Rathaus Brilon

Rathaus Brilon
Rathaus
Innenansicht Erdgeschoss
Rathaus Rückseite

Das Briloner Rathaus am Marktplatz von Brilon ist ein Gebäude, dessen Errichtung auf das Jahr 1250 zurückgeht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wahrscheinlich wurde 1217 mit dem Bau begonnen. [1] Es gehört zu den ältesten Rathäusern Deutschlands. [2]

Das Gebäude diente in der Zeit der Hanse als Gildehaus. Einheimische Handwerker und Krämer sowie auch fremde Kaufleute boten hier ihre Waren an. Am 7. Februar 1574 beschloss der Rat, unter dem Rathaus einen Bierkeller einzurichten, in dem Jeder, der sich als Brauer einschrieb dort ein Fass Bier aufstellen durfte. Durchreisende und Fremde sollten die Möglichkeit haben, Bier und Brot zu bekommen.[3] Die Größe des Gebäudes (etwa 52 Meter lang) unterstreicht die Bedeutung der Stadt als Handelsplatz.[4] Unter den gotischen Bögen am Eingang war der Tagungsort des Kurfürstlichen Gogerichtes.[5]

Beim Umbau um das Jahr 1750 durch Johannes Matthias Kitz wurde die Fassade in barocken Formen umgestaltet. Die gotischen Spitzbögen blieben erhalten. Seitdem erfuhr es eine Vielzahl von Nutzungen: Schule, Krankenhaus, Gefängnis, Polizeistation und Verwaltungsgebäude. [6]

Im oberen Stockwerk lagen im vorderen Teil, dem Marktplatz zugewandt, der große und der kleine Curiasaal. In dem kleinen Raum fanden üblicherweise die Beratungen des Magistrats statt, im großen Saal tagte am Martinstag der Kürrat, um den neuen Magistrat zu wählen. Der Saal diente auch der Repräsentation beim Empfang von Würdenträgern. Es ist urkundlich belegt, das im 18. Jahrhundert Bildnisse der Kurfürsten hier hingen. Vermutlich liegt der heutige Bürgersaal in etwa an der Stelle des ehemaligen großen Curiasaales.[7]

Im hinteren Teil des oberen Stockwerkes hatte das kurfürstliche Gericht in Brilon in zwei Räumen seinen Sitz. Ein Zimmer war für den amtierenden Richter bestimmt, ein anderes wohl für den Gerichtsschreiber und die Registratur. Von diesem Gericht wurden schwerwiegende Kriminalfälle abgeurteilt. Die Vollstreckung der Urteile war Aufgabe der Stadt. Für Vollsteckungen von Todesstrafen war ein eigener Henker vorhanden. Der Galgen befand sich auf einer Anhöhe westlich der Stadt. Die letzten Todesurteile wurden um 1750 vollstreckt, eine Frau und zwei junge Männer wurden wegen Diebstahls hingerichtet.

Vor dem Rathaus am Petrusbrunnen befand sich der Pranger, in alten Aufzeichnungen wird er als Gerichtsstock bezeichnet. Es wird 1806 erwähnt, dass er einen neuen Anstrich bekommen hatte. Entehrende Bloßstellungen sind mehrfach in städtischen Akten überliefert.[8]

In den 1970er Jahren befand sich im Rathaus das Heimatmuseum mit Bezug auf Heimat- und Stadtgeschichte.[9]

Ausstattung der Frontseite

Petrusfigur

Im Bildstock aus dem Jahre 1688 über der breiten Freitreppe und im Giebel werden die mittelalterlichen Stadtsiegel dargestellt. Das Standbild zeigt Sankt Petrus, den Schutzpatron der Stadt. Die Inschrift im Sockel lautet:

„eXsVrglt theMIDos reaparata VetVstlor aVLa aVXILIo perstet, Petre, saCrata tVo“

Übersetzt lautet es „Es erhebt sich die erneuerte recht alte Gerichtshalle. Mit Deiner Hilfe möge sie feststehen, Petrus, da Sie Dir geweiht ist.“ Die hervorgehobenen Buchstaben ergeben dabei als Chronogramm die Jahreszahl 1755.

Bildstock auf der Rathaustreppe

Bildstock vor dem Rathaus

Der Bildstock wurde erstmalig am 17. November 1688 urkundlich erwähnt. Es wird bestätigt, dass der Steinhauer Sebastian Walck 9 Taler und 12 Groschen wegen des veraccordirten Heiligen Hauses bekommen hat. Die Jahreszahl ist eingemeißelt. Ebenfalls ist ein Bibelspruch eingemeißelt, der sich über drei Seiten hinzieht: In nomine jesu flectatur omne genu Coelestium Terrestrium Infernorum. (Im Namen Jesu möge sich heute jedes Knie der Himmlischen Irdischen und Unterirdischen)

Insgesamt hat der Bildstock eine Höhe von 3,35 m und eine Breite von 1,20 m. Er steht vor der Mittelachse der Fassade über der Freitreppe. Gefertigt wurde er aus Grünsandstein.

Unterhalb des mit Kugeln bekrönten Giebels ist ein Christogramm, hervorgehoben durch einen Strahlenkranz.

Die Nische ist mit Ziergittern verschließbar. Über 250 Jahre stand in ihr eine 1,25 m hohe hölzerne Madonna, die nach ihrer Restaurierung durch das Landesdenkmalamt in Münster in der Rathausshalle aufgestellt wurde, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen. Im unteren Teil ist ein alter Wappenstein des ehemaligen oberen Tores, er zeigt das alte Stadtwappen Brilons. Das Wappen wurde nach 1742 nachträglich zugefügt. In früherer Zeit war das Wappen farbig gefasst.[10]

Turm

Im Turm befindet sich die 1578 gegossene Stundenglocke. Auf der Glocke befindet sich folgende Inschrift: Sit nomen Domini benedictum. Rochus Nelman ne fecit anno Dom. 1578 (Rochus Nelman schuf mich im Jahre des Herrn 1578). Vom selben Glockengießer stammt auch die fünf Jahre später gegossene Bürgerglocke im Rathaus..[11]

Sonstiges

  • Die Hirschgeweihe an der Fassade symbolisieren das einstige Recht der „hohen Jagd“ der Stadt Brilon.

Quellen

  1. Gerhard Brökel, Briloner Heimatbuch Band I, Seite 28
  2. Brilon Tourismus
  3. Alfred Bruns, Invrentar des Stadtarchivs Brilon, Bestand A, Hrsg. Landesamt für Archivpflege, 1970, Seite158
  4. Gerhard Brökel, Briloner Heimatbuch, Band I, Seite 28,29
  5. Stadtgestalt und Denkmalschutz im Städtebau, Landeswettbewerb 1977/78, Wettbewerbsleistung der Stadt Brilon, Hrsg. Stadt Brilon von Jürgen Buschmeyer, Seite 12
  6. Franz Schrewe
  7. Briloner Heimatbuch, Band 1, Hrsg. Briloner Heimatbund, 1991, Seite 30
  8. Gerhard Brökel, Briloner Heimatbuch Band I, Hrsg. Briloner Heimatbund, 1991, Seiten 30 und 31
  9. Reclams Kunstführer, Deutschland III, Baudenkmäler. 1975, Seite 109, ISBN 3-15-008401-6
  10. Gerhard Brökel, Vergangene Zeiten, Seiten 13–15 ISBN: 3-86133-341-4
  11. St. Patrokli 954 – 1976, Hrsg. St. Patrokli-Propsteigemeinde Soest, 1976, Dietrich Coelde Verlag Werl, Seite 44
51.3951916666678.5676611111111

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