- Purchasing Managers Index
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Der Purchasing Managers Index (PMI), auch „ISM Manufacturing Index“ oder „ISM-Einkaufsmanagerindex“, ist der wichtigste und verlässlichste Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Er wird vom Institute for Supply Management (ISM), eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation mit Sitz in Tempe (Arizona), veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
Konzept
Der Purchasing Managers Index (PMI, auch ISM Manufacturing Index) ist ein gewichteter Index aus fünf von zehn Subindizes (Gewichtung in Klammern): Auftragseingang (30 Prozent), Produktion (25 Prozent), Beschäftigung (20 Prozent), erhaltene Lieferungen (15 Prozent) und Lagerbestand (10 Prozent). Für jede Antwort der Umfrage liefert der Report On Business den Prozentsatz, die Nettodifferenz zwischen der Anzahl der positiven Antworten zur Wirtschaft und der negativen Rückmeldungen sowie den Diffusionsindex (Stimmungsindikator).
Das Business Survey Committee setzt sich gemäß der Standard Industrial Classification (SIC), dem Klassifikationsschema für unterschiedliche Industriezweige, zusammen, die auf dem Anteil jeder Branche zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) basiert. In der Standard Industrial Classification sind zwanzig Branchen aus verschiedenen geographischen Regionen der USA vertreten.
Zu den Stärken des Index gehören die aktuelle Information über die Herstelleraktivität, die Auswahl von 20 produzierenden Industrien und die Koppelung des Index an Veränderungen des BIP. Zu den Schwächen zählen die Nichterfassung der Lohn- und Gehaltskomponente sowie von technologischen Veränderungen oder Produktionseffizienz. Auch die Limitierung der Antworten auf drei Möglichkeiten (langsamer, schneller und unverändert) gehört zu den Kritikpunkten.[1]
Der ISM Manufacturing Index (ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe) ist ein wichtiger und verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Allerdings muss berücksichtigt werden, das die Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes in den USA nur noch 11,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2010 betrug und dieser Wirtschaftssektor im BIP seit Jahrzehnten an Bedeutung verloren hat, was sich unter anderem in Produktionsverlagerungen ins Ausland und dem Handelsbilanzdefizit dokumentiert.[2]
Befragung
Wirtschaftsbranchen
Die Umfrage basiert auf 20 verschiedenen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes:[3]
Nahrungsmittel, Tabak, Textil, Bekleidung, Holz und Holzprodukte, Möbel, Papier, Druckereien und Verlage, Chemische Produkte, Mineralöl, Kautschuk- und Plastikerzeugnisse, Leder, Glas, Steine und Zuschlagstoffe, Grundmetalle, Metallerzeugnisse, Industrie- und gewerbliche Ausrüstungen sowie Computer, Bauteile und elektronische Ausrüstungen, Transport und Ausrüstungen, Fotografische Geräte und Ausrüstungen.
Sonstige: Schmuck, Spielwaren, Sportausstattung, Musikinstrumente und andere.
Themenbereiche
Die Einkaufsmanager US-amerikanischer Unternehmen werden derzeit zu folgenden zehn Themen befragt:[3]
- Auftragseingang
- Auftragsbestand
- Auftragseingang im Export
- Importe
- Produktion
- Erhaltene Lieferungen
- Lagerbestand
- Kundenbestand
- Beschäftigung
- Preise
Saisonbereinigung
Viele der Subindizes weisen markante Saisonmuster auf, die auf saisonale Wettereinflüsse, soziale Gegebenheiten und die unterschiedliche Zahl an Arbeitstagen oder Ferien in den einzelnen Monaten zurückzuführen sind. Zur Beurteilung konjunktureller Entwicklungstendenzen sind erst saisonbereinigte Indizes aussagekräftig. Die Saisonbereinigung des Purchasing Managers Index erfolgt in Anlehnung an das Institute for Supply Management indirekt durch die Saisonbereinigung der Subindizes. Für die Bereinigung der Zeitreihen werden für jeden Monat sogenannte Saisonfaktoren ermittelt, welche die jeweiligen Originalwerte modifizieren, um die saisonbereinigten Daten zu erhalten.
Bewertung
Der Purchasing Managers Index (PMI) bildet die Entwicklung der US-amerikanischen Industrieproduktion ab. Ein Wert von 50 wird als neutral, ein Wert von über 50 Punkten als eine steigende und ein Wert von unter 50 Punkten als eine rückläufige Industrieproduktion angesehen. Der Index hat im Durchschnitt einen Vorlauf vor der tatsächlichen Industrieproduktion von drei bis sechs Monaten.
Die Finanzmärkte reagieren sensibel auf unerwartete Veränderungen des Index, er wird als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung wie auch aufkommende Inflation empfunden. PMI, Consumer Confidence Index und University of Michigan Consumer Sentiment Index gehören wie beispielsweise auch der Case-Shiller-Index, der FHFA House Price Index oder der Ölpreis zur Gruppe der Indikatoren, deren Entwicklung die Aktienindizes erkennbar beeinflussen.
Geschichte
Historischer Überblick
Das Institute for Supply Management (ISM), eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation mit Sitz in Tempe (Arizona), veröffentlicht jeweils am ersten Arbeitstag des Monats den Report On Business für die verarbeitende Industrie der USA mit dem Purchasing Managers Index (PMI) als das Kernelement. Der Bericht sammelt die Daten einer Umfrage von Einkaufsleitern von 400 Industrieunternehmen und wird, abgesehen von einer Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges, seit 1931 publiziert.
