- Quartvorhalt
-
Quartvorhalt ist ein Begriff aus der Harmonielehre. Die Quarte (4. Ton von einem Grundton) gilt als dissonantes Intervall.
Entstehung
Vor der Auflösung in eine Konsonanz (= Terz) entsteht ein Spannungsaufbau durch Vorhalten der Quarte in Bezug zum Grundton der Zwischenharmonie oder dem Grundton der Ausgangstonart. Dazu ist zu sagen, dass nicht die in der Tat dissonante Quarte zum Grundton des in Rede stehenden Akkordes vorgehalten wird, sondern, dass diese Quarte aktiv die konsonante Terz zum Grundton vor(-ent-)hält.
Beispiel
Zwei Beispiele in C-Dur:
Hier wird zum Schluss der Kadenz die Terz des Tonikadreiklangs vorenthalten, der Quartvorhalt wird vorbereitet durch die vorhergehende Subdominante. Der fragliche Ton f ist in ihr enthalten.
In diesem Beispiel wird der Spannungsbogen verlängert, indem die Terz der Dominante vorenthalten wird. Auch hier findet eine Vorbereitung durch die Subdominante statt.
Der Quartvorhalt kann sich wie in den obigen Beispielen direkt in die Dur- oder Mollterz zu diesem Grundton auflösen (entspannen) oder über einen einfachen bzw. doppelten Kleinterzsprung abwärts zur Terz des Grundtones einpendeln, um den Spannungsbogen zu verlängern. Ebenso gängig ist die Auflösung mittels einer Schlussfloskel, die sich häufig in der Barockmusik findet.
Verwendung
Der Jazz entdeckte die spezielle Klangqualität eines nicht aufgelösten Dreiklangs mit Quartvorhalt. Prominentes Beispiel aus der Experimentierphase mit diesem Klang ist Maiden Voyage von Herbie Hancock: das Stück besteht ausschließlich aus solchen sus4-Akkorden (sus: engl. abgekürzt suspended). Allerdings ist auf Grund der neuen, vertikalen Betrachtungsweise der Begriff „Vorhalt" nicht mehr angemessen; der vorenthaltene Ton wird nicht erreicht, vielmehr etabliert sich der Klang als schwebende, wohlige Dissonanz. Besonders gut eignet sich der sus4 in pentatonischen Stücken, da er Bestandteil dieser Skala ist.
Wikimedia Foundation.