Augusteische Schwelle

Augusteische Schwelle

Augusteische Schwelle ist ein in jüngster Zeit vor allem vom Politikwissenschaftler Herfried Münkler verwendeter Begriff, der den Übergang von einem instabilen, gefährdeten zu einem dauerhaft gesicherten Zustand eines Imperiums bezeichnet.

Nach Münklers Definition haben langlebige Imperien diese Schwelle überschritten, indem sie die Peripherie ihres Machtbereichs an den Errungenschaften und am Wohlstand ihres Zentrum teilhaben ließen. Langlebige und stabile Imperien wie etwa das Römische Reich und das Kaiserreich China seien nach einer Phase der Expansion zu einer Konsolidierungsphase übergegangen, wobei es ihnen gelungen sei, die Säulen der politischen, ökonomischen, militärischen und ideologischen Macht auszubalancieren.

Münkler lehnt sich eng an die Überlegungen Michael W. Doyles an. Er weist als mustergültiges Beispiel auf die Zeit des Augustus hin, der die Pax Romana, den Römischen Frieden, für das gesamte Römische Reich gesichert habe. Anderen Imperien, wie etwa dem Steppenreich der Mongolen oder den Seereichen der Spanier und Portugiesen, sei dieser Übergang nicht gelungen, da ihnen keine langfristige Konzeption zu Grunde gelegen habe.[1]

Münkler erläutert den Begriff auch im Rahmen der Diskussion, ob der derzeitig einzigen Weltmacht USA der Sprung über die „augusteische Schwelle“ gelingen könne und welche Konsequenzen sich daraus für die EU ergäben. Dabei stelle sich allerdings die Frage, ob der Begriff Imperium auf die USA überhaupt anwendbar sei, zumal kein „demokratisches Imperium“ längere Phasen durchstehen könne, in denen die Aufrechterhaltung der Ordnung mehr koste als sie einbringe.

Münkler definiert den Begriff „Imperium“ wie folgt:

Imperien sind mehr als große Staaten; sie bewegen sich in einer ihnen eigenen Welt. Staaten sind in eine Ordnung eingebunden, die sie gemeinsam mit anderen Staaten geschaffen haben und über die sie daher nicht allein verfügen. Imperien dagegen verstehen sich als Schöpfer und Garanten einer Ordnung, die letztlich von ihnen abhängt und die sie gegen den Einbruch des Chaos verteidigen müssen. Der Blick in die Geschichte der Imperien zeigt, dass sprachliche Wendungen wie die von der 'Achse des Bösen' oder den 'Vorposten der Tyrannei' nichts Neues und Besonderes sind. - Während Staaten an den Grenzen anderer Staaten Halt machen und es ihnen selbst überlassen, ihre inneren Angelegenheiten zu regeln, mischen sich Imperien in die Verhältnisse anderer ein, um ihrer Mission gerecht zu werden. Deshalb können Imperien auch sehr viel stärker Veränderungsprozesse in Gang setzen, während die Ordnung der Staaten durch einen strukturellen Konservatismus geprägt ist.[2]

Literatur

  • Michael Doyle: Empires. Princeton 1986.
  • Herfried Münkler: Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten. Berlin 2005 (auch bei der bpb erschienen).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. Münkler, Imperien, S. 112ff.
  2. Münkler, Imperien, S. 8.

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