RSD-10

RSD-10
mobile Startrampe MAZ-547V
abschussbereite Startrampen (Zeichnung)

Die RSD-10 Pioner (russisch РСД-10 Пионер) war eine sowjetische mobile ballistische Mittelstreckenrakete zum Transport von nuklearen Gefechtsköpfen. Sie konnte einen 1-Megatonnen-Sprengkopf (entsprechend 75 Hiroshima-Bomben) je nach Modell zwischen 600 und 5000 km weit befördern (mod 1). Spätere Modelle waren auch fähig, bis zu 3 MIRV-Sprengköpfe zu je 150 Kilotonnen zu transportieren (mod 2). Der NATO-Codename war SS-20 Saber. Im GRAU-Index trugen ihre Versionen die Bezeichnungen 15Ж45 (15Sch45), 15Ж45-УТТХ (15Sch45-UTTCh) und 15Ж53 (15Sch53). Durch die Stationierung sah insbesondere der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt das strategische Gleichgewicht in Europa gefährdet. Es folgte der sogenannte NATO-Doppelbeschluss, der somit indirekt durch die SS-20 ausgelöst wurde.[1]

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Waffe sollte die älteren Raketen des Typs R-12 (SS-4) und R-14 (SS-5) ersetzen. Nach ihrer Indienststellung 1976 wurden 495 Raketen an 29 verschiedenen Orten stationiert. Die Raketen wurden zum Teil in Silos stationiert. Der größte Teil der Systeme war aber mobil auf dem 12×12-Transport- und Startfahrzeug TELAR MAZ-547V untergebracht. Von diesem Fahrzeug konnten die Raketen mit einer minimalen Vorwarnzeit von 5 bis 15 Minuten gestartet werden. Insgesamt wurden 654 Lenkwaffen sowie 500 Transport- und Startfahrzeuge hergestellt.

Die Stationierung dieser Waffen diente der NATO als Begründung für ein eigenes Aufrüstungsprogramm aufgrund des sogenannten NATO-Doppelbeschlusses.

Nach Angaben des deutschen Bundesministeriums der Verteidigung verfügte die Sowjetunion im September 1983 über 39 Stellungen mit 351 einsatzbereiten SS-20-Raketen. Diese könnten maximal 1053 nukleare Gefechtsköpfe tragen. 243 Raketen seien in den westlichen sowjetischen Militärbezirken Weißrussland, Karpaten und Ural aufgestellt. Der am 8. Dezember 1987 in Washington unterzeichnete INF-Vertrag führt 470 stationierte Raketen in der Sowjetunion auf.[2]

Im Gegensatz zu Interkontinentalraketen (ICBM) konnten mit der RSD-10 nur Ziele in Europa, nicht aber in den kontinentalen USA angegriffen werden. Allerdings lagen auch Ziele in der Volksrepublik China, Korea und Alaska in potentieller Reichweite. Auch die RSD-10-Verbände gehörten den Strategischen Raketentruppen der Sowjetarmee an.[3]

Bis Mai 1991 wurden alle 405 stationierten Raketen im Rahmen des INF-Vertrags (Intermediate-Range Nuclear Forces) von 1987 zerstört und teilweise durch Topol-Raketen ersetzt. Die letzte Rakete wurde von der UdSSR am 12. Mai 1991 verschrottet.[4]

Die SS-20 gilt als das leistungsstärkste jemals hergestellte Mittelstreckensystem, bei keinem einzigen Start gab es eine Fehlfunktion. Auch ist die 15Sch53-Lenkwaffe als einzige ihrer Klasse mit einem MIRV-Gefechtskopf bestückt.

Übersicht Varianten der RSD-10

RSD-10 mit MIRV
System RSD-10 Pioner RSD-10 Pioner-UTTCh RSD-10 Pioner-3
NATO-Code SS-20 Saber mod 1 SS-20 Saber mod 2 SS-X-28
Lenkwaffe 15Sch45 15Sch53 15Sch45UTTCh
Einführungsjahr 1975 1980 Entwicklung gestoppt
Länge 16,49 m 17,00 m
Rumpfdurchmesser 1790 mm
Flügelspannweite 2900 mm
Gewicht 37.000 kg unbekannt
Nutzlast 1500 kg 1700 kg 1300 kg
Sprengkopf 1 RV mit 500 oder 1000 kT 3 MIRV mit je 150 kT 3 MIRV mit je 50 oder 75 kT
Einsatzreichweite 5000 km 5400 km 5500-7000 km
Steuerung Trägheitsnavigationsplattform
Treffergenauigkeit (CEP) 550 m 400 m 450-1000 m

Siehe auch

Literatur

  • JANE'S STRATEGIC WEAPON SYSTEMS Edition 2000 Jane's Verlag
  • Russian Strategic Nuclear Forces by Frank von Hippel, Pavel Podvig
  • Landgestützte sowjetische/russische ballistische Lenkwaffen DTIG - Defense Threat Informations Group, Juli 2005

Weblinks

 Commons: RSD-10 Pioneer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/nachkriegszeit/kalter_krieg/nato_doppelbeschluss.jsp
  2. TREATY BETWEEN THE UNITED STATES OF AMERICA AND THE UNION OF SOVIET SOCIALIST REPUBLICS ON THE ELIMINATION OF THEIR INTERMEDIATE-RANGE AND SHORTER-RANGE MISSILES
  3. Paul Bracken, The Command and Control of Nuclear Forces, Yale University Press 1983, S. 155.
  4. http://www.wdr.de/radio/wdr2/westzeit/detail.phtml?id=333980

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