Das heutige Prinzip des PMI wurde 1982 von Theodore Torda, einem Ökonomen des US-Handelsministeriums, entwickelt. Früher wurde der Indikator unter dem Namen NAPM-Index publiziert. Im Mai 2001 beschlossen die Mitglieder des 1915 gegründeten nationalen Einkaufsmanagerverbands NAPM (National Association of Purchasing Management), den Namen des Verbands in Institute for Supply Management (Institut für Versorgungsmanagement) zu ändern.
Das Allzeithoch des Purchasing Managers Index wurde im Juli 1950 mit 77,5 Punkten ermittelt. Werte über 70 Punkte erzielte der Index nur noch im Dezember 1972 mit 70,5 Punkten und im Januar 1973 mit 72,1 Punkten. Im Mai 1980 markierte der PMI mit 29,4 Punkten ein Allzeittief. Im Verlauf der folgenden Rezession von 1980 bis 1982 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA beispielsweise 1982, dem Tiefpunkt des konjunkturellen Abschwungs, real um 2,0 Prozent (zum Vergleich: 1932 schrumpfte das BIP während der Weltwirtschaftskrise real um 13,0 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag 1982 bei 9,7 Prozent (1932 = 24,1 Prozent) und die Anzahl der Arbeitslosen bei 10,7 Millionen (1932 = 12,1 Millionen).[4]
Werte von knapp über 30 Punkten erzielte der Index im Dezember 1974 mit 30,9 Punkten, im Januar 1975 mit 30,7 Punkten und im Juni 1980 mit 30,3 Punkten. Die wirtschaftliche Erholung nach der Rezession 1990 bis 1991 prophezeite der Index zwei Monate im Voraus, die Erholung von 1999 (Ende der Asienkrise) vier Monate vorher. Im Dezember 2008 sank der Purchasing Managers Index mit 33,3 Punkten auf den tiefsten Stand seit Juni 1980. Mit der Erholung der US-Wirtschaft stieg auch der PMI. Im Februar 2011 wurde ein Wert von 61,4 Punkten ermittelt.
Im August 2011 fiel der Purchasing Managers Index mit 50,6 Punkten auf das Niveau von Juli 2009. Das Barometer lag damit nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Sorge vor einem Einbruch der US-Konjunktur und dem erneuten Rückfall in die Rezession, auch Double-Dip genannt, nahm zu.[5]
Jährliche Entwicklung
Die Daten des Purchasing Managers Index werden vom Institute for Supply Management monatlich nicht berichtigt. Eine Revision wird am Jahresanfang, meistens für mehrere Jahre durchgeführt, nachdem das Handelsministerium der Vereinigten Staaten die saisonale Bereinigung mit unterstützt hat. Die folgende Tabelle zeigt die jährlichen Höchst- und Tiefststände des bis 1948 zurückgerechneten PMI.[6]
Jahr Höchststand Tiefststand Schlussstand 1948 53,0 35,0 35,0 1949 57,3 31,3 57,3 1950 77,5 59,1 67,1 1951 69,3 42,1 46,5 1952 60,4 36,7 55,8 1953 59,4 35,6 35,6 1954 63,8 37,4 63,8 1955 69,5 62,0 65,6 1956 60,2 44,2 52,7 1957 53,6 36,8 36,8 1958 62,7 33,4 60,5 1959 68,2 48,3 58,2 1960 61,5 42,6 44,3 1961 64,2 43,6 64,2 1962 61,1 49,5 57,2 1963 59,8 54,0 54,0 1964 63,3 57,1 62,4 1965 64,9 58,1 62,8 1966 65,8 52,4 52,4 1967 55,6 42,8 55,6 1968 58,1 51,8 56,1 1969 57,1 52,0 52,0 1970 51,1 39,7 45,4 1971 57,6 47,9 57,6 1972 70,5 58,6 70,5 1973 72,1 57,8 63,6 1974 62,1 30,9 30,9 1975 55,5 30,7 54,9 1976 61,5 51,7 56,6 1977 59,8 53,9 59,8 1978 62,2 55,0 59,4 1979 58,5 44,8 44,8 1980 58,2 29,4 53,0 1981 53,5 36,1 37,8 1982 42,8 35,5 42,8 1983 69,9 46,0 69,9 1984 61,3 50,0 50,6 1985 52,0 47,1 50,7 1986 53,4 48,0 50,5 1987 61,0 52,6 61,0 1988 59,3 54,6 56,0 1989 54,7 45,1 47,4 1990 50,0 40,8 40,8 1991 54,9 39,2 46,8 1992 55,7 47,3 54,2 1993 55,8 49,6 55,6 1994 59,4 56,0 56,1 1995 57,4 45,9 46,2 1996 55,2 45,5 55,2 1997 57,7 53,1 54,5 1998 53,8 46,8 46,8 1999 58,1 50,6 57,8 2000 56,7 43,9 43,9 2001 46,3 40,8 45,3 2002 53,6 47,5 51,6 2003 60,1 46,1 60,1 2004 61,4 56,2 57,2 2005 57,2 51,0 54,9 2006 55,8 50,4 52,0 2007 52,6 49,0 49,0 2008 51,1 33,3 33,3 2009 56,4 35,7 56,4 2010 60,4 55,1 58,5 2011¹ 61,4 50,6 ¹ 31. Oktober 2011
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Markt-Daten.de: ISM - Index, verarbeit. Gewerbe
- ↑ U.S. Bureau of Economic Analysis: Value Added by Industry as a Percentage of Gross Domestic Product
- ↑ a b Dexia: Institute for Supply Management
- ↑ University of Wisconsin-La Crosse: Unemployment, Inflation, and Productivity
- ↑ Die Welt: Die nächste Panik-Attacke kommt aus den USA, vom 1. August 2011
- ↑ Institute for Supply Management: Purchasing Managers Index seit 1948
Kategorien:- Volkswirtschaftliche Kennzahl
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