- Mahdi
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Der Mahdi (arabisch المهدي, Partizip Passiv mit der Bedeutung „geführt“, „geleitet“ bzw. „der Rechtgeleitete“) ist nach traditionell islamischer Glaubensauffassung der von Gott gesandte Messias, der in der Endzeit das Unrecht auf der Welt beseitigen wird. Im Koran finden sich keine klaren Aussagen über einen Messias, der am jüngsten Tag auftreten soll. Dennoch ist der Glaube an die Wiederkunft des Mahdi sowohl ein zentraler Bestandteil der schiitischen Konfession, als auch in den chiliastischen Erwartungen im sunnitischen Islam verbreitet und wird entsprechend in den kanonischen Traditionssammlungen in Form von Hadithen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Bedeutung des Begriffes
Al-Mahdi war im 7. Jahrhundert zur Zeit der Umayyaden-Dynastie ein ehrenvoller Titel für einen gerechten oder frommen Herrscher; Anfang des 8. Jahrhunderts begann der Begriff, zusätzlich zu seiner politischen, eine zunächst geringe religiös-messianische Bedeutung zu erhalten.[1]
Es gibt die auf Hadithen beruhende Auffassung, dass der Mahdi die Menschen erfolgreich zum Glauben an Gott führen wird, gegen Dadschal kämpfen und diesen töten wird. Unter „Dadschal“ wird das personifizierte Böse verstanden und weist Ähnlichkeit mit dem „Antichristen“ oder „Verführer“ und anderen für die „Endzeit“ in der Bibel, Offenbarung des Johannes beschriebene Personen auf. So soll der Dadschal z. B. auch Wunderzeichen tun.
Ein Mahdi ist eine Person, die direkt von Allah geleitet wird. Dies sind in hohem Maße nur Propheten. Während Ahmadi-Muslime glauben, dass der Mahdi einen spirituellen und intellektuellen Dschihad führen wird, erwarten andere islamische Gruppen einen Mahdi, der den Islam im bewaffneten Kampf wieder erstarken lässt.
Erscheinungsformen
Isa Sohn der Maria (Jesus von Nazareth)
Im Koran erhielt nur Isa (d.h. Jesus von Nazaret) den Titel Mahdi bzw. Messias. (z. B. Sure 3:44-49, 4:170-174) Die Mehrheit der Sunniten setzt ihn daher auch mit dem erwarteten Mahdi gleich, andere lehnen dies ab.
Nachkomme Mohammeds
Allgemein herrscht Einigkeit, dass es sich beim Mahdi nicht um Mohammed, den Stifter des Islams, handeln wird, nach schiitischer Auffassung jedoch, über seine Tochter Fatima und ihren Ehemann Ali, zumindest um einen seiner Nachkommen.
Verborgener Imam - Muhammad al-Mahdi
Den Imamiten oder Zwölfer-Schiiten, der größten Gruppe der Schiiten gilt der Verborgene Imam als Mahdi. Dieser soll dereinst zurückkommen und die Welt retten und ist eine typische messianische Gestalt. Die Imamiten kennen zwölf Imame. Laut mündlichen Überlieferungen sind elf Imame eines unnatürlichen Todes gestorben. Der Mahdi, der einzige Überlebende der zwölf Imame, sei als junger Mann verschwunden. Muhammad al-Mahdi gilt als der verborgene Imam und lebt im Verborgenen weiter. Der letzte Imam soll über vier Generationen hinweg noch über Botschafter mit der Gemeinde Kontakt gehalten haben - diese Zeit nennen die Schiiten die "kleine Abwesenheit" (al-ghaibat as-sughra). Im Jahre 941 christlicher Zeitrechnung habe er sich gänzlich zurückgezogen, seit dem dauert die Periode der "großen Abwesenheit" (al-ghaibat al-kubra) an. Die Schiiten warten auf seine Wiederkunft. Die Verfassung des Iran von 1979 bezeichnet den Zwölften Imam als eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in seiner Stellvertretung bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit.
Personen, die für sich in Anspruch nahmen, der Mahdi zu sein
In der Vergangenheit gab es eine Reihe von Personen, die von sich behaupteten, der Mahdi zu sein und als solcher anerkannt wurden.
Ibn Tumart
Ibn Tumart (1077–1130) begründete im heutigen Marokko die Almohaden-Dynastie.
