August Scholtis

August Scholtis

August Scholtis (* 7. August 1901 in Bolatitz; † 26. April 1969 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, der auch unter dem Pseudonym Alexander Bogen publizierte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

August Scholtis wurde in Bolatitz im Hultschiner Ländchen (Oberschlesien) geboren, einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg an den neu gegründeten tschechoslowakischen Staat fiel. Aus einer Landarbeiterfamilie kommend wuchs er weitgehend als Autodidakt auf, wurde zunächst Maurer und arbeitete dann als Kammerdiener und Sekretär für den Außenpolitiker Karl Max Fürst Lichnowsky.

Später arbeitete er in Güterverwaltungen, Banken und Behörden und kam schließlich, nach einigen Jahren Arbeitslosigkeit, 1929 als Schriftsteller und Journalist nach Berlin. Dort entstand in wenigen Wochen sein erster Roman Ostwind, der 1932, kurz vor Hitlers Machtantritt im Januar 1933, im angesehenen S. Fischer Verlag erschien und eine Sensation auf dem Buchmarkt wurde. (Dieser Roman hatte noch Jahrzehnte später überaus prägenden Einfluss auf Günter Grass, der sich in seinem Roman Die Blechtrommel widerspiegelt.) Die Thematik der Oberschlesischen Aufstände und des Helden Kaschpar Theophil Kaczmarek brachte eine völlig neue Sprache in die Literaturszene hinein. Es folgten die Romane Baba und ihre Kinder sowie Jas, der Flieger, die beide bei dem jüdischen Verleger Bruno Cassirer erschienen. Die zeitgenössische Kritik lobte Scholtis als erzählerisches Naturtalent von ungewöhnlicher Sprach- und Bildkraft.

Im Nationalsozialismus schlug er sich – mitunter durchaus unkritisch und systemnah – in Berlin durch. Dass Scholtis, wie er selbst immer wieder behauptete, sieben Jahre Schreibverbot gehabt haben soll (von 1933 bis 1934 und von 1941 bis 1945), ist unwahrscheinlich. Glaubhaft ist, dass er nach 1933 für etwas über ein Jahr nicht publizieren konnte, weil er sich zunächst geweigert hatte, der Reichsschrifttumskammer beizutreten. Es ist auch richtig, dass im Jahre 1941 in der nationalsozialistischen Zeitschrift Die Weltliteratur ein massiver Angriff gegen ihn gestartet worden war. Zu einem formellen Schreibverbot führte diese Attacke wahrscheinlich nicht. So publizierte er verschiedene Beiträge in der nationalsozialistischen Wochenzeitung Das Reich.[1]

Nach Kriegsende wurde Scholtis’ Die Begegnung. Zwei Erzählungen (Vorwerk-Verlag, Berlin & Darmstadt 1940) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]

Scholtis versuchte ein Comeback und schrieb Erzählungen, Novellen, Essays und Reisebeschreibungen, musste aber rasch erkennen, dass die Zeit für „Heimatliteratur“ aus dem deutschen Osten vorbei war. Er schrieb seine Lebenserinnerungen unter dem Titel Ein Herr aus Bolatitz. 1959 wurde ihm der Andreas-Gryphius-Preis verliehen.

Anfang der 1960er Jahre machte sich Scholtis für eine Verständigung mit Polen und der Tschechoslowakei stark und verfasste einen populären Reisebericht, der an einigen Stellen die Bedeutung des Kommunismus recht positiv beschreibt.

August Scholtis starb am 26. April 1969 in Berlin. Er wurde auf dem Friedhof Heerstraße in einem Ehrengrab der Stadt Berlin im Feld 6-B-9 beigesetzt. Sein Nachlass befindet sich in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

Werke (Auswahl)

  • Nachruf (1927)
  • Ostwind (1933)
  • Baba und ihre Kinder (1934)
  • Jas, der Flieger (1935)
  • Das Eisenwerk (1938)
  • Schlesischer Totentanz. Erzählungen (1938)
  • Die mährische Hochzeit (1940)
  • Die Begegnung. Zwei Erzählungen (1940)
  • Die Fahnenflucht (1948)
  • Die Zauberkrücke (1948)
  • Ein Herr aus Bolatitz (1959)
  • Reise nach Polen. Ein Bericht. (1962)
  • Schloß Fürstenkron. Roman. Herausgegeben von Horst Bienek (August 1987)
  • August Scholtis: Erzählungen, Dramen, Romane. Ausgewählt, hrsg. und kommentiert von Joachim J. Scholz. (Berlin 1991/1992)
  • August Scholtis: Briefe, Teil I und II. Ausgewählt, hrsg. und kommentiert von Joachim J. Scholz. Berlin (1991/1992)
  • August Scholtis: Feuilletonistische Kurzprosa. Ausgewählt, hrsg. und kommentiert von Joachim J. Scholz (Berlin 1993)

Literatur

  • Hedwig Gunnemann u.a.: August Scholtis. Werk- und Nachlassverzeichnis; Texte und Materialien. Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1993, ISBN 3-923293-43-7.
  • Wolfgang Koeppen: Mein Freund August Scholtis, Nachwort zu August Scholtis: Jas der Flieger (Bibliothek Suhrkamp; 961). Suhrkamp, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-518-01961-9.
  • Wojciech Kunicki: „Ostwind“ von August Scholtis. In: Hendrik Feindt (Hrsg.): Studien zur Kulturgeschichte des deutschen Polenbildes, 1848–1939. Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03664-8, S. 194–212.
  • Bernd Witte (Hrsg.): August Scholtis 1901-1969. Modernität und Regionalität im Werk August Scholtis. Lang, Frankfurt/M.2004, ISBN 3-631-52187-1.
  • Marek Zybura: August Scholtis (1901-1969. Untersuchungen zu Leben, Werk und Wirkung. Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-506-79837-5.
  • Marek Zybura: Ein großer Lump und Antichrist ...? August Scholtis (1901–1969). In: Ders.: Querdenker, Vermittler, Grenzüberschreiter. Beiträge zur deutschen und polnischen Literatur- und Kulturgeschichte. Neisse-Verlag, Dresden 2007, ISBN 978-3-934038-87-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 544.
  2. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-s.html

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