes. Die künstlerische Weiterentwicklung der Modellpalette war sein besonderes Anliegen. Dazu verpflichtete er den Maler, Illustrator und Plastiker Paul Scheurich, der die figürliche Porzellanplastik Meißens zu einem neuen Höhepunkt führte und weltweite Anerkennung fand. Andere freischaffend für Meißen tätige Künstler waren Max Esser, Ernst Barlach und Gerhard Marcks. Paul Börner entwickelte in den 1920er und 1930er Jahren einfache und formschöne Geschirre, die vielen Porzellanfabriken Vorbild waren.
Die Entlassung von Direktor Max Pfeiffer durch die Nazis war zwar nicht zu verhindern, jedoch gelang es, trotz Rüstungsauflagen die Produktion bis April 1945 aufrecht zu erhalten. Schon wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Fertigung wieder aufgenommen. Dabei verfolgte die Manufaktur zunächst das traditionelle Produktionsprogramm, bemühte sich aber ab den 50er Jahren auch um zeitgemäße Ausdrucksformen. Die bedeutendste Neuschöpfung gelang unter Ludwig Zepner mit dem Service-Ensemble „Großer Ausschnitt“. Unter den malerischen Verzierungen stachen das dezente Unterglasurdekor „Orchidee mit Ast in Blau“ von Heinz Werner sowie die Aufglasurdekore „Mandelbäumchen“, „1001 Nacht“ und „Blütenreigen“ von Heinz Werner und Rudi Stolle hervor. Neuschöpfungen bei Tafelaufsätzen und Darstellungen aus der Bühnenkunst steuerte Peter Strang bei.
1969 wurde Karl Petermann zum Direktor ernannt, der die Koexistenz traditioneller und freier künstlerischer Ausdrucksformen in den Vordergrund seiner Bemühungen stellte. Auch nach der Wiedervereinigung gehören zum Produktionsprogramm sowohl zeitgenössische Figuren, Gefäße und Geschirre als auch Neuausformungen klassischer Modelle des 18. Jahrhunderts sowie Geschirre mit Weinlaub- und Zwiebelmusterdekor.
Geschichte des Markenzeichens
Durch die in Wien entstehende Konkurrenz erkannte man die Notwendigkeit, das Porzellan zweifelsfrei identifizieren zu können. Angeregt von den Kaisermarken (nien-hao) auf chinesischem Porzellan, die allerdings nicht vorrangig den Herstellungsort, sondern die Herstellungsperiode markieren, entwickelte man eine Manufakturmarke, die auf das Porzellan aufgetragen wird. Diese Marke entwickelte sich bis heute zu den weltbekannten „Gekreuzten Schwertern“. Schon in den ersten Jahren versuchte man ein solches Markenzeichen zu entwickeln, doch erst die Einführung der blauen Unterglasurfarbe im Jahre 1720 bot einen hohen Schutz, der Fälschungen und Nachahmungen weitgehend ausschließt.
Diese Markierung führte man von nun an per Handmalerei auf, doch gab es immer noch keine einheitliche Orientierung. Die Zeichen wurden nur unregelmäßig und nach den Wünschen der Auftraggeber und Käufer aufgetragen. Die am häufigsten genutzte Marke war das Monogramm „AR“ von Friedrich August I. (genannt „August der Starke“), Kurfürst von Sachsen und als August II. König von Polen. Dieses Monogramm leitet sich von „Augustus Rex“, zu deutsch „König August“, ab.
Später erhoffte man sich mit der Kennzeichnung des Porzellans durch Schwerter den Durchbruch, was auch gelang. Neben dem gekreuzten Schwerterpaar waren bis etwa 1730 auch Buchstabenfolgen üblich, wie zum Beispiel K.P.M. für „Königliche Porzellan-Manufaktur“, M.P.M. für „Meissener Porzellan-Manufaktur“ oder K.P.F. für „Königliche Porzellan-Fabrik“. Daneben gab es noch verschiedene andere Buchstabenkombinationen. Jedoch ab 1731 hatte sich die Marke „Gekreuzte Schwerter“ auf Grund einer schriftlichen Anordnung vom kurfürstlichen Hof in Dresden durchgesetzt.
Die Schwerter fielen zunächst sehr unterschiedlich aus; ihre Merkmale variierten und wiederholten sich mit den Jahren, was eine zeitliche Bestimmung manchmal erschwert. Die typische "Knopfschwertermarke" mit ihren knopfförmigen Knäufen erschien Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde bis 1924 in Variationen beibehalten. Ab 1924 gab es dann die korrekt gezeichneten, zueinander gebogenen Schwerter ohne Knäufe, die bis 1934 einen zusätzlichen Punkt zwischen den Klingen hatten. Die Individualität früherer Perioden war damit endgültig beendet.