Der Bab
Der Bab, mit bürgerlichen Namen Sayyid Ali Muhammad – Religionsstifter des Babismus – interpretierte die Mahdi-Vorstellung der Schiiten insofern um, als er im erwarteten Zwölften Imam einen rein sprirituellen Erneuerer ohne weltlichen Machtanspruch sah. Ab 1844 beanspruchte er selbst dieser Erneuerer zu sein und begründete damit eine neue Zeitrechnung. Der Bab lehrte das unmittelbar bevorstehende Kommen eines „noch größeren“ Gottesgesandten, den „Gott offenbaren“ würde. Die meisten seiner Anhänger sahen diese Prophezeiungen in Baha’u’llah erfüllt, wurden ab 1863 dessen Anhänger und bezeichneten sich fortan nach ihm als Bahai.
Muhammad Ahmad
Als Mahdi bezeichnete sich auch Muhammad Ahmad, der Führer des Mahdi-Aufstandes in Sudan. Muhammad Ahmad stellte sich 1881 an die Spitze einer Aufstandsbewegung gegen die ägyptische Besetzung Sudans. Die Wirren in Ägypten im Zuge der Urabi-Bewegung begünstigten die Ausbreitung seiner Idee. Nach der Niederschlagung der Urabi-Bewegung strömten ihm neue Anhänger zu. Von 1881 bis 1898 schufen diese in Sudan einen eigenen Staat. Berühmt wurde dieser Mahdi durch die Eroberung Khartums am 26. Januar 1885. Dabei kam Charles George Gordon ums Leben. Wenige Monate nach der Eroberung Khartoums starb Muhammad Ahmad. Seinem Nachfolger und engstem Vertrauten Abdallahi ibn Muhammad, mit dem Titel Kalif, gelang es, das gesamte Gebiet Sudans zwischen den Provinzen Darfur im Westen, Suakin im Osten (ohne die Stadt), Dongola im Norden und Bahr al-Ghazal im Süden zu erobern. Gegen ihn wurde ein britisch-ägyptisches Expeditionskorps unter Horatio Herbert Kitchener in Marsch gesetzt, das die Sudanesen am 2. September 1898 in der Schlacht von Omdurman besiegte.
Mirza Ghulam Ahmad
Mirza Ghulam Ahmad, der Begründer der Ahmadiyya, hat sich 1890 als der prophezeite Mahdi und Messias bezeichnet. Mirza Ghulam Ahmad erklärte den (religiös motivierten) Dschihad für abgeschafft, worin sich die pazifistische Haltung der Ahmadiyya begründet. Daraus begründete er sein Amt als Messias und Mahdi des Islams, des Christentums, des Judentums sowie alle anderen Weltreligionen (z.B. Hinduismus als Avatara des Krishna). Durch diesen Anspruch wurde er von vielen sunnitischen Gelehrten zum Apostaten erklärt. Außerdem soll Gott ihm mitgeteilt haben, dass Jesus lange nach der Kreuzigung, die er überlebte, eines natürlichen Todes starb und in Kaschmir, Indien, begraben sei.
Wallace Fard Muhammad
Wallace Fard Muhammad, Führer des Nation of Islam, erklärte sich im Juli 1930 zum Mahdi.
Weitere
In der osmanischen Provinz Tunesien kam bei einem Bürgerkrieg 1702 Ibrahim al-Sharif als ein erklärter Mahdi an die Macht, bevor er 1705 von Husain I. ibn Ali abgelöst wurde.
Zum Widerstand gegen die französische Herrschaft in Algerien zählte in den 1830er Jahren der islamische Theologe Emir Abd al-Qadir, der sich gegen die Franzosen wenig durchsetzen konnte, da die Moslems unter sich zerstritten waren. Sein Hauptgegner war Muhammad b. Abd Allah al-Baghdadi, ein erklärter Mahdi, der als Protest gegen Steuerzahlungen einen Aufstand gegen den Emir anführte.[2]
Siehe auch
Literatur
- David Cook: Studies In Muslim Apocalyptic. In: Studies in Late Antiquity and Early Islam. 21, Darwin Press, Princeton 2002, ISBN 978-0-87850-142-7.
- Mariella Ourghi: Schiitischer Messianismus und Mahdī-Glaube in der Neuzeit. Ergon-Verlag, Würzburg 2008, ISBN 978-3-89913-659-3.
- Denis MacEoin: The Messiah of Shiraz. Studies in Early and Middle Babism. In: Iran Studies. 3, Brill, Leiden 2009, ISBN 978-9-00417-035-3.
Weblinks
- Mariella Ourghi: Agitator des letzten Kampfes, SZ vom 26. März 2008
- Heinz Halm: Die Wiederkehr des Mahdi – eine zentrale Vorstellung innerhalb der im Iran tonangebenden schiitischen Denomination des Islam. In ders.: Der schiitische Islam. Von der Religion zur Revolution. München 1994, S. 47–50 im Internet Archive
Einzelnachweise
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