- Rasterbrille
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Bei einer Rasterbrille (auch: Lochbrille oder Gitterbrille) werden keine optisch wirksamen Gläser, sondern schwarze Plastikscheiben verwendet, die in Form eines Gittermusters („Raster“) mit winzigen Löchern durchbohrt sind. Sie besitzt keine korrigierende refraktive Wirkung.
Inhaltsverzeichnis
Arten der Rasterbrillen
Es werden folgende Typen von Rasterbrillen angeboten:
- mit ganzflächigem Raster (durchgehende Löcher),
- mit quadratischem Raster (quadratische Ausstanzungen),
- mit pyramidalem Raster (in gewölbten Scheiben pyramidenförmig angeordnete Löcher)
- mit "bifokalem" Raster (verschiedenen Lochgrößen).
Nutzen und Wirksamkeit
Die Hersteller und Befürworter von Rasterbrillen propagieren folgenden Nutzen, der durch ihr Tragen entstehen soll:
- optische Fehlsichtigkeiten, wie Kurz- oder Weitsichtigkeit sollen "wegtrainiert" werden können,
- die Sehschärfe beim Blick durch die kleinen Löcher soll sich deutlich verbessern,
- die äußeren Augenmuskeln sollen durch die erforderlichen sakkadierten Bewegungen gestärkt werden,
- es sollen positive Auswirkungen auf Augenerkrankungen, wie den Grünen Star oder den Grauen Star, feststellbar sein,
- die Rasterbrille sei als Sonnenbrille besonders für Personen geeignet, die eine Vollspektrum-Sonnenbrille benötigen, weil sie durchlässig für UV-Strahlung sei.
Bislang ist keinerlei wissenschaftlicher Nachweis darüber erbracht, dass sich das Tragen einer Rasterbrille auf das objektive Ausmaß einer wie auch immer gearteten Ametropie auswirkt. Weder eine Kurzsichtigkeit noch eine Weitsichtigkeit werden dadurch in ihrer Stärke verändert. Ebenso wie das Augentraining ist eine Wirksamkeit dieser Methode zur Verminderung oder gar Beseitigung einer Fehlsichtigkeit daher wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Die Augenmuskeln sind die bei weitem aktivste Muskelgruppe im menschlichen Körper. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie permanent kleinste Bewegungen (Sakkaden) ausführen müssen, um dem Phänomen der Lokaladaption entgegenzuwirken. Dies geschieht mit einer durchschnittlichen Frequenz von 1-3 Bewegungen pro Sekunde. Eine durch ein Lochraster erzwungene, sakkadenförmige Bewegung zum "Trainieren" der Augenmuskulatur ist schon deshalb vollkommen überflüssig. Ein anerkannter Nachweis einer positiven Wirkung auf die Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates ist zudem bislang nicht erbracht worden.
Eine therapeutische Auswirkung auf andere Augenkrankheiten wurde bisher ebenfalls nicht nachgewiesen. Der seitens der Hersteller angeführte Vorteil der Durchlässigkeit von UV-Licht wird von Kritikern gerade als Nachteil beschrieben, da jegliches UV-Licht schädlich für die Augen sei. Normale Sonnenbrillen schützen deshalb nahezu vollständig gegen UV-Strahlung [1]. Ein weiterer Nachteil der Rasterbrillen liegt in der massiven Einschränkung des Gesichtsfeldes, sowie der Herabsetzung der Helligkeit und daraus folgend des Kontrasts.
Es ist jedoch zu erwähnen, dass sich beim Blick durch die kleinen Öffnungen tatsächlich die Schärfe des gesehenen Bildes erhöhen kann. Dieses Phänomen beruht auf dem Prinzip der stenopäischen Lücke und entsteht durch die Ausschaltung störender Randstrahlen (sphärische Aberration). Ein Effekt ist die Erhöhung der Schärfentiefe, vergleichbar mit der Wirkung einer Lochblende bei einer Kamera, den man sich in der ophthalmologischen Diagnostik zunutze macht. Insgesamt ist jedoch die so erzielte, temporäre Verbesserung der Sehschärfe im täglichen Leben mit sehr wenig praktischem Nutzen verbunden, besteht doch eine große Einschränkung des Gesichtsfeldes, die mit deutlichen Defiziten hinsichtlich einer sicheren Orientierung im Außenraum einhergeht. Sowohl Kritiker als auch Hersteller und Vertreiber selbst raten deshalb strikt davon ab, Rasterbrillen bei Tätigkeiten zu tragen, für die eine reaktionsschnelle und hochwertige visuelle Wahrnehmung benötigt wird, z.B. beim Autofahren oder der Handhabung von Maschinen.
Ist das Ausbleiben einer erhofften Reduzierung von Fehlsichtigkeiten allenfalls mit einer mehr oder weniger großen Enttäuschung für Rasterbrillenträger verbunden, so ist die Inaussichtstellung eines wirksamen therapeutischen Einflusses auf ernste Augenerkrankungen als grob fahrlässig zu bewerten. Augenärzte raten deshalb dringend vom Tragen einer Rasterbrille ab, da ein dauerhafter Nutzen nicht erkennbar ist, Schädigungen offenbar jedoch sehr wohl möglich sind.[2]
Risiken
Der Aufbau einer Rasterbrille birgt das Risiko zur Dekompensation eines latenten Schielens in sich, da durch die sehr kleinen Löcher die so genannte Fusion erschwert und beeinträchtigt wird, die zur Aufrechterhaltung des binokularen Einfachsehens notwendig ist. Dies kann die Wahrnehmung von Doppelbildern und eine behandlungsbedürftige Schielerkrankung zur Folge haben.
Siehe auch
Quellen
- Zeitungsbericht in der Zeitschrift "Stern" 13/2000 s.136
- Russell Patera: Pinhole glasses? The Physics Teacher -- February 2006 -- Volume 44, Issue 2, p. 122
Einzelnachweise
- ↑ Wittenberg S, Pinhole eyewear systems: a special report. J Am Optom Assoc. 1993 Feb;64(2):112-6 PMID8436795
- ↑ Protokoll der Pressekonferenz der 38. Wiesbadener Tagung des Bundesverband der Augenärzte, 19. November 1998 - Rasterbrillen - Training oder Täuschung?
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