Raid gegen Zeebrügge und Ostende

Raid gegen Zeebrügge und Ostende
Raid gegen Zeebrügge und Ostende
Teil von: Erster Weltkrieg (Seekrieg)
Wracks der versenkten Blockschiffe in der Hafeneinfahrt von Zeebrügge, April 1918.
Wracks der versenkten Blockschiffe in der Hafeneinfahrt von Zeebrügge, April 1918.
Datum 22. April10. Mai 1918
Ort Ärmelkanal
Ausgang Teilerfolg, da die Auslaufwege der U-Boote nicht dauerhaft blockiert werden konnten
Konfliktparteien
Befehlshaber
Roger Keyes unbekannt
Truppenstärke
75 Schiffe, 1700 Mann Landungstruppen unbekannt
Verluste
alle Blockschiffe, ca. 200 Tote, 300 Verwundete unbekannt

Der Raid gegen Zeebrügge und Ostende war ein Kommandounternehmen der Royal Navy gegen die im deutschbesetzten Teil Belgiens liegenden Häfen Zeebrügge und Ostende. Ziel war die Neutralisierung beider Häfen durch die Versenkung von Blockschiffen in den Seekanälen beider Häfen, um das Auslaufen der U-Boote zu verhindern. Zeebrügge und Ostende waren die Endpunkte dieser Seekanäle, die Brügge (die im Landesinneren gelegene U-Bootbasis in Flandern) mit der Nordsee verbanden.

Die Neutralisierung der deutschen U-Boot-Basen im besetzten Belgien war eines der Hauptziele der Dritten Flandernschlacht vom 31. Juli bis 6. November 1917. Der ursprüngliche Plan, vom Ersten Seelord John Jellicoe schon 1917 ausgearbeitet, sah die Besetzung beider Häfen vor. Nachdem aber seitens des Heeres kein Durchbruch durch die deutschen Linien erzielt werden konnte, sollte die Royal Navy die Ausgänge der Seekanäle mit zementgefüllten Blockschiffen sperren um die U-Bootgefahr zu bannen. Als Blockschiffe wurden alte geschütze Kreuzer – welche im modernen Seekrieg nicht mehr einsetzbar waren – aus den 1890er Jahren verwendet. Hierzu wurden folgende Kräfte zusammengezogen:

In der Swin-Mündung
  • Kreuzer HMS Vindictive, die Fähren Iris II und Daffodil zur Bekämpfung der Molenbatterie in Zeebrügge
  • Kreuzer HMS Thetis, HMS Intrepid und HMS Iphigenia als Blockschiffe für Zeebrügge
  • Kreuzer HMS Brilliant und HMS Sirius als Blockschiffe für Ostende
In Dover
  • 16 Zerstörer als Bedeckung für Zeebrügge, 2 Zerstörer für Ostende und die Monitore HMS Erebus und HMS Terror samt 3 Zerstörern zur Bekämpfung der Fernkampfbatterien in Zeebrügge.
  • die U-Boote HMS C1 und HMS C3 zur Zerstörung des Molenviadukts in Zeebrügge.
In Dünkirchen
  • Monitore HMS Marshal Soult, HMS Lord Clive, HMS Prince Eugene, HMS General Cranford, HMS M24, HMS M26 und HMS M21 sowie als Bedeckung 12 Zerstörer zur Bekämpfung der Ostende-Batterien.

Von deutscher Seite lagen an der Mole Zeebrügge die Torpedoboote S 53, S 63 und V 69 der Z-Flottille Flandern, sowie die kleinen Torpedoboote A 27, A 30, A 43 und A 49.

Die Gesamtoperation auf britischer Seite leitete der Chef der Dover-Patrol Admiral Roger Keyes.

Ein erster Versuch zur Blockade der Seekanäle scheiterte am 11. April 1918 wegen des schlechten Wetters. Dabei strandete allerdings das Küstenmotorboot HMS CMB 33 an der deutsch besetzten Küste. Die an Bord befindlichen Operationspläne fielen der deutschen Seite in die Hand und es konnten entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Der Blockversuch traf also auf eine vorbereitete Abwehr. Am 14. April 1918 scheiterte ein weiterer Versuch wegen eines Wetterumschwungs.

Erst im dritten Anlauf in der Nacht vom 23./24. April 1918 konnte ein Teilerfolg gegen Zeebrügge erzielt werden. Das U-Boot HMS C3 konnte durch einen Torpedotreffer den stählernen Molenviadukt zerstören und die Kreuzer HMS Brillant und HMS Sirius wurden als Blockschiffe an den dafür vorgesehenen Stellen versenkt – allerdings konnten der Auslaufweg nicht vollständig gesperrt werden, da beide Schiffe durch Stromversetzung nur zum Teil die Fahrrinne blockierten. Ebenso konnte die entscheidende Molenbatterie nicht durch das Landungskorps von Kreuzer HMS Vindictive niedergekämpft werden. Beim Kampf um die Molenbatterie zeichnete sich deutscherseits besonders der Torpedobootsmatrose Hermann Künne von S 53 aus, der den Führer des Landungskorps mit seinem Bordmesser attackierte, tödlich verwundete und dabei fiel. Der Zerstörer HMS North Star sank im Abwehrfeuer der Torpedoboote und der Hafenbatterien.

Der Angriff gegen Ostende konnte wegen des schlechten Wetters wiederum nicht durchgeführt werden.

Eine weiterer Versuch zur Blockierung Ostendes scheiterte am 27. April 1918 erneut wegen des schlechten Wetters. Wegen der günstigen Mondphase und der Tidenverhältnisse wurde die Aktion auf den 9. Mai 1918 verschoben.

Eingesetzt wurden bei diesem Versuch folgende Kräfte:

  • Blockschiffe: HMS Vindictive, HMS Shappo (ist aber wegen Maschinenschadens ausgefallen)
  • Monitore: HMS Prince Eugene, HMS Erebus, HMS Terror, HMS Sir John Moore, HMS M23, HMS M25 und HMS M27
  • 18 Zerstörer und 10 CMB (Coastal-Motor-Boat)

Der Beschießungsverband wurde auf dem Anmarsch von den deutschen kleinen Torpedobooten A 8 und A 11 gesichtet, die aber nichts dagegen unternahmen und ihn auch nicht meldeten.

Der Blockversuch scheiterte, da die HMS Vindictive im Abwehrfeuer der Hafenbatterien aufgelaufen und vorzeitig festgekommen war und deshalb gesprengt werden musste. Der Zerstörer Warwick, das Führerboot Admiral Keyes, lief auf eine Mine und musste eingeschleppt werden.

Literatur

  • Preston, Antony: Kreuzer. Ihre historische Entwicklung von 1880 - 1990, Motorbuch-Verlag, 1991, ISBN 3-613-01322-3
  • Fock, Harald: Z-vor! Bd. 1 Torpedoboote und Zerstörer im Einsatz 1914-139, Koehler, 1989, ISBN 3-7822-0207-4
  • Ryheul, Johan: Marinekorps Flandern. 1914 - 1918, E. S. Mittler, 1997, ISBN 3-8132-0541-X

Weblinks

 Commons: Raid gegen Zeebrügge und Ostende – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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