Promagistratur

Promagistratur

Ein Promagistrat ist eine Person, die mit der Autorität und Handlungsfähigkeit eines Magistrats agiert, ohne selbst ein behördliches Amt innezuhaben. Eine juristische Innovation der Römischen Republik, wurde der Promagistrat erfunden, um Rom mit Gouverneuren für überseeische Territorien zu versorgen, anstatt jedes Jahr mehr Beamte zu wählen. Promagistrate wurden durch einen Beschluss des römischen Senats, das senatus consultum, bestimmt. Wie alle Beschlüsse des Senats, konnten diese durch die Comitia verworfen werden, wie das Beispiel der Ersetzung von Quintus Caecilius Metellus Numidicus durch Gaius Marius im Jugurthinischen Krieg zeigt.

Ein Promagistrat war üblicherweise entweder Proquästor (der anstelle eines Quästors handelte), Proprätor (der anstelle eines Prätors handelte) oder Prokonsul (der anstelle eines Konsuls handelte). Ein Promagistrat hatte die gleiche Autorität wie der vergleichbare Magistrat, wurde von der gleichen Anzahl Liktoren begleitet, und hatte im allgemeinen autokratische Macht innerhalb seiner Provinz, territorial oder nicht. Promagistrate hatten üblicherweise das Amt, an dessen Stelle sie auftraten, bereits innegehabt, obwohl dies nicht verpflichtend war.

Die Institution des Promagistrats entwickelte sich, weil die Römer es unbequem fanden, weitere normale Magistrate zu bestellen, um die neuerworbenen überseeischen Besitzungen zu verwalten. Daher übernahmen sie die Praxis, eine Person zu bestimmen, die anstelle oder für (pro) einen Magistraten (magistratu) agierte; ein Promagistrat war wörtlich ein Stellvertreter. Später, als Pompeius prokonsularisches imperium gegeben wurde, um gegen Quintus Sertorius zu kämpfen, machte der Senat deutlich, dass er nicht tatsächlich zum Promagistrat ernannt worden war: er war ernannt worden, nicht um anstelle eines Konsuls (pro consule), sondern namens der Konsuln (pro consulibus) zu handeln.

Das römische rechtliche Konzept des imperium bedeutete, dass ein damit ausgestatteter Magistrat oder Promagistrat absolute Macht innerhalb der Kompetenz seines Amtes hatte. Ein Promagistrat mit imperium, dem eine Provinz zur Verwaltung gegeben war, hatte folglich absolute Macht innerhalb des Aufgabenbereichs eines Gouverneurs dieser Provinz (tatsächlich verwies das Wort provincia sowohl auf das Amt und die Jurisdiktion des Gouverneurs als auch auf das Gebiet, das er beherrschte). Ein Provinzgouverneur hatte fast völlig unbeschränkte Macht, und erpresste damit oft enorme Summen von der Provinzbevölkerung (zumal er auch völlige Immunität vor Strafverfolgung während seiner Amtszeit hatte). Es wurde sogar üblich für Provinzgouverneure, kontinuierlich die Wahl in dieses Amt zu suchen, um Untersuchungen wegen Erpressung und Bestechung zu vermeiden – berühmte Beispiele sind Gaius Verres und Lucius Sergius Catilina).

Aufgrund der fast grenzenlosen Macht hochrangiger Promagistrate bezeichnet man heute hochrangige Beamte als Prokonsul, die ein Territorium ohne Rücksicht auf lokale politische Institutionen regieren (also nicht gewählt sind und die lokalen Stellen verdrängen). Eines der prominentesten Beispiele dafür ist Douglas MacArthur, dem nach dem Zweiten Weltkrieg enorme Macht gegeben wurde, um in Japan Reformen durchzuführen und die Wiederherstellung des Landes in die Wege zu leiten, und der gelegentlich als der amerikanische Prokonsul von Japan bezeichnet wurde.


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