- Qaramita
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Die Qaramita (arabisch قرامطة, DMG Qarāmiṭa), auch Karmaten oder Qarmaten, waren eine auf Hamdan Qarmat (890–906) zurückgehende, messianische und recht radikale schiitische Gruppierung des 9., 10 und 11. Jahrhunderts, die ebenso wie die Fatimiden zu den Ismailiten zählt.
Gemeinsam mit seinem Bruder Abdan begann Hamdan Qarmat, vermutlich ein nabatäischer Bauer, in den späten 870er Jahren, als ismailitischer Missionar (dāʿī) im Irak Araber und Nabatäer um sich zu versammeln, und positionierte sich dabei politisch wie religiös sowohl gegen die Abbasiden als auch gegen die zeitgleich entstehende Bewegung der Fatimiden.
Die Gemeinschaft erhielt vor allem von Bauern, kleinen Handwerkern und dem städtischen Proletariat große Unterstützung. Sie hielt zwar Toleranz und Gleichheit hoch, dennoch wurden schwarze Sklaven (Zandsch) in Gemeinschaftssklaverei gehalten. Fasten und Gebete gehörten nicht zur religiösen Praxis. In ihrem Glauben verschmolzen ein aus altiranischen Religionen stammender Dualismus und Sonnenkult mit dem Islam, woraus die mystisch-philosophische Bruderschaft der Ichwan as-Safa („Brüder der Reinheit“) entstand. Auf Grund dessen, aber auch wegen ihres Mahdi-Glaubens gelten die Qarmaten für die meisten Muslime als ungläubig.[1]
Nach mehreren Aufständen im Irak musste Hamdan Qarmat nach Syrien abwandern und das abbasidische Kalifat begann, die Qarmaten militärisch zu unterdrücken. 906 konnten die Qarmaten von den Abbasiden besiegt und aus dem nördlichen Irak und Syrien verdrängt werden. Nur das nordsyrische Salamiyya konnte sich behaupten.
Um 894 siedelten sich die Qarmaten unter ihrem Führer Abu Said al-Dschannabi (reg. bis 913) in Bahrain und al-Ahsa an. Bis ca. 899 hatten sie den gesamten Nordosten der Arabischen Halbinsel unter ihre Kontrolle gebracht und einen eigenen Staat gegründet, welcher ab 977 von einem aus sechs Männern bestehenden Ältestenrat geführt wurde. Diese „Qarmaten-Republik“ basierte auf dem Grundsatz der Gleichheit und weitgehender Gütergemeinschaft.
Die Auseinandersetzungen mit den Abbasiden rissen derweil nicht ab. Die Qarmaten, welche einen eigenen Gegenkalif erhoben, unternahmen mehrere Feldzüge in den Südirak (Kufa, Basra) und den Jemen, an die Küste von Fars, nach Syrien, Palästina, Westarabien und Oman, wobei sie zeitweise große Gebiete besetzten (Oman von 931 bis 934) und immer wieder auch mit den Fatimiden in Konflikt kamen. 930 wurde sogar Mekka von Abu Tahir Sulayman ibn Abi Said (reg. 917–944) erobert und der Schwarze Stein der Kaaba entführt. Dieser wurde erst 951 gegen ein hohes Lösegeld nach Mekka zurückgebracht. Immer wieder überfielen die Qarmaten Pilgerzüge, die sich auf dem Weg nach Mekka befanden, und richteten Massaker an.
Erst im späten 11. Jh. gelang im Auftrag der Abbasiden die Zerschlagung des unabhängigen Qarmatenstaates in Bahrain und al-Ahsa, wo 1078 die Dynastie der Uyuniden die Macht übernahm.
In Chorasan und im Jemen entstanden einzelne Qarmatengemeinden. In Indien existierte ein Quarmatenstaat in Multan.
Mit dem Ende des 11. Jahrhunderts war die Bedeutung der Qarmaten weitgehend zurückgegangen; die meisten Anhänger hatten sich mittlerweile anderen Strömungen des Islams zugewandt.
Einzelnachweise
- ↑ Burchard Brentjes: Unter Halbmond und Stern. Der Islam – Religion, Weltanschauung oder Lebensweise. Union Verlag, Berlin 1980, S. 110 f
Literatur
- Peter Priskil: Die Karmaten oder Was arabische Kaufleute und Handwerker schon vor über 1000 Jahren wußten: Religion muß nicht sein. Ahriman Verlag, Freiburg 2007. ISBN 3-89484-606-2
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