Die Registrierung der Marken der Porzellan-Manufaktur erfolgte nach der Einführung des Reichsgesetzes zum Markenschutz in Deutschland am 20. Mai 1875. Die Handelsmarken „Böttgersteinzeug“ und „Meissener Porzellan“ wurden 1919 und 1985 registriert.
Rohstoffgewinnung – die Kaolingruben Aue und Seilitz
Das für die Versuche zur Herstellung von Meißener Porzellan benötigte Kaolin wurde anfangs hauptsächlich aus einem Vorkommen nahe Aue bezogen. Bereits 1698 wurden hier umfangreiche Kaolinvorkommen entdeckt, die ab 1700 durch die im Besitz von Veit Hans Schnorr von Carolsfeld befindliche „Weiße St. Andreas Fundgrube“ abgebaut wurden. Benötigt wurde das Kaolin, die sogenannte „Schnorrsche Erde“, insbesondere zur Farbenherstellung in den umliegenden Blaufarbenwerken. Im Zuge der Versuche zur Porzellanherstellung mussten 1708 alle sächsischen Bergämter Proben weißer Tonerde nach Dresden einsenden. Deren Untersuchungen zeigten die besondere Eignung des Kaolins der „Weiße St. Andreas Fundgrube“ zur Porzellanherstellung, die dadurch zum alleinigen Rohstofflieferanten für die 1710 gegründete königliche Porzellanmanufaktur Meißen avancierte. Für die Grube galten strenge Sicherheitsvorschriften: Berg- und Fuhrleute waren zur Geheimhaltung verpflichtet, Betriebsfremde durften die Grube nicht betreten bzw. befahren (dieses Gebot wurde erst 1838 gelockert). Zudem durfte das Auer Kaolin nicht mehr zur Blaufarbenherstellung verwendet und ebenso wenig exportiert werden. Das Strafmaß sah bei Zuwiderhandlungen sogar den Tod durch Erhängen vor. Im Abbau und der Aufbereitung waren zeitweise 30-40 Bergleute beschäftigt. Anfang des 19. Jahrhunderts erschöpften sich die Vorkommen der Lagerstätte, nachdem die Grube zwischen 1713 und 1815 etwa 6.500 Tonnen Kaolinit nach Meißen geliefert hatte. Nach weiteren Erkundungen konnten bis 1851 (letzte Lieferung) nochmals etwa 1.500 Tonnen gefördert werden. Danach galt die Lagerstätte als vollständig abgebaut, so dass die staatliche Porzellanmanufaktur den Betrieb 1855 einstellen ließ.[1]
Bereits über 100 Jahre vorher, ab 1750, ließ die Porzellanmanufaktur weitere Kaolinlager in Sachsen erkunden. 1764 entdeckte ein Bauer, der im Nebenberuf als Blaumaler bei der Manufaktur beschäftigt war, beim Pflügen ein Kaolinvorkommen in Seilitz, nur wenige Kilometer von Meißen entfernt. Teile des Vorkommens der bis zu 13 m mächtig anstehenden „Seilitzer Erde“ erwiesen sich als für die Porzellanherstellung besonders geeignet. Sie übertreffen bis heute alle anderen bekannten Vorkommen im Weißgrad, da es sich einerseits um ein primäres Vorkommen handelt (keine Umlagerung des Kaolins nach der Entstehung) und das Kaolin durch eine umgebene Gesteinsschicht von Wasser- und Metalloxideinspülungen geschützt wird. Noch im Jahr der Entdeckung setzte in Seilitz der Abbau im Tagebau ein, 1825 wurde zum Tiefbau übergegangen. Die Meißener Manufaktur war seit 1814 im alleinigen Besitz der Seilitzer Abbaurechte. Die Kaolingrube Seilitz ist bis heute alleiniger Rohstofflieferant für die Herstellung von Meißener Porzellan. Die Gewinnung beläuft sich auf ca. 150 bis 300 Tonnen Rohkaolin pro Jahr, wobei der Abbau aufgrund der Weichheit des Materials manuell mit Hacke, Schaufel und Bohrhammer erfolgt.[2] Im Abbau selbst sind 2 Bergleute beschäftigt, die Grube gilt somit als kleinstes aktives und ältestes noch in Betrieb stehendes Kaolinbergwerk Europas.[3]
Persönlichkeiten rund um das Meißener Porzellan
- Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Vordenker und ein Erfinder des europäischen Porzellans
- Johann Friedrich Böttger, ein Erfinder, führte die fabrikmäßige Porzellanherstellung ein
- Johann Gregorius Höroldt, Porzellanmaler, Gestalter und Farbentwickler
- Heinrich Gottlieb Kühn, Erfinder des Glanzgoldes und der Schillerfarben
- Friedrich August Köttig, Erfinder des Meißener Lasursteinblaus
- Johann Joachim Kändler, Porzellangestalter
- Camillo Marcolini, kursächsischer Politiker und Leiter der Manufaktur
Künstler der Manufaktur des 20./21 Jh.
- Heinz Werner (Porzellankünstler), seit 1957 bis zu seinem Ausscheiden Dekorgestalter in der Manufaktur.
- Ludwig Zepner, 1948 Eintritt in die Zeichenschule der Staatlichen Porzellanmanufaktur, 1960 Gründungsmitglied der Abteilung Künstlerische Entwicklung der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen
- Peter Strang, seit 1968 als Plastiker angestellt, ab 1993 künstlerischer Leiter der Manufaktur
- Olaf Fieber, ab 1987 als Porzellangestalter tätig, seit 2006 freiberufliche künstlerische Tätigkeit.
Dekorarten
- Reliefzierate und ausgeschnittene Verzierungen: Geripptes Design, Ozier-Relief (Sulkowski-Ozier), Brandenstein-Relief, Marseille-Relief, Ausgeschnittene Verzierungen, Brühlsches Allerlei
- Indische Dekore in bunter Aufglasurmalerei: Alter reicher Löwe, Kakiemon-Porzellan (Drachenmuster), Tischchenmuster, Fels- und Vogelmalerei, Indisch-Purpur und Indisch-Grün
- Indische Dekore in Unterglasurblau: Strohblumenmuster, Zwiebelmuster, Fels- und Vogelmalerei,
- Blumendekore: Holzschnittblumen, Deutsche Blumen, Marcolini-Blumen, Manieristische Blumen (Meißener Rose, Streublümchen), Naturalistische Blumen, Wiesenblumen, Orchidee mit Ast in blau
- Kranz-, Girlanden- und Fadendekore: Weinlaub, Blumenkranz, Festonmuster, Blätterkantenmuster
- Streifendekore
- Aquatinta
Rosen in Marcolini-Manier (Hausmalerei?)
Siehe auch
- Bürgerlich Meißen: siehe Teichert-Werke
Einzelnachweise
- ↑ zur Geschichte des Auer Kaolinbergbaus siehe Otfried Wagenbreth: Der Kaolinbergbau in der „Weißenerdezeche Weißer St. Andreas“ bei Aue/Erzgeb. in: Sächsische Heimatblätter Heft 2/2004, S. 138-152
- ↑ zur Kaolingewinnung in Seilitz siehe http://www.diera.de/content/start/index.php?pid=119&pbid=99
- ↑ Sächsisches Oberbergamt / Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Der Bergbau in Sachsen. Jahresbericht 2007. Freiberg 2008, S. 29
Literatur
- Helmut Reibig (Hrsg.): Otto Walcha Meissner Porzellan. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dresden: Verlag der Kunst, 1973. 443 S. mit 259 teilweise farbigen Abb.
- Reimo Gareis: Meissner Porzellan. Eine Begegnung.: Dieter Krone Verlag, 2004. 64 S. mit zahlreichen farbigen Abb. ISBN 3-933241-98-7 (Eine populäre aber informative Kurzeinführung in die Geschichte und Herstellungstechnik des Meissener Porzellans)
- Günther Sterba: Gebrauchsporzellan aus Meissen. Edition Leipzig, 1988, ISBN 3-361-00193-5.
- Bettina Schuster: Meissen. Orbis Verlag, München 1996, ISBN 3-572-00811-5.
- Ingelore Menzhausen: Alt-Meißner Porzellan in Dresden. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1988, ISBN 3-362-00142-4.
- Caren Marusch-Krohn: Meissener Porzellan 1918-1933 - Die Pfeifferzeit. Edition Leipzig, 1993, ISBN 3-361-00402-0.
- Edition Leipzig: Schöne Dekore auf Meißener Porzellan. Leipzig, 2001, ISBN 3-361-00529-9.
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1973, ISBN ???, Band 16, S. 16.
Weblinks
51.15555555555613.466111111111Koordinaten: 51° 9′ 20″ N, 13° 27′ 58″ O